Nur noch 20.023

Apothekenzahl weiter im Sinkflug

Berlin - 25.04.2017, 10:35 Uhr

226 weniger: Im vergangenen Jahr sank die Apothekenzahl weiter, Ende 2016 gab es laut ABDA noch 20.023 Betriebsstätten. (Foto: dpa)

226 weniger: Im vergangenen Jahr sank die Apothekenzahl weiter, Ende 2016 gab es laut ABDA noch 20.023 Betriebsstätten. (Foto: dpa)


Die Apothekenzahl sinkt weiter. Nach einer aktuellen Mitteilung der ABDA gab es Ende 2016 noch 20.023 Apotheken in Deutschland. Ein Jahr zuvor hatte es noch 20.249 Apotheken gegeben. Gleichzeitig stieg im vergangenen Jahr die Anzahl der Beschäftigten in den Apotheken. Inzwischen arbeiten dort mehr als 156.000 Menschen.

Auch im vergangenen Jahr sank die Apothekenzahl weiter. Zwischen Januar und Dezember 2016 verringerte sich die Apothekenzahl um weitere 226 Betriebsstätten, also umgerechnet um etwa 1 Prozent. Im Dezember 2015 hatte es noch 20.249 Apotheken in Deutschland gegeben. Im November hatte die ABDA den weiteren Rückgang bereits angekündigt, damals lag die Zahl noch bei 20.093.

Sollte sich diese Entwicklung in den ersten vier Monaten dieses Jahres bestätigt haben, dürfte die Apothekenzahl derzeit bereits unter die 20.000-Marke gerutscht sein. Damit nähert sich die Quote auch dem Stand zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung an: 1990, also zum Zeitpunkt der Zusammenführung beider deutscher Apothekensysteme, gab es 19.898 Apotheken. Was die Apothekendichte betrifft, liegt Deutschland weiterhin knapp unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union. Rund 25 Apotheken kommen hierzulande auf 100.000 Einwohner. Der EU-Durchschnitt liegt bei 31. Am geringsten ist die Apothekendichte in Dänemark, wo nur sechs Apotheken auf 100.000 Einwohner kommen.

Apotheken sind Jobmotor

Trotz der rückgängigen Apothekenzahl sind die Apotheken weiterhin Jobmotor im Gesundheitswesen. Die Zahl der Apothekenbeschäftigten ist im vergangenen Jahr von 154.528 auf 156.428 gestiegen. Laut ABDA liegt der Frauenanteil konstant bei 89,1 Prozent aller Arbeitsplätze. Die ABDA erklärt den Anstieg insbesondere durch den Aufbau von pharmazeutischem Personal: Im Jahr 2015 waren noch 63.660 Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) in den Apotheken beschäftigt, im Jahr 2016 waren es schon 65.658 PTA.

Die Zahl der in den Apotheken beschäftigten Apotheker ist derweil mit 50.123 relativ konstant geblieben. Darüber hinaus gehören zum Apothekenpersonal auch Pharmazeutisch-Kaufmännische Angestellte (PKA) mit 33.193 Beschäftigten, Apothekerassistenten und Pharmazie-Ingenieure mit 5.803 Beschäftigten sowie Pharmazeuten im Praktikum mit 1.651 Beschäftigten.

Am morgigen Mittwoch startet in Berlin das 54. DAV-Wirtschaftsforum. Traditionell gibt die ABDA dort alle aktuellen Zahlen aus dem Apothekenmarkt bekannt.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Zahlen

von Holger am 26.04.2017 um 8:50 Uhr

"Sinkflug" bei einem Rückgang um 1% ... naja. Die Anzahl der Krankenhausapotheken hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert, redet da einer von Apothekensterben??

Gleichzeitig steigt aber die Anzahl der in den Apotheken Beschäftigten. Ganz vereinfacht ergibt sich daraus doch Folgendes:
1. Der durchschnittliche Weg eines Kunden/Patienten in die Apotheke wird länger (in der Größenordnung 1%)
2. Die Arbeit pro Apotheke wird mehr
3. Die Arbeit pro Apothekenbeschäftigten wird aber weniger!
4. Die Anzahl der (selbständigen) Apothekenleiter nimmt ab.

Ganz ehrlich - ich persönlich sehe in keiner dieser vier Entwicklungen ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem.

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AW: Milchmädchen, ik hör dir rechnen

von Christian Becker am 26.04.2017 um 13:14 Uhr

<Zitat>
1. Der durchschnittliche Weg eines Kunden/Patienten in die Apotheke wird länger (in der Größenordnung 1%)
2. Die Arbeit pro Apotheke wird mehr
3. Die Arbeit pro Apothekenbeschäftigten wird aber weniger!
4. Die Anzahl der (selbständigen) Apothekenleiter nimmt ab.
</Zitat>
2-4 mögen vielleicht hinkommen, bei 1. wäre ich da nicht so sicher. Vielleicht stimmt das auch im Durchschnitt (wobei man aber auch sehen muss, dass die Entwicklung ja weitergeht, der längere Weg also quasi mit 1% verzinst wird), davon hat nun aber die Bevölkerung auf dem Land nichts, wenn sie jetzt statt ca. 1 km zur Apotheke in der Ortsmitte 5 - 10 km in den nächsten Ort fahren muss.

Dass es so wenige Krankenhausapotheken gibt, ist sicherlich auch bedauerlich, aber nur, weil es da schlechter aussieht, kann man ja nicht sagen, dass das Apothekensterben unproblematisch ist.

Dänemark

von Hubert Kaps am 25.04.2017 um 13:14 Uhr

Warum wird in solchen Beiträgen regelmäßig die Apothekendichte Dänemarks erwähnt. Wer die Statistik kennt, erkennt sofort, dass es sich bei Dänemark offensichtlich um einen statistischen Ausreißer handelt. In der gegenwärtigen Situation ist das einfach nicht hilfreich, suggeriert diese Zahl doch durchaus noch ein gewaltiges Sinkpotential für die Apothekenzahl in Deutschland. Bitte alle an einem Strang ziehen, liebe DAZ.

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AW: Dänemark

von Benjamin Rohrer am 25.04.2017 um 20:07 Uhr

Lieber Herr Kaps,

vielen Dank für Ihre Anmerkung. Es ging mir allerdings nicht darum, das deutsche und das dänische Apothekenwesen zu vergleichen. Noch viel weniger wollte ich den dänischen Apothekenmarkt als "Beispiel" verstanden wissen. Vielmehr habe ich sachlich beschrieben, wie es um die Apothekendichte in Europa derzeit bestellt ist. Und dabei ist Dänemark nun einmal das Land mit der geringsten Apothekendichte, ich habe es also als unteres Ende der Skala einfach nur genannt.

Viele Grüße!

Benjamin Rohrer

Statistik schön und gut

von Christiane Patzelt am 25.04.2017 um 11:53 Uhr

Mir fehlt ja bei solchen Berichten leider immer wieder die Erwähnung der Verdichtung der Arbeit. Kam ich als Inhaberin vor 2008 mit einer Wochenstundenzahl von 50 gut hin, bin ich mittlerweile bei einer 80Stunden-Woche angelangt. Aufgrund des Personalmangels findet meine Unternehmensführung ( sprich Büroarbeiten, Strategieentwicklung etc.) regelmäßig nur an Samstagnachmittagen und Sonntagen statt! Das kann doch alles nicht wahr sein....! Dafür hab ich studiert? Für diese Art der Versklavung?

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AW: Statistik schön und gut

von Heiko Barz am 25.04.2017 um 20:34 Uhr

Danke, Christiane, endlich bestätigt mal wieder jemand die 'Versklavung' unsere Berufes.
Die schönste Dekade meiner beruflichen Laufbahn dagegen war von 1970 bis 1980. Da fühlte ich mich wirklich noch als Apotheker in seinem Beruf bestätigt.
Der erste Unruhestifter als Gesundheitsminister hieß später Ehrenberg und war natürlich von der SPD. Damals kam auch das erste Generikum Cinnarizin Forte von Ratiopharm als Stutgeron forte Ersatz auf den Markt.
Das Entsetzen der Kollegen über Merkle Ulm war für diese neue Billigschiene dementsprechend groß.
Sklavenhaltige Abhängigkeit jedenfalls gab es zu der Zeit mit Sicherheit nicht.
Kollegiale Grüße,
Heiko Barz

knapp?

von Anita Peter am 25.04.2017 um 11:09 Uhr

Sind 20% unter EU Durchschnitt knapp?

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AW: "Knapp"

von Benjamin Rohrer am 25.04.2017 um 11:25 Uhr

Sehr geehrte Frau Peter,
ich kann meine Anmerkung aus dem vergangenen Jahr zum gleichen Thema nur wiederholen:

Mit Blick auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Zahlen zur Apothekendichte in Europa ist die Bezeichnung "knapp" aus meiner Sicht zutreffend. Wenn Sie die Statistik kennen, wissen Sie, dass es in Griechenland 87 Apotheken pro 100.000 Einwohner gibt. In Dänemark gibt es hingegen nur 6 Betriebsstätten auf 100.000 Bürger. Vor dem Hintergrund dieser doch gewaltigen Unterschiede kann eine Abweichung von sechs Apotheken zum EU-Durchschnitt aus meiner Sicht als "knapp" bezeichnet werden.

Viele Grüße.

Benjamin Rohrer

AW: Dänemark...

von Rolf Lachenmaier am 25.04.2017 um 12:11 Uhr

... https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/05/18/filialexplosion-in-danemark
geschrieben von "B. Rohrer": 6 Apos in Dänemark pro 100.000 im Jahr 2014 - seitdem Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich. Gibts beim DAV zwei "B. Rohrers"?

AW: knapp

von Benjamin Rohrer am 25.04.2017 um 17:58 Uhr

Lieber Herr Lachenmeier,

nein, in der Tat gibt es nur einen Benjamin Rohrer beim DAV :-)

Zu Ihrer Frage: Sie haben völlig richtig beobachtet, dass die absolute Apothekenzahl in Dänemark seit der Liberalisierung im Filial-Bereich explodiert ist in den vergangenen Jahren. Allerdings hat sich an der Position Dänemarks in der EU-Tabelle zur Apothekendichte nichts geändert: Auch mit den ganzen neuen Filialen ist die Apothekendichte bei unseren Nachbarn im Norden weiterhin am niedrigsten.

Viele Grüße!

Benjamin Rohrer

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