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Pharmakonzerne
Fresenius steigt ins Biosimilars-Geschäft ein
Der Medizinkonzern Fresenius stellt die Weichen für sein weiteres Wachstum und übernimmt durch seine Flüssigmedizin-Tochter Kabi den US-Generikahersteller Akorn. Zudem steigen die Bad Homburger in das Biosimilars-Geschäft ein und wollen hierfür die entsprechende Sparte des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA schlucken.
Für Akorn legt Fresenius 34 Dollar je Aktie und damit 4,3 Milliarden Dollar auf den Tisch, zuzüglich Schulden von bis Jahresende erwarteten 450 Millionen Dollar, wie der Dax-Konzern am späten Montagabend mitteilte. Dabei werde der Kaufpreis rein fremdfinanziert, sagte Konzernchef Stephan Sturm der Nachrichtenagentur dpa-AFX, eine Kapitalerhöhung schloss er aus. An den Mittelfristzielen des Konzerns ändere sich zunächst nichts, weil sich beide Übernahmen „neutralisierten“, ergänzte Sturm. Daher hält der Dax-Konzern an seiner Mittelfristprognose fest, wonach der Gewinn nach Minderheiten im Jahr 2020 bei 2,4 bis 2,7 Milliarden Euro landen soll. Mit positiven Auswirkungen beider Zukäufe zusammen sei dann ab 2021 zu rechnen.
Der Biosimilars-Bereich von Merck wechselt für einen Kaufpreis von bis zu 670 Millionen Euro den Besitzer. So will Fresenius zunächst mit dem für das zweite Halbjahr erwarteten Abschluss der Übernahme 170 Millionen Euro in bar an Merck zahlen. Des Weiteren könnten Meilensteinzahlungen von bis zu 500 Millionen Euro folgen, die an das Erreichen bestimmter Entwicklungsziele geknüpft seien. Die Übernahme von Akorn soll vorbehaltlich aller behördlichen Genehmigungen und der Zustimmung der Aktionäre bis Anfang 2018 unter Dach und Fach sein. Der Verwaltungsrat von Akorn empfehle den Aktionären die Annahme des Angebots von Fresenius Kabi. Auch der mit über 25 Prozent größte Akorn-Anteilseigner wolle die Transaktion unterstützen.
Der erst seit Juli vergangenen Jahres amtierende Fresenius-Chef Stephan Sturm
will das Wachstumstempo des Unternehmens in den kommenden Jahren hoch halten
und setzt dabei gezielt auf Übernahmen. Beide Transaktionen sieht er daher als
strategische und sich ergänzende Schritte, mit denen Fresenius nicht nur
mittelfristig, sonder auch fit für sein Wachstum im nächsten Jahrzehnt werde,
wie er sagte.
Fresenius und Merck wollen zusammen an Biosimilars arbeiten
Akorn ist in den USA mit einem breiten Produktangebot präsent. Hierzu zählen intravenös zu verabreichende Arzneimittel ebenso wie Cremes, Salben und Gels, sterile Augenarzneimittel sowie Flüssigmedikamente zur Anwendung in Mund, Nase, Ohr und den Atemwegen. Derzeit werden diese größtenteils verschreibungspflichtigen Arzneimittel fast ausschließlich in den USA und dort über Apotheken sowie an Ärzte und Krankenhäuser vertrieben. Damit erschließe sich Fresenius ein bisher nicht verfügbarer Marktzugang, der später auch für die Biosimilars-Produkte genutzt werden könnte, erläuterte Sturm.
Branchenexperten hatten bereits in den vergangenen Tagen auf die
Synergiepotenziale zwischen Akorn und Fresenius Kabi hingewiesen. Mittelfristig
rechnet Kabi mit jährlichen Kosten- und Wachstumssynergien der Übernahme von
rund 100 Millionen Dollar vor Steuern. Gleichzeitig dürften zwischen 2018 und
2022 Integrationskosten von rund 140 Millionen Euro vor Steuern anfallen, der
größte Teil hiervon bereits im Jahr 2018.
Auch dass Merck sein Biosimilars-Geschäft verkaufen will, war bereits seit Längerem bekannt. Die Übernahme umfasst nun die vollständige Produktpipeline
mit Schwerpunkt auf Krebs- und Autoimmunerkrankungen. Ebenso übernommen werden
die mehr als 70 Mitarbeiter an den Standorten Aubonne und Vevey in der Schweiz.
Bei Merck war die Sparte im Jahr 2012 gegründet worden, hatte bislang aber
keine Umsätze erwirtschaftet. Aktuell befindet sich ein Nachahmer-Mittel auf
den Blockbuster Humira von Abbvie gegen Schuppenflechte (chronische
Plaque-Psoriaris) im letzten Stadium der klinischen Entwicklung, der Phase 3. Fresenius
Kabi will nun die Entwicklung der Biosimilars in Partnerschaft mit Merck weiter
vorantreiben und erwartet erste Umsätze aus dem übernommenen Geschäft gegen
Ende 2019. Merck soll zudem umsatzbezogene Zahlungen im einstelligen Prozentbereich
erhalten.
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