Bayern

Apotheker verlässt Kammervorstand wegen easy-Apotheke

Berlin - 28.04.2017, 14:18 Uhr

Neuer Lebensweg: Apotheker Christian Machon aus Unterfranken hat eine easy-Apotheke eröffnet und wurde dafür im Kammervorstand heftig kritisiert. Nun verlässt er den Vorstand. (Foto: privat)

Neuer Lebensweg: Apotheker Christian Machon aus Unterfranken hat eine easy-Apotheke eröffnet und wurde dafür im Kammervorstand heftig kritisiert. Nun verlässt er den Vorstand. (Foto: privat)


Die Bayerische Landesapothekerkammer muss sich ein neues Vorstandsmitglied suchen. Apotheker Christian Machon aus Unterfranken hat dem restlichen Vorstand seinen Rückzug aus dem Gremium erklärt. Der Grund: Machon hat eine easy-Apotheke eröffnet und wurde von einigen Kammermitgliedern dafür stark kritisiert.

Eigentlich ist Christian Machon ein Vorzeige-Apotheker: Der 43-jährige Pharmazeut aus Unterfranken betreibt eine Landapotheke in Unsleben, einer 900-Seelen-Gemeinde in der bayerischen Rhön. 2007 übernahm er eine weitere Landapotheke im benachbarten Mellrichstadt. In seiner Gemeinde gilt Machon als Ansprechpartner Nummer eins in Sachen Gesundheit – in den vergangenen Jahren haben fast alle Arztpraxen um die Apotheke in Unsleben herum aus Altersgründen geschlossen. Zudem engagiert sich Machon seit Jahren in der Berufspolitik: Erst wurde er in die Kammer als Delegierter gewählt, 2010 sogar in den Vorstand.

Für die Kammer war er nicht zuletzt wegen seiner guten politischen Beziehungen so wichtig: Machon ist CSU-Mitglied, die Bundestagsabgeordnete aus seinem Wahlkreis ist keine geringere als Dorothee Bär (CSU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Den Apothekern dürfte auch die SPD-Abgeordnete aus Machons Wahlkreis bekannt sein: Sabine Dittmar. Auch Machon selbst versuchte bereits in den Bundestag einzuziehen, scheiterte 2009 jedoch.

Landapotheke durch Praxisschließungen bedroht

Eigentlich stand Machons weiterer Karriere im Kammervorstand also nichts im Wege. Nun ist diese Karriere allerdings zumindest unterbrochen. Denn nach Informationen von DAZ.online reichte Machon in dieser Woche seinen Rücktritt als Vorstandsmitglied ein. Dem Vernehmen nach hatte es in Bayern in den vergangenen Wochen einige Diskussionen um Machons neue Apotheke gegeben: eine easy-Apotheke in Neustadt an der Saale. Gegenüber dem Kaufland-Supermarkt eröffnete Machon im Zentrum von Neustadt seine dritte Apotheke.

Gegenüber DAZ.online erklärte er: „Die Schließung der Arztpraxen rund um Unsleben habe ich schon deutlich gemerkt in den Rezeptumsätzen meiner ersten Apotheke. Es ging für mich also darum, ein weiteres wirtschaftliches Standbein zu schaffen. Und für eine Neueröffnung hier in der Region kam derzeit nur eine relativ große Räumlichkeit in Neustadt infrage. Ohne die Unterstützung von easy-Apotheke hätte ich die Neueröffnung nicht alleine tragen können.“

easy-Apotheke entspricht nicht den Vorstellungen der Kammer

Dass er dafür nun sein Amt in der Kammer aufgeben muss, stimmt Machon traurig: „Die Arbeit in der Berufspolitik hat mir einen riesigen Spaß gemacht, wir hatten ein super Team im Kammervorstand. Aber ich kann natürlich auch verstehen, dass meine persönliche Entwicklung nun nicht mehr zu den Vorstellungen der Kammer passt.“ Ob er neben seiner Vorstandstätigkeit nun auch sein Delegiertenmandat in der Kammer niederlegen möchte, will Machon sich zu einem späteren Zeitpunkt überlegen.

Auch Kammerpräsident Thomas Benkert ist nicht unbedingt glücklich über diese Entwicklung. Gegenüber DAZ.online sagte Benkert: „Christian Machon war in den vergangenen Jahren ein wichtiges Vorstandsmitglied in der Kammer, er setzte sich für den Berufsstand ein und hat gute Beziehungen zur Politik. Ich finde es schade, wenn Herr Machon nun zurücktritt.“

Kammerpräsident Benkert bedauert den Rücktritt - teilweise

Was Machons neue Apotheke betrifft, hat Benkert jedoch klare Vorstellungen: „Seine persönliche Entscheidung, eine easy-Apotheke zu gründen, ist nur bedingt vereinbar mit den Vorstellungen, die wir als Vertreter des Berufsstandes haben und nach außen gegenüber der Politik vertreten. Wir können nicht in Gesprächen mit Politik und Krankenkassen auf die Gleichpreisigkeit setzen und für das Modell der klassischen Apotheke vor Ort kämpfen und gleichzeitig eine easy-Apotheke eröffnen. Denn das Konzept der easy-Apotheke ist es nun einmal, über einen aggressiven Preiskampf im Markt zu bestehen. Das gesamte äußere Erscheinungsbild der easy-Apotheken ist sehr kettengeprägt und entspricht nicht unseren Vorstellungen einer Apotheke.“

Kommende Woche trifft sich die Bayerische Landesapothekerkammer in Würzburg zu einer Delegiertenversammlung. Dann dürfte auch Machons Platz im Vorstand neu besetzt werden. Neben Präsident Benkert und Vizepräsidentin Jutta Reiwitzer gehören dem Gremium derzeit an: Ulrich Koczian, Elke Wanie, Cynthia Milz (angestellte Apothekerin, die auch im geschäftsführenden Vorstand der ABDA sitzt), Frank Dörje, Doris Unterreitmeier sowie Thomas Leitermann.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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