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Herstellerverbände räumen Defizite ein und versprechen Besserung
Der Vorwurf der Umweltbelastung durch Medikamentenproduktion in Schwellenländern sei bereits mehrfach erhoben worden, erklärte dazu auf Nachfrage Rolf Hömke, Sprecher des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen. Defizite seien möglich. Die Firmen des Verbandes hätten sich im vergangenen September deshalb auf Maßnahmen zur Rückverfolgung der Herstellung geeinigt. In den kommenden Jahren sollten Zulieferer aus Schwellenländern zum Beispiel auch auf Umweltaspekte überprüft werden. Diese Vereinbarung hätten bisher aber nicht alle deutschen Pharma-Unternehmen unterzeichnet.
Der Branchenverband Pro Generika hat sich ebenfalls mit den Vorwürfen auseinander gesetzt. Seine Mitgliedsunternehmen hätten bereits Maßnahmen ergriffen, die die Produktionsbedingungen weiter verbessern werden, heißt es unter anderem in einem Katalog von Fragen und Antworten zur Antibiotikaproduktion im In- und Ausland.
Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie erklärte: „Pharmaunternehmen kontrollieren die Qualität ihrer Zulieferer im Ausland mindestens nach den gesetzlichen pharmazeutischen Standards, die für Deutschland gelten“. Er ist überzeugt, dass Pharmaunternehmen, die Arzneimittelbestandteile aus Asien einkaufen oder dort herstellen lassen, den Bericht zum Anlass nehmen werden, auf die Einhaltung vereinbarter Umweltrichtlinien stärker einzuwirken. „Die Industrie hat jedoch keinen Einfluss auf die von den jeweiligen Ländern gesetzten Umweltstandards“, so Gerbsch. Zugleich stellt er klar: „Zustände, wie sie vom NDR dokumentiert wurden, sind inakzeptabel“. Dieser Herausforderung müssten sich Pharmaindustrie, alle vergleichbar betroffenen Branchen, Politik und die Gesellschaft gemeinsam stellen.
Gröhe sieht internationale Gremien gefordert
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) meldete sich ebenfalls zu Wort, sieht sich aber offensichtlich nicht direkt selbst gefordert: „Dass Unternehmen das Wasser nicht mit gefährlichen Stoffen verunreinigen dürfen, muss generell gelten“, sagte er. „Es ist unerlässlich, dass Pharmaunternehmen ihre Abwässer entsprechend aufbereiten, und zwar überall, auch in Schwellenländern.“ Darauf müssten internationale Gremien im Wirtschafts- und Umweltbereich hinwirken.
Die Autoren der Dokumentation sehen die Gründe für die Produktionsbedingungen im Ausland auch im Preiskampf auf dem Pharma-Markt. Damit Antibiotika möglichst kostengünstig angeboten werden könnten, finde die Herstellung heute zu 80 bis 90 Prozent in Ländern wie Indien oder China statt. Eines der letzten großen europäischen Werke in Frankfurt-Hoechst habe 2016 die Produktion eingestellt, sagte NDR-Autor Christian Baars.
In Indien stießen die Bedenken der Forscher auf Kritik. „Es ist Quatsch, Industrieabwässer mit dem Transfer resistenter Bakterien auf Menschen zu korrelieren. Die Vorgänge sind deutlich komplizierter“, sagte Chandra Bhushan, stellvertretender Geschäftsführer des Think-Tanks-Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu Delhi. Das Phänomen resistenter Bakterien gebe es weltweit. „Die USA sind der größte Konsument von Antibiotika. Dort findet man Rückstände von Antibiotika in jedem Produkt mit Hühnchenfleisch.“
3 Kommentare
Die Globalisierung schlägt zurück
von sorglos am 09.05.2017 um 6:03 Uhr
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... nur eine von vielen Quellen
von Marco Böttger am 05.05.2017 um 7:10 Uhr
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Superkeime - na und ?! ist ja so gewollt von Politik und GKV
von Ratatosk am 04.05.2017 um 18:51 Uhr
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