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Neue Nutzung
Kaffee, Kuchen und Übernachtungen in historischer Bautzener Apotheke
Seit 1903 gab es an der Goschwitzstraße im sächsischen Bautzen die Goethe-Apotheke. Zwar ist sie seit über zwei Jahren geschlossen, doch ihre Geschichte und die historische Einrichtung werden in einem neuen Hotel im Apotheken-Haus weiterleben.
Die historischen Apothekerschränke im Stil des Jugendstils aus der Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts stehen gut verpackt noch dort, wo sie zum Teil bereits seit den Anfängen der Goethe-Apotheke im Jahr 1903 stehen. Und auch wenn es die Apotheke in der sächsischen 40.700-Einwohner Stadt Bautzen in der Oberlausitz nicht mehr als solche gibt, werden ihre historische Einrichtung und die Geschichte doch noch lange weiterleben – als Bestandteil eines Hotels, das derzeit im Haus der alten Goethe-Apotheke entsteht.
Ob das Hotel selbst auch den Namen der Apotheke tragen wird, stehe noch nicht fest. „Aber in jedem Fall wird das Haus weiter den Namen ‚Alte Goethe-Apotheke‘ tragen“, sagt Mathias Weise, der designierte Direktor des in Entstehung begriffenen Hotels, an dem seit dem Jahr 2015 gebaut wird. Vor Kurzem konnte man nach umfangreicher Renovierung, zu der auch ein neuer Dachstuhl gehörte, Richtfest feiern. Die Eröffnung des neuen Hotels ist für November geplant.
Apotheke soll sich auf der Speisekarte wiederfinden
„Ich finde es wichtig, dass die Geschichte des Hauses und der Apotheke erhalten bleibt“, sagt Weise. Die Apotheke soll auf vielfältige Art in das Konzept des Hotels einfließen, an dem noch gearbeitet wird. „Ab Sommer wird die historische Einrichtung wieder ausgepackt und aufgearbeitet“, sagt Weise. Bislang sei sie eingepackt, um sie vor dem Dreck und möglichen Beschädigungen bei den Bauarbeiten zu schützen. Nach der Eröffnung werden Schränke und HV-Tisch dann Bestandteil eines Cafés sein, in dem man im historischen Ambiente Kaffee und Kuchen essen kann, statt Arzneimittel zu bekommen. „Das ‚Kräutermischen und Pillendrehen‘ wird sich dann auch etwa in den Zimmernamen wiederfinden und auf der Speisekarte“, sagt Weise. Auch Apotheker-Cocktails und viele andere Hinweise auf die Apotheken-Vergangenheit kann sich der zukünftige Hoteldirektor gut vorstellen. Und auch weitere Elemente aus der Geschichte des Hauses, in dem sich vor 1903 unter anderem auch mal eine Baumschule befunden hatte, sollen lebendig bleiben, sagt Weise.
Seit Beginn im Besitz derselben Apothekerfamilie
Die Goethe-Apotheke geht historisch weiter zurück auf die Schlossapotheke, die in Bautzen im Jahr 1699 gegründet wurde. 1903 zog die Apotheke aus der Schlossstraße in die Goschwitzstraße und bestand dann seit dem Jahr 1902 als Goethe-Apotheke weiter. Seit Beginn war sie im Besitz der Apotheker-Familie Leidler. Der Sohn des letzten Besitzers, Rolf Leidler, verkaufte das Haus 2015 an die Bauherren des Hotels. „Herr Leidler war auch beim Richtfest dabei und konnte einige Geschichten aus der Vergangenheit beisteuern“, sagt Weise. Zur Eröffnung werde man ihn bestimmt wieder einladen. Viele Accessoires der Apotheke wie ein Druckstock für Rezeptblöcke und einiges mehr stammen ebenfalls von ihm und sollen fester Bestandteil der zukünftigen Hotel-Einrichtung werden.
In den hinteren Apotheken-Räumen entsteht ein Restaurant
Dem Vater von Rolf Leidler, Paul Leidler, ist es dabei zu verdanken, dass die historische Jungendstil-Einrichtung noch existiert und in gutem Zustand ist. Unter anderem hatte er sie restaurieren lassen. Paul Leidler hatte die Apotheke lange geleitet, zum Teil zu DDR-Zeiten unter staatlicher Aufsicht, und nach der Wende die Rückübertragung der Familien-Apotheke erreicht. Noch mit über 80 Jahren hatte er hinter dem HV-Tisch gestanden, bevor er die Apotheke schließlich verpachtete.
Bei der Renovierung des historischen Gebäudes war insbesondere die ehemalige Wohnung des Apothekers entkernt und die Räume neu aufgeteilt worden. Zukünftig soll es in dem Hotel im Haus der Alten Goethe-Apotheke 14 Zimmer mit insgesamt 35 Betten geben. Individuell gestaltete Appartements werden dann besonders für Familien Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt in der Oberlausitz bieten. Außer dem Café in der ehemaligen Offizin wird es im ehemals hinteren Teil der Apotheke ein Restaurant geben sowie weitere drei Veranstaltungsräume.
Somit kann die alte Goethe-Apotheke dann auch in Zukunft noch zum Wohlfühlen der Menschen beitragen. Dass dort nun ein Hotel entstünde und die Einrichtung erhalten bliebe, sei jedenfalls wohl ganz im Sinne seines Vaters, der mit 97 Jahren im Jahr 2011 starb, sagte Rolf Leidler der Sächsischen Zeitung.
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