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Nach dem Brexit
Müssen mehr als 2000 Hausärzte Großbritannien verlassen?
Das britische Royal College of General Practitioners ist besorgt, dass der Bestand an Hausärzten in Großbritannien durch den Brexit empfindlich leiden könnte. Es könnte sein, dass dadurch mehr als 2000 Allgemeinärzte das Land verlassen müssen.
Der britische Hausärzteverband (Royal College of General Practitioners, RCGP), in dem über 50 000 Mediziner organisiert sind, warnt vor einem krassen Schwund an Kollegen durch den Brexit. Das Royal College geht nach Schätzungen davon aus, dass rund 2100 Allgemeinärzte, die ihre berufliche Qualifikation in einem anderen EU-Land oder auch in der Schweiz, Norwegen oder Island erworben haben, eventuell ihre Praxen in Großbritannien aufgeben müssten. Dies macht fünf Prozent des Hausarzt-Bestandes in England aus. In Nordirland kommen elf und in Schottland und Wales vier Prozent aus einem anderen EU-Land. Sie würden rund dreieinhalb Millionen Patienten ohne hausärztliche Betreuung zurücklassen, so die düstere Prognose des RCGP.
Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein. Zwar hat der National Health Service England in seinem Ausblick bis zum Jahr 2020 eine Mehrausstattung mit 5000 Vollzeitkräften zugesichert. Die jüngsten Entwicklungen sind jedoch nicht gerade ermutigend. NHS England berichtet von einem Hausärzteschwund in Höhe von circa 450 Vollzeit-Equivalenten im letzten Quartal 2016.
Bereits im Vorgriff auf
die allgemeinen Wahlen im Juni fordert das RCGP deshalb von der Folge-Regierung
mit Nachdruck, im Rahmen der Brexit-Verhandlungen dafür zu sorgen, dass die
Arbeitserlaubnisse für nicht-britische Ärzte aus der EU bzw. dem EWR im
NHS weiter bestehen bleiben.
Bürger wollen die EU-Ärzte
Die Mehrheit der Briten will die ausländischen Ärzte offenbar ebenfalls behalten. Dies hat eine Umfrage von YouGov Mitte Mai 2017 im Auftrag des Royal College ergeben. Fast 60 Prozent der Befragten wünschen sich eine Arbeitsgarantie für diese Ärzte auch nach dem Brexit, und 56 Prozent meinen, dass danach auch noch weitere dazukommen können sollten. Darüber hinaus soll es nach dem Willen des Hausärzteverbandes auch Ärzten aus Drittländern über den Flüchtlingszuzug erleichtert werden, in Großbritannien zu leben und zu arbeiten.
„Wir brauchen in ganz Großbritannien dringend Tausende von Allgemeinärzten mehr.“ sagt die Vorsitzende des Verbandes Helen Stokes-Lampard. „Und nun sieht es so aus, als ob wir es riskieren, über 2000 durch den Brexit zu verlieren. Die Arbeitskräfte aus der EU in der Allgemeinversorgung und im NHS insgesamt spielen eine zentrale Rolle für die Versorgungssicherheit. Es ist essenziell, dass sie sich willkommen und geschätzt fühlen und dass ihre Zukunft sicher ist. Diese Qualifikation und Erfahrung zu verlieren, wäre desaströs für die Nachhaltigkeit unserer Gesundheitsversorgung.”
Deutlich mehr Geld für die hausärztliche Versorgung
Laut
National Health Service England ist der hausärztliche Sektor der bei Weitem
größte Bereich in der britischen Medizin. In den letzten zehn Jahren sei dieser
allerdings durch eine dauernde Unterfinanzierung geschwächt worden. Dieser
Fehler soll nun wieder gutgemacht werden, so steht es in dem NHS-Ausblick. Bis
2020/2021 sollen pro Jahr 2,4 Milliarden britische Pfund mehr in den Sektor
investiert werden. Dies bedeutet eine Aufstockung von 9,6 Milliarden in
2015/2016 auf mehr als 12 Milliarden in fünf Jahren und effektiv plus 14
Prozent. Für den Rest des NHS soll es demgegenüber jährlich nur acht Prozent mehr
geben.
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