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DAZ.online-Serie „Die Besonderen“
Ein Apotheker mit innovativem Digitalisierungs-Konzept
Der Dorstener Apotheker Felix Holzwarth hat aus der Not, sich mit Medikationsplänen beschäftigen zu müssen, eine Tugend gemacht: Gemeinsam mit dem Münchner Unternehmen smartpatient hat er ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem Patienten per App zur Therapietreue bewegt werden. Dafür gab es bereits den Deutschen Apotheken-Award als Auszeichnung.
„Eigentlich“, sagt Felix Holzwarth, „wollte ich gar kein Apotheker werden.“ Seine Eltern sind beide Apotheker seit über 40 Jahren und er sei „quasi in der Apotheke geboren“, sagt er. Das habe ihn als Jugendlichen eigentlich eher davon abgeschreckt. „Dann aber war ich in der elften Klasse bei einem Schüleraustausch in den USA in einer Apotheke. Und das roch plötzlich wie Zuhause“, sagt er. Da sei ihm klargeworden, dass er doch in die Fußstapfen seiner Eltern treten würde.
„Apotheker ist heute mein Traumberuf“, sagt der 41-Jährige, der im Jahr 2000 sein Studium abschloss. Gemeinsam mit seiner Frau Corina, ebenfalls Apothekerin, führt er seit dem Jahr 2014 die fünf Holzwarth-Apotheken im nördlichen Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen, in den Orten Dorsten, Gladbeck, Raesfeld, Dorsten-Lembeck und Marl. „Das Besondere dabei ist, dass man ganz nah an den Menschen ist“, sagt er, „dass jeder Fall irgendwie anders ist und andere Lösungen verlangt.“ Viele seiner Freunde aus dem Studium seien heute beratend in Unternehmen tätig, sagt er. „Die wissen dann manchmal gar nicht mehr, was die ganz normalen Menschen eigentlich für Probleme haben“, sagt Holzwarth. Besonders die Nähe zu den Menschen unterscheide damit den Beruf des Apothekers von Berufen in der Pharma-Branche, sagt er – und mache ihn auch aus.
App als zeitgemäße Lösung für Patienten
„Wir haben ja sowas wie eine Vermittler- und Ratgeber-Funktion zwischen Ärzten und Patienten“, sagt er. Das, ein großes Maß an Technik-Affinität und dass man sich im vergangenen Jahr gezwungener Maßen mit dem Thema Medikationsplan auseinandersetzen musste, hat dazu geführt, dass sich der Apotheker Gedanken gemacht hat, wie er das Thema patientenfreundlich umsetzen kann. „Der Medikationsplan auf Papier ist ja eigentlich ein eher antiquiertes Medium“, sagt er. Auf der Suche nach einer zeitgemäßeren Lösung, Patienten zur Therapietreue und damit auch mehr Therapierfolg zu verhelfen, sei er auf die App „MyTherapy“ des Münchner Start-Ups smartpatient gestoßen, erklärt Holzwarth.
Das 2012 gegründete Unternehmen smartpatient hat einen Fokus auf die Unterstützung chronisch Kranker im Alltag. Seine App MyTherapy bekam bereits in der Entwicklungsphase den Technologiepreis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie verliehen. „Allerdings war die App zunächst eher etwa für die Überwachung von Studien geeignet“, sagt Holzwarth, der dann die Weiterentwicklung anregte.
Hoher Bedarf bei Patienten nach sicheren Lösungen
Gemeinsam entstand so das Projekt „Adhärenz für die Hosentasche“, das dafür sorgen soll, dass der Patient an der verordneten Therapie „haften“ bleibt. Mittels der Smartphone-App „MyTherapy“, die Holzwarth und die smartpatient-Gründer Philipp Legge und Julian Weddige für den Zweck gemeinsam weiterentwickelten, werden die Patienten nun an die regelmäßige Einnahme erinnert. Auch wenn die Packung sich dem Ende nähert, wird rechtzeitig an den Nachkauf erinnert. Die kostenlos für Android- und iOS-Handys herunterladbare App ist dabei TÜV-zertifiziert und nach Aussagen der Entwickler die erste, die den mit dem E-Health-Gesetz eingeführten bundeseinheitlichen Medikationsplan per Handy-Kamera einlesen kann. In mehreren Studien unter anderem mit der Berliner Charité konnte laut der Entwickler bereits gezeigt werden, dass die App einen positiven Einfluss auf die Therapietreue der Patienten hat. „Wir haben einfach festgestellt, dass es auch einen hohen Bedarf an so einer Lösung gibt, vor allem an einer zertifiziert Sicheren“, erklärt der Apotheker. Auch verschiedene Gesundheitsparameter kann die App nach manueller Eingabe speichern. Diese lassen sich dann aus der App an den Arzt oder Apotheker mailen.
Dieses Jahr im April wurde das Projekt mit dem Deutschen Apotheken-Award des Deutschen Apothekerverbands ausgezeichnet. Es belegte den zweiten Platz in der Kategorie „Moderne Apotheke“.
In Dorsten war und ist die App im Piloteinsatz bei den Kunden seiner Apotheke. Auch andere Apotheker können die App bereits für ihre Kunden nutzen. „Es ist ja etwas schade, dass letzten Endes jetzt die Ärzte die Medikationspläne verantworten sollen“, sagt Holzwarth. Eigentlich sei der Apotheker, der sich auch mehr Zeit für die Patienten nehmen könnte und der bessere Berater in der Hinsicht sei, da der bessere Ansprechpartner, sagt er. Daher werde er die App auch weiterhin einsetzen und hofft, dass das auch viele Kollegen in Zukunft machen werden.
Technik soll Patienten, Apothekern und Ärzten nutzen
Holzwarth ist überzeugt: „Technik ist dann sinnvoll, wenn sie Patienten, Apothekern und den Ärzten nutzt“. Um jeden Preis müsse man nicht alles in der Apotheke technisieren. „Eine virtuelle Sichtwahl etwa ist hauptsächlich Show“, sagt er. Aber vieles, vor allem wenn es um die Übermittlung und den Austausch von Gesundheitsdaten geht, könne allen Beteiligten helfen. „Manchmal steht dabei auch der Datenschutz dem Wohl der Menschen eher im Weg“, meint der Apotheker. Denn unter Umständen könne der Austausch von Daten nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch den Patienten sehr helfen – oder gar Leben retten.
Wirklich etwas für die Menschen
tun und helfen zu können, zählt Holzwarth dann auch zu den schönsten
Erlebnissen im Apotheken-Alltag. Dass er sich dabei mit viel investierter Zeit
für die Menschen einsetzen kann, dafür dankt der Vater von drei Kindern auch
seiner Frau und seinen Eltern. „Ich habe eine ganz tolle Frau, die sich auch
viel um die Familie kümmert“, sagt er. Auch sein Vater Meinolf, der 1984 mit
seiner Frau Marianne die erste Holzwarth-Apotheke gründete, hilft, indem er noch
als Apotheker mit am HV-Tresen in der Dorstener Stammoffizin steht. Seine
Mutter Marianne kümmert sich als Oma ebenfalls mit um die Familie. Wenn sie ihm
so nicht den Rücken freihalten würden, wären Projekte wie die App wohl kaum zu
Stande gekommen, sagt Felix Holzwarth.
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