Rheinland-Pfalz

Gewerkschaft Verdi bestreikt Alliance Healthcare

Berlin - 08.06.2017, 13:00 Uhr

Nichts ging mehr in Ludwigshafen: Am gestrigen Mittwoch hat die Gewerkschaft Verdi einen Streik an einer Niederlassung des Großhändlers Alliance Healthcare organisiert. (Foto: dpa)

Nichts ging mehr in Ludwigshafen: Am gestrigen Mittwoch hat die Gewerkschaft Verdi einen Streik an einer Niederlassung des Großhändlers Alliance Healthcare organisiert. (Foto: dpa)


Schon wieder kracht es zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Großhändler Alliance Healthcare. Nachdem sich Verdi im vergangenen Jahr über die Arbeitsbedingungen bei der ehemaligen Anzag beschwerte, hat die Gewerkschaft nun einen ganzen Tag ein Werk in Ludwigshafen bestreikt. Der Großhändler bestreitet, dass es zu Lieferschwierigkeiten bei den Apotheken in der Region kam.

Am gestrigen Mittwoch kam es im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen zu einer groß angelegten Streikaktion in einer Niederlassung des Großhändlers Alliance Healthcare. Die Gewerkschaft Verdi rief die Beschäftigten dazu auf, die Arbeit in der kompletten Tagesschicht niederzulegen. Einem Verdi-Sprecher zufolge versammelten sich am Morgen knapp 60 Mitarbeiter vor der Alliance-Niederlassung, um zu protestieren. Der Warnstreik dauerte den ganzen Tag über an.

Worum geht es in dem Konflikt? Im Rahmen der Tarifauseinandersetzung des Groß- und Außenhandels in der Pfalz verhandeln Verdi und Alliance Healthcare seit etwa einem Monat die Gehälter der Mitarbeiter neu. Verdi fordert eine Gehalts- und Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde. Die Auszubildenden-Vergütungen sollen um 50 Cent pro Stunde steigen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 12 Monate betragen.

Welches Angebot das Unternehmen der Gewerkschaft präsentiert hat, ist bislang nicht bekannt. Zu den Auswirkungen des gestrigen Streiks auf die Apotheken in der Region erklärte eine Alliance-Sprecherin: „Die Auswirkungen für unsere Kunden hielten sich in Grenzen, da wir aufgrund unseres starken Niederlassungs-Netzwerkes die Ausfälle auffangen konnten.“ Auch ein Sprecher des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz erklärte, dem Verband seien bislang keine Einschränkungen gemeldet worden. Der Verdi-Sprecher kündigte an, dass man die Streiks zur Not fortsetzen wolle. „Wir schließen nicht aus, dass es in ein paar Wochen auch zu einem längeren Streik kommt, bei dem die Arbeit komplett niedergelegt wird. Aber das Angebot der Alliance Healthcare lag einfach viel zu weit unter unseren Forderungen.“

Verdi warnt vor Schließung von Servicecentern

Es ist nicht das erste Mal, dass Verdi und Alliance Healthcare aneinander geraten. Im September des vergangenen Jahres veröffentlichte die Gewerkschaft auf ihrer Internetseite einen Protestaufruf, in dem es hieß, dass der Großhändler sieben Servicestandorte in Deutschland schließen wolle.

Verdi erhob schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen aus der Walgreens Boots Alliance-Gruppe: „Nicht nur der seit der Übernahme stetige Abbau von Arbeitsplätzen, die damit verbundene Arbeitsverdichtung sowie die Bankrotterklärung in Sachen Ausbildung – jetzt auch noch die beabsichtigte Schließung von sieben Auftragsannahmen!“ Aus Sicht der Gewerkschaft wäre diese Entscheidung eine „gefährliche strategische Fehleinschätzung“. Denn: „Die Erreichbarkeit bei der AHD ist im Vergleich zu den Mitbewerbern jetzt schon viel schlechter und dann beschließt man auch noch aufgrund nicht erreichter Budgetzahlen die Schließung vieler Servicestandorte...“, hieß es in dem Schreiben.

Die Standortschließungen wollte die Sprecherin des Unternehmens damals nicht kommentieren. Nur so viel: „Die Marktsituation von 2010 ist nicht mit der von 2016 vergleichbar. Und das Gleiche gilt für die Unternehmensdaten in Bezug auf diese Jahre. Der gesamte Markt steht unter einem enormen Druck und alle Marktteilnehmer haben dementsprechend ihre Strukturen angepasst.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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