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Antje Tillmann
CDU-Abgeordnete verteidigt Apotheken vor Versandhandels-Kunden
Fast 1000 Briefe mit der Bitte, sich gegen das Rx-Versandverbot einzusetzen, überfluteten im Frühjahr das Büro der finanzpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Antje Tillmann. Das nahm sie zum Anlass, Bürgerinnen und Bürger in ihrem Wahlkreis Erfurt – Weimar zu einem Gespräch einzuladen über die Auswirkungen des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln.
Die finanzpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Antje Tillmann, hat am gestrigen Donnerstagabend Bürgerinnen und Bürger zu einem Gespräch über die Arzneimittelversorgung eingeladen. Anlass für die Veranstaltung waren unter anderem die PR-Aktionen der niederländischen Versandapotheke DocMorris zum Rx-Versandverbot, die insbesondere Thüringer CDU-Abgeordnete kritisch bewertet hatten.
„Ich verstehe sowohl die Befürworter eines Verbotes, die die Apotheken vor Ort und die Bereitschaftsdienste am Abend und am Wochenende gefährdet sehen, kann aber auch die Kritiker verstehen, die besonders mit der Kostenersparnis und der bequemen Lieferung nach Hause argumentieren“, hatte es Tillmann in ihrer Einladung angekündigt und hinzugefügt, man müsse hier ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Apotheken vor Ort und den Versandapotheken schaffen. Die vorgedruckten Briefe hatte seinerzeit der Versender DocMorris seinen Kunden geschickt und angeboten, diese unterschrieben an die jeweils zuständigen Bundestagsabgeordneten zu versenden. Tillmann gefiel diese Aktion nicht, zumal inzwischen vermutet wird, dass im Rahmen einer anderen Aktion Postkarten an Unionsabgeordnete geschickt worden waren, ohne dass die Absender etwas davon wussten.
Dennoch, es gab auch ernst gemeinte Zuschriften – Anlass für das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Und so versuchte die CDU-Politikerin gemeinsam mit Thomas Olejnik, Apotheker in Erfurt und Beisitzer im Vorstand des Thüringer Apothekerverbands, über die Auswirkungen des Rx-Versands zu informieren. Die Fragen und Berichte der Bürgerinnen und Bürger offenbarten, wie gering die Kenntnisse in der Bevölkerung sind über das Zustandekommen der Arzneimittelpreise, über die gesetzlichen Vorgaben für Apotheken, über die ungleichen Wettbewerbsbedingungen für ausländische Versender.
Was zählt, sind Einsparungen bei Zuzahlungen
So waren mehrere Patienten anwesend, die – zum Teil sehr energisch – über ihre positiven Erfahrungen mit den ausländischen Versendern, zum Beispiel mit der Europa Apotheek Venlo, berichteten. Ihre Krankenkasse habe sie auf die günstigen Preise der Versandapotheke aufmerksam gemacht und die Möglichkeit, auf diesem Weg einen Großteil der Zuzahlungen einzusparen. Als Rentner mit niedriger Rente müssten sie nach Einsparungen suchen. Da sie als chronisch kranke Patienten einen hohen Arzneibedarf hätten, addierten sich die Einsparungen bei den Zuzahlungen im Jahr rasch auf 100 und mehr Euro. Auch mit den Informationen durch die Versandapotheken seien sie zufrieden – den Arzneipäckchen lägen Informationsblätter bei, die über Nebenwirkungen und Wechselwirkungen informierten.
Apotheker Olejnik und zahlreiche weitere Erfurter Apothekerinnen und Apotheker im Auditorium, unter ihnen auch der Thüringer Kammerpräsident Roland Schreiber, zeigten großen Einsatz, den Apothekenkunden und -patienten klar zu machen, dass deutsche Apotheken nicht auf die Zuzahlung verzichten dürfen, dass die Apotheke vor Ort Notdienste leistet, Rezepturen anfertigt und Betäubungsmittel liefert und dass dies alles Geld kostet. Die Politikerin unterstrich zusammen mit den Apothekern, dass sich Chroniker von der Zuzahlung befreien lassen können und somit das Argument, bei Versendern einzukaufen, um Zuzahlunsgebühren zu sparen, nicht gelte.
„Gehen Sie zur Apotheke vor Ort!“
Tillmann stellte heraus, dass die einheitlichen Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel auch zum Schutz der Patienten seien und letztlich dazu beitragen, dass sich auch auf dem Land Apotheken halten können, die flächendeckende Versorgung gesichert werden könne und unser Apothekensystem mit Notdiensten bestehen könne. Die CDU-Politikerin bemühte sich, den Bürgerinnen und Bürgern die Folgen aufzuzeigen, wenn Apotheken in einen unfairen Wettbewerb mit ausländischen Versandapotheken geschickt werden: Schließungen von Apotheken. „Und was ist, wenn Sie nachts keine Apotheke mehr in Ihrer Nähe haben, die Notdienst macht“, fragte sie die Freunde der Versandapotheken. „Dann rufe ich eben den Notarzt“, so eine Bürgerin, was Tillmann nur noch mit „ziemlich dreist“ beantworten konnte.
Auf das Argument, dass Apotheken mitunter schlecht erreichbar seien und Arzneimittel oft nicht vorrätig seien, machten die Apothekerinnen und Apotheker den Bürgerinnen und Bürgern auch klar, dass die Vor-Ort-Apotheken auch Not- und Zweigapotheken einrichten, ebenso Rezeptsammelstellen und Botendienste anbieten – was einigen im Auditorium so nicht bekannt zu sein schien. Und was die mitunter nicht vorrätigen Arzneimittel betrifft, so wiesen die Apotheker darauf hin, dass viele Apotheken die Vorbestellungsmöglichkeit per Telefon und Internet anbieten: Und bitten Sie Ihre Apothekerin, Ihren Apotheker, sich ausreichend mit Ihrem Arzneimittel zu bevorraten, wenn Sie es wiederholt verordnet bekommen.“ „Außerdem“, so die CDU-Politikerin Tillmann, falls ein Arzneimittel nicht vorrätig ist: Die Apotheke bringt’s.“
„Gehen Sie zur Apotheke vor Ort!“
Fazit des von der CDU-Politikerin initiierten Bürgergesprächs: Den Bürgerinnen und Bürgern sind die komplexen Zusammenhänge bei Apotheken, die gesetzlichen Regelungen und Vorschriften, die Preisbildung kaum bekannt. Und nur wenige haben Verständnis dafür. Es geht den Patienten meist ums Geld, um Einsparungen. Antje Tillmann versuchte den Bürgerinnen und Bürgern deutlich zu machen, dass jeder durch sein Verhalten Mitverantwortung trage, welches Gesundheitswesen wir in Zukunft haben. „Als Politiker müssen wir uns für eine flächendeckende Versorgung einsetzen, deshalb mein Appell: Gehen Sie zur Apotheke vor Ort, wenn Sie ein Rezept haben, vor allem wenn Sie von der Zuzahlung befreit sind. Alles andere bestellen Sie, wo Sie wollen. Es geht nicht um Schutzzäune für Apotheken, sondern um eine sichere Versorgung der Bürger.“
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