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Unentbehrliche Medikamente
Hepatitis-C-Kombination in der WHO-Liste der wichtigsten Arzneimittel
Die WHO hat die aktuelle Liste unentbehrlicher Arzneimittel veröffentlicht. Was ist neu? Erstmals erachtet die WHO die neuen Hepatitis-C-Arzneimittel Sofosbuvir und Velpatasvir in Kombination als grundlegend in der globalen Arzneimittelversorgung. Außerdem sollten jedem Krebspatienten Fentanylpflaster und Methadon zur Schmerztherapie verfügbar sein. Die HIV-Präexpositionsprophylaxe mit Tenofovir ist ebenfalls unverzichtbar, findet die WHO.
Sichere und wirksame Arzneimittel seien ein wesentlicher Teil eines jeden Gesundheitssystems, sagte Dr. Marie-Paule Kieny von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlässlich der Bekanntgabe ihrer neuen Liste der unentbehrlichen Arzneimittel im Juni 2017. Alle zwei Jahre – seit 1977 – aktualisiert die Weltgesundheitsorganisation diese Liste. Ihr Zweck? Nach Ansicht der WHO lassen sich mit den aufgeführten Arzneimitteln die dringlichsten medizinischen Bedürfnisse der Weltbevölkerung versorgen.
Die aktualisierte Liste dieser unbedingt erforderlichen Arzneimittel ist nun noch umfassender als ihre Vorgängerin: Sie wurde um weitere 30 Arzneimittel für Erwachsene und 25 Arzneimittel zur Anwendung bei Kindern ergänzt. Insgesamt beinhaltet sie nun 433 Medikamente. Was ist neu?
WHO: Sofosbuvir / Velpatasvir bei Hepatitis C unentbehrlich
Während die neuen oralen Hepatitis-C-Arzneimittel aufgrund ihrer Preise gesundheitspolitisch häufig in der Kritik sind, vertritt die WHO die Ansicht, dass sie bei der effizienten Therapie der Hepatitis-C-Infektion unverzichtbar sind. Sie erachtet erstmals die Zweierkombination der Hepatitis-C-Arzneimittel Sofosbuvir und Velpatasvir (Epclusa®) als grundlegend für die weltweite Arzneimittelversorgung. Der Vorteil dieser Fixkombination aus Sofosbuvir und Velpatasvir: Sie wirkt gegen alle sechs Genotypen des Hepatitis-C-Virus (HCV).
Ein nach wie vor dominierendes Thema in der weltweiten Gesundheitslage ist eine andere Viruserkrankung: HIV. Und auch hier gibt es Neuerungen. Die WHO erweitert zum einen mit dem Integrasehemmstoff Dolutegravir (Tivicay®) die antiretrovirale Therapie des HI-Virus, legt zum anderen aber auch den Fokus auf die Prävention. So sollte weltweit eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Tenofovir möglich sein, und zwar für Menschen, die einem besonders hohen Risiko für eine Infektion mit dem Retrovirus ausgesetzt sind.
Antiinfektiva gezielt einsetzen: Access, Watch, Reserve
Die WHO konzentrierte sich bei den antiinfektiven Therapien nicht allein auf die Wirkstoffe. So wurde im Bereich der antibiotischen Therapie ein Drei-Kategorien-Schema etabliert: Access, Watch und Reserve. Diese drei Einstufungen sollen einen unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika verhindern. Antibiotische Wirkstoffe der Access-Gruppe sollten nach Ansicht der WHO ständig verfügbar sein und ein breites Spektrum gewöhnlicher Infektionen abdecken, wie Amoxicillin beispielsweise.
Hingegen sollte der Einsatz antibiotischer Wirkstoffe der zweiten Kategorie – Watch – sehr sorgfältig erfolgen und speziellen Indikationen vorbehalten bleiben. Exemplarisch nennt die WHO hier Ciprofloxacin zur Behandlung von Harnwegsinfektionen oder auch die Betalactame Piperacillin/Tazobactam und Carbapeneme wie Meropenem.
Die Reserve-Gruppe schließlich sollte nur unter strengster Indikation eingesetzt werden – bei lebensbedrohlichen Infektionen mit multiresistenten Erregern als last-rescue, wenn alle anderen Therapieoptionen versagt haben. Vertreter der Reserve-Gruppe sind unter anderem Colistin und das MRSA-wirksame Cephalosporin der fünften Generation Ceftarolin (Zavicefta).
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