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VfA-Analyse
Deutschland bleibt Nr. 2 bei der klinischen Forschung
Deutschland konnte seine globale Position bei klinischen Arzneimittel-Studien von Pharma-Unternehmen hinter den USA im Jahr 2016 erneut behaupten. Das geht aus einer Analyse des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen hervor.
Anfang
Juni hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) das
US-amerikanische öffentlich zugängliche Studienregister
„clinicaltrials.gov" durchforstet.
Das Online-Register ist gleichzeitig eine Ergebnisdatenbank für medizinische
Studien von Unternehmen, forschenden Ärzten und Krankenhäusern aus aller Welt.
Nach Angaben des vfa enthält das Register derzeit rund 200.000 klinische
Studien. In einer Pressemitteilung berichtet der Branchenverband nun aus seiner
Sicht Erfreuliches.
Im letzten Jahr über 500 Studien begonnen
Mit
einer Beteiligung an 532 Studien, die 2016 begonnen wurden, liegt Deutschland im
internationalen Vergleich vor Großbritannien (499), Kanada (463), Spanien (384)
und Frankreich (336) an zweiter Stelle. Spitzenreiter sind die USA mit rund
2300 Studien. Für die kommenden Monate erwartet der vfa noch einen leichten Anstieg der Zahlen. Denn in die 2016 begonnenen Studien werden manchmal nachträglich noch
zusätzliche medizinische Einrichtungen und damit auch weitere Länder einbezogen.
Besonders stark in der Phase III
112 der 532 Studien (21 Prozent) dienten der ersten Testung von neuen Medikamenten am Menschen in der Phase I, das heißt noch vor der Wirksamkeitsprüfung. Höhere Anteile der Studien in dieser frühen Phase der klinischen Erprobung hat der Verband für die USA (30 Prozent) und für UK (27 Prozent) ermittelt. Rund ein Drittel der Studien entfällt in allen genannten Ländern durchgängig auf die Phase II, die Studien mit wenigen Patienten zur Prüfung von Wirksamkeit, Verträglichkeit und Dosierung umfasst. Besonders stark sind deutsche Pharma-Unternehmen relativ betrachtet in der Phase III mit den wesentlichen zulassungsrelevanten Studien. Deren Anteil an der klinischen Forschung liegt bei 40 Prozent (zum Vergleich: In den USA entfallen lediglich 24 Prozent der Studien auf diese wichtige Phase und in UK 35 Prozent). Mit Kanada, Spanien und Frankreich kann Deutschland allerdings nicht ganz mithalten. Sie kommen für die Phase III auf deutlich über 40 Prozent.
Schwerpunkte Krebs und Entzündung
Insgesamt wurden in Deutschland 420 Studien in den Phasen II, III und IV durchgeführt. In rund der Hälfte dieser Untersuchungen ging es um die Erprobung neuer Therapien gegen Krebserkrankungen (106, 25 Prozent) oder Entzündungskrankheiten (100; 24 Prozent). Zu den Entzündungskrankheiten (Autoimmunkrankheiten) gehören die Rheumatoide Arthritis, Asthma, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Schuppenflechte und Lupus. Hier liegt laut vfa die besondere Stärke der deutschen forschenden Pharmaunternehmen. Mit rund einem Viertel der Studien habe die Immunsystem-Forschung hierzulande einen weit höheren Anteil am Studiengeschehen als in den anderen fünf studienstärksten Ländern. Zum Vergleich: UK kommt auf 18 und die USA lediglich auf 13 Prozent. Hinter diesen Haupt-Schwerpunkten folgen mit weitem Abstand die Studien zu Herz-Kreislauf-Krankheiten (31) und Infektionskrankheiten (28) mit jeweils rund 7 Prozent. Insgesamt erstrecken sich die 420 klinischen Studien auf 189 verschiedene Krankheiten.
Der „noch-EU“-Konkurrent Großbritannien
Nach einem aktuellen Bericht der britischen BioIndustry Association (BIA) beansprucht auch Großbritannien eine Führungsrolle im Bereich Arzneimittel-Innovationen in Europa für sich. Das Land habe die stärkste und robusteste klinische Pipeline in Europa, behauptet die BIA. Die Anzahl der Arzneimittel in der klinischen Entwicklung oder im Zulassungsverfahren sei höher als irgendwo sonst in Europa. Mit seinem „Global Bioscience Cluster 2016” will UK zu den führenden Life Science Clustern in Boston und San Francisco aufschließen und seine „pole position“ in Europa absichern. Die Beteiligten sind sich jedoch bewusst, dass der Brexit diesem ehrgeizigen Ziel noch einige Steine in den Weg legen könnte. In der EU werden in den nächsten Jahren die neuen Regeln für die Durchführung klinischer Prüfungen implementiert. Sie sollen die Rahmenbedingungen vereinfachen und der Klinischen Forschung in der Europäischen Union einen neuen Schub verleihen. Ob und inwieweit Großbritannien daran teilhaben kann und will, ist derzeit noch unklar.
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