Niederlande

Mögliche Risiken durch Generikasubstitution proaktiver angehen

26.06.2017, 07:00 Uhr

Generikasubstitution: Der Austausch mit wirkstoffgleichen Tabletten sollte mehr überwacht werden, findet Lareb. (Foto: fovito / Fotolia)

Generikasubstitution: Der Austausch mit wirkstoffgleichen Tabletten sollte mehr überwacht werden, findet Lareb. (Foto: fovito / Fotolia)


Signale für sechs Wirkstoffe / Wirkstoffgruppen gefunden

Für folgende Wirkstoffe wurden jedoch Signale im Zusammenhang mit der Substitution gefunden:

  • Fehlregulationen bei Patienten nach der Umstellung des Schilddrüsenhormons Levothyroxin,
  • Durchbruchblutungen bei oralen Kontrazeptiva nach Ethinylestradiol und Levonorgestrel,
  • verringerte Wirksamkeit von Asthma-Inhalaten (Salbutamol und Fluticason/Salmeterol),
  • Hautreaktionen und Kräuseln der Patches für Rivastigmin,
  • Schmerzen und Reaktionen an der Injektionsstelle mit Methotrexat,
  • reduzierte Wirksamkeit von Antiepileptika.

Vorzugspolicen schränken das Angebot ein

Das Lareb richtet ein besonderes Augenmerk auf mögliche Arzneimittelrisiken durch die Substitution, weil Generika in den Niederlanden in der Arzneimittelversorgung eine große Rolle spielen. Nach Angaben der Stiftung für Pharmazeutische Statistik (SFK) lag ihr Anteil im Rahmen der Basisversicherung im Jahr 2016 bei 74 Prozent.

Die INN-Verschreibung und Generika-Substitution sind erlaubt, aber keine gesetzliche Pflicht. De facto arbeiten die Krankenversicherungen allerdings seit 2005 für die Erstattung mit sogenannten „Vorzugs-Policen“ (preferentiebeleid). Hiernach werden im Rahmen des Basispakets des jeweiligen Versicherers nach Patentablauf eines Originalarzneimittels innerhalb einer bestimmten Arzneimittelgruppe vielfach nur ein Generikum oder mehrere ausgewählte Generika bezahlt. Für die anderen Präparate müssen die Patienten gegebenenfalls komplett selbst aufkommen. Deswegen wird in den Apotheken in erheblichem Umfang substituiert. Die Königliche Niederländische Apotheker-Vereinigung hat spezielle Leitlinien zur Generika-Substitution veröffentlicht.

Oft Umstellungen im großen Stil

Wegen der Präferenz-Politik der Krankenkassen, aber auch wegen Lieferengpässen kann es vorkommen, dass in kurzer Zeit große Gruppen von Patienten von einem Medikament auf ein anderes umgestellt werden, teilt das Lareb mit. Leider seien diese Prozesse sehr intransparent. Es gebe wenig Informationen über die jeweiligen Präparate, die Zeitpunkte der „Switches“ und die Zahl der betroffenen Patienten. Die Umstellung gehe zwar häufig ohne weitere Probleme vonstatten, aber die Patienten müssten darauf vertrauen können, dass auftretende Probleme schnell erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten. Die Pharmakovigilanzexperten vom Lareb würden sich deshalb wünschen, dass Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Austausch wirkstoffgleicher Arzneimittel proaktiver überwacht würden, vor allem, wenn in einem kurzen Zeitraum größere Patientengruppen umgestellt werden. Auch sollten die Patienten besser auf die Umstellung vorbereitet werden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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