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In einer Studie haben Forscher aus Deutschland und den USA untersucht, wie die Namen von Arzneimitteln die Einschätzung von Patienten wie auch die Dosierung beeinflussen. Hier fanden sie klare Zusammenhänge: So werden Arzneimittel mit leichter auszusprechendem Namen als ungefährlicher eingeschätzt.
Bereits seit einigen Jahren forscht die Kölner Psychologin Simone Dohle zu der Frage, wie die Namen von Arzneimitteln auf Patienten wirken. Mit ihrer Kollegin Amanda Montoya von der US-amerikanischen Ohio State University hat sie nun anhand von 70 Probanden untersucht, wie Menschen auf praktisch unaussprechliche Namen wie „Nxungzictrop“ oder „Ribozoxtlitp“ reagieren – oder auf „Tonalibamium“ oder „Calotropisin“, welche leichter über die Lippen gehen.
Die Probanden sollten sich vorstellen, sie hätten einen Magen-Darminfekt – und die fiktiven Arzneimittel, die ihnen in Flaschen präsentiert wurden, würden hiergegen wirken. Es sollten zwischen 10 und 20 Milliliter täglich eingenommen werden. Die Probanden nutzten den Spielraum bei der Dosierung. Außerdem erhielt ein Teil der Probanden die Information, die Arzneimittel seien synthetisch hergestellt, bei den anderen handele es sich um „natürliche“ Stoffe. Außerdem sollten einige Probanden die Arzneimittel nicht für sich selbst dosieren, sondern für ein achtjähriges Kind. Doch diese Aspekte spielten offensichtlich keine Rolle. „Das Ergebnis war immer, dass Arzneimittel mit einem leichter auszusprechenden Namen höher dosiert wurden“, erklärt Dohle gegenüber DAZ.online.
Woran lag dies? „Leichtere Namen wurden als ungefährlicher eingeschätzt und führten zu einem positiveren Affekt“, fasst Dohle die Ergebnisse zusammen, die sie im Fachmagazin „Journal of Experimental Psychology: Applied“ veröffentlicht hat. Denn die Psychologinnen untersuchten auch, wie die Probanden die Arzneimittel jeweils einschätzten.
Leicht Erfassbares wird positiver eingeschätzt
Die Beobachtung ist ein weiterer Beleg für die Auswirkungen der sogenannten Verarbeitungsflüssigkeit: Leicht erfassbare Informationen werden positiver bewertet als solche, bei denen Menschen unnötig nachdenken müssen. Dies ist beispielsweise auch allgemein beim Lesen so, erklärt Dohle: Wenn eine Schrift gut lesbar ist oder Worte leicht auszusprechen sind, werden sie positiver eingeschätzt und mit weniger Risiko verbunden.
Die Resultate der aktuellen Studie haben sie daher nicht unbedingt verwundert – doch überraschend sei gewesen, wie robust die Ergebnisse waren, erklärt die Psychologin. „Es spielte keine Rolle, ob es ein Medikament für Kinder oder einen selbst war, oder ob es sich um ein natürliches Medikament handelte“, sagt sie.
Dohle hofft, dass die Erkenntnisse berücksichtigt werden – beispielsweise, indem Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen schwerer auszusprechende Namen bekommen: So könne die Gefahr von Überdosierungen verringert werden. „Nicht jedes Medikament, das mit einem ‚schönen Namen‘ daherkommt, ist nicht mit Nebenwirkungen verbunden“, betont sie. Doch beispielsweise auch Hersteller von Arzneimitteln für Kinder wissen, dass ein netter Name ihrem Absatz dienen kann.
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