Wirkstoff in Kosmetika

Triclosan – welche Apothekenkosmetika enthalten das kritische Antiseptikum?

Stuttgart - 07.07.2017, 07:00 Uhr

Apotheker sollten genau prüfen: Welche Kosmetika enthalten noch Triclosan? (Foto: dpa)

Apotheker sollten genau prüfen: Welche Kosmetika enthalten noch Triclosan? (Foto: dpa)


In regelmäßigen Wellen warnen Verbraucherzentralen, das Bundesinstitut für Risikobewertung oder auch Ökotest vor den Gefahren von Triclosan. Aktuell fordern rund 200 Wissenschaftler, den Einsatz von Triclosan in Kosmetika weltweit zu verbieten und auf rein – medizinisch sinnvoll – indizierte Zwecke zu beschränken. Wie sieht es in deutschen Apotheken mit Triclosan aus? Gibt es in Apotheken noch Kosmetika mit Triclosan? Die Lauer-Taxe sagt, ja. DAZ.online hat das überprüft.

Tumorpromovierend, endokrinologisch, resistenzfördernd – das sind nur einige der negativen Wirkungen, die Triclosan verursachen soll. Das Antiseptikum ist sowohl Bestandteil verschreibungspflichtiger Arzneimittel – Duogalen Creme und Infectocortisept Creme – als auch in zahlreichen Kosmetika enthalten. Vor allem diesen Einsatz in täglich verwendeten Pflegeprodukten, wie in Zahncremes, antiseptischen Seifen und Deos, kritisieren Wissenschaftler und Verbraucherschützer regelmäßig und vehement. Dabei ist die inflationäre Anwendung des viel kritisierten Antiseptikums schon vor Jahren reglementiert worden – zumindest teilweise.

Triclosan: Was ist erlaubt?

Der Einsatz von Triclosan wurde bereits 2014 durch eine EU-Verordnung 2014/358 stark eingeschränkt. Diese schuf ein europaweites Teilverbot für Triclosan: Die Anwendung von Triclosan wurde auf „rinse-off“-Produkte limitiert, die nach der Anwendung wieder abgespült werden. Seither ist das Antiseptikum in Körperpflegeprodukten wie Cremes oder Lotionen untersagt. Entsprechende Präparate genossen eine Übergangsfrist und durften noch bis 30. Juli 2015 abverkauft werden. Allerdings: In Zahnpasta, Shampoo, Flüssigseifen, Mundwässern ist es nach wie vor erlaubt und auch enthalten. Selbst in Deodorants, die wohl klassischerweise eher nicht zu den „rinse-off“-Kosmetika zählen und nach Applikation nicht abgewaschen werden. Im Gegenteil: Sie persistieren unter den Achselhöhlen auf der Haut  – somit noch an einer Körperstelle, die besonders aufnahmefähig ist.

Triclosan ist aus Kosmetika und dem alltäglichem Pflegebereich in Deutschland also nicht verschwunden: Als Konservierungsmittel in kosmetischen Präparaten ist Triclosan bis zu einer Konzentration von 0,3 Prozent erlaubt. Die antiseptische und remanent desodorierende Eigenschaft wird außerdem in Deodorants ausgenutzt. Hier sind Konzentrationen bis 0,3 Prozent zulässig, bei Sprays bis 0,2 Prozent.

Enthalten Avene, Widmer und Gehwohl noch Triclosan?

Durchforstet man die Lauer-Taxe (Datenstand: 1.07.2017), so wird man beim Stichwort „Triclosan“ durchaus fündig: Neben Produkten von Avene Men – unter anderem Rasierschaum, After Shave Balsam und Fluid – finden sich auch der Deo-Dry Stick von Louis Widmer, zahlreiche Fußpflegeprodukte von Gehwohl, das Allpresan Schuh-Spray mit Teebaumöl sowie Neostrata Clarifying Facial Cleanser. DAZ.online hat recherchiert und bei den Herstellern der Kosmetika nachgehakt. Avene bestätigt, seit Juni 2015 keine triclosanhaltigen Produkte mehr im Sortiment zu haben. Man habe den antiseptischen Wirkstoff durch Nicidin ersetzt. Auch Gehwohl verzichtet seit Juli 2015 völlig auf Triclosan in seinen Produkten. Ebenso das Schweizer Unternehmen Widmer.

Trotz des aktuellen Datenstands vom 1. Juli 2017, liefert in diesen Beispielen die Lauer-Taxe offensichtlich keine aktuelle Auskunft – und stimmen die Angaben zu den Inhaltsstoffen nicht mit den tatsächlich enthaltenen Wirkstoffen überein. Apothekern bleibt in diesem Fall wohl nichts anderes übrig, als die Inhaltsstoffe selbst zu checken oder beim Hersteller nachzufragen.

Allpresan und Neostrata setzen weiter auf Triclosan

Anders verhält es sich bei Allpresan und Neostrata. Beide Kosmetika setzen bei der Antiseptik auch weiterhin auf Triclosan – trotz des kritischen Potenzials des Wirkstoffs. Warum ist das so? Auch hier hat DAZ.online nach den Beweggründen der Kosmetikahersteller gefragt.

Die IFC-Group – der Vertreiber der Neostrata-Produkte sieht den Grund für das fortwährende Einsetzen des Triclosans in Neostrata Clarifying Facial Cleanser im amerikanischen Ursprung der Neostrata-Produkte erklärt. Die Vereinigten Staaten seien wohl hinsichtlich des Inhaltsstoffs weniger kritisch. Das stimmt allerdings so nicht ganz: Denn auch die Vereinigten Staaten limitierten den Triclosan-Verbrauch: Erst im September 2016 bewertete die FDA Triclosan als nicht sicher und effektiv – und verbot den Verkauf antiseptischer Waschlotionen mit diesem Inhaltsstoff. Zur Verteidigung des Unternehmens sei erwähnt, dass der Facial Cleanser das einzige Produkt mit Triclosan derzeit im Markt ist. Allerdings gebe es derzeit noch keine Pläne, den Inhaltsstoff durch andere antiseptische Wirkstoffe zu ersetzen.

Allpresan will Triclosan-Alternativen diskutieren

Auch die neubourg skin care GmbH & Co. KG, das Unternehmen hinter den Allpresan-Produkten, möchte künftig nicht auf Triclosan im Allpresan Schuh-Spray verzichten. Als Nebenprodukt im Allpresan-Sortiment, habe man sich über alternative antiseptische Wirkstoffe zu Triclosan im Schuh-Deo bislang keine Gedanken gemacht, „weil es nicht direkt auf die Haut appliziert wird“, begründet eine Sprecherin des Unternehmens. Derzeit konzentriere man sich produktentwicklungstechnisch auf die Medizinprodukte und Kosmetika aus der Allpresan-Familie. Allerdings wolle man das Gespräch mit DAZ.online gerne als Anregung nehmen, Alternativen zu Triclosan zu diskutieren.

Das Kritische an Triclosan?

Bereits 2009 schätzte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass „Verbraucher bereits durch den verbreiteten Einsatz von Triclosan in Kosmetika gefährdet sein“ können. Im September 2016 forderten über 200 Ärzte, in der sogenannten „Erklärung von Florenz“, Maßnahmen, um sowohl die Produktion als auch den Einsatz von Triclosan einzuschränken. Unter anderem soll der Einsatz von Triclosan auf medizinisch erforderliche Zwecke begrenzt werden, wo möglich sollten Ärzte auf alternative Desinfektionsmittel ausweichen, die für Menschen und Umwelt weniger Gefahren bergen.

Sie betonten – nach aktuellem Stand der Wissenschaft – das Gefährdungspotenzial, das von Triclosan ausgehe. Es wird geschätzt, dass Triclosan ein allergenes Potenzial hat und die Resistenzbildung bei Erregern fördert. Diskutiert wird auch der negative Einfluss des Wirkstoffes auf das endokrine und reproduktive System – wobei hier ein definitiver Nachweis bislang fehlt. Umwelttechnisch wird immer wieder auf die schlechte Abbaubarkeit des Wirkstoffs hingewiesen. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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