Hyperandrogenismus bei Frauen

Ohne Doping schneller laufen und höher springen

Remagen - 18.07.2017, 07:00 Uhr

Haben Frauen, die von Natur aus hohe Androgenspiegel haben, einen Vorteil? (Foto: mezzotint_fotolia / Fotolia)

Haben Frauen, die von Natur aus hohe Androgenspiegel haben, einen Vorteil? (Foto: mezzotint_fotolia / Fotolia)


Spitzenathletinnen, die einen natürlich hohen Testosteronspiegel haben, besitzen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil hinsichtlich der Ausdauer und der visuell-räumlichen Fähigkeiten. Darauf deutet eine neuartige Studie hin, die im British Journal of Sports Medicine erschienen ist. Was bedeutet das für die sportlichen Fairnessregeln?

Anabolika gehören im Spitzensport zu den am häufigsten missbräuchlich verwendeten Substanzen. Dies betrifft nicht nur männliche, sondern auch weibliche Athleten. Von 296 Elite-Athleten, die nach den Regeln des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF Ende 2016 wegen Doping gesperrt waren, sollen 166 Frauen gewesen sein, 64 davon wegen androgener Hormone. 

Es gibt aber auch Frauen, bei denen die Blutspiegel an männlichen Hormonen durch die natürliche Produktion erhöht sind. Dies wird als Hyperandrogenismus bezeichnet. Berühmte Beispiele hierfür sind die südafrikanische Mittelstrecklerin Caster Semenya und die indische Sprinterin Dutee Chand. Chand war deswegen im Jahr 2014 aus dem indischen Kader für die Commonwealth-Spiele genommen worden. Einen Dopingverdacht gab es nicht, aber die übermäßige Androgenproduktion war im Einklang mit den Regeln des IAAF und des Internationalen Olympischen Kommittees (IOC) für Frauen als unfairer Vorteil eingestuft worden. Die IAAF-Regeln besagen, dass solche Athletinnen ihren Testosteron-Spiegel mit einer Hormonbehandlung senken müssen, wenn sie am Wettbewerb teilnehmen wollen. Für Chand war das jedoch keine Option. Stattdessen klagte die Athletin beim Internationalen Sportgerichtshof CAS und errang zunächst einen Etappensieg.

IAAF soll Beweise vorlegen

In einer Interimsentscheidung vom 25. Juli 2015 befand der CAS, dass der IAAF seine Verbotsregel für die Teilnahme von Frauen mit Hyperandrogenismus an Leichtathletik-Wettbewerben für zwei Jahre aussetzen müsse. Chand solle bis zur endgültigen Entscheidung wieder starten dürfen. Bis dahin solle der IAAF Beweise vorlegen, dass die Frauen tatsächlich einen Vorteil haben. Sonst müsse die Regel aufgehoben werden. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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