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Kassenchef Lutz Hager (IKK Südwest)
„Wir sollten bei der Apothekenmarge Spielräume nutzen“
Die Krankenkassen verschärfen bei ihren Forderungen zum Apothekenmarkt derzeit den Ton. Grund dafür könnte auch das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung sein: Die daraus entstandene Diskussion über das Apothekenhonorar kommt den Kassen vielleicht sogar ganz gelegen. Dass das so sein könnte, zeigt ein Interview des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken mit Lutz Hager, Chef der IKK Südwest. Hager erklärt, man müsse nach dem Urteil „Spielräume“ bei der Marge ausnutzen.
Der Bundesverband Deutscher Versandapotheker (BVDVA) hat im Juni seinen diesjährigen Kongress in Berlin ausgerichtet. Zu der politischen Veranstaltung, die im gesundheitspolitischen Berlin von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt, hatte der Versandapotheken-Verband neben Politiker auch Kassen-Vertreter, Apotheker und andere Experten aus der Arzneimittelbranche eingeladen. Abseits des Rahmenprogrammes führte der Verband offensichtlich Kurzinterviews mit mehreren Besuchern des Kongresses durch. Denn in den vergangenen Tagen stellte der BVDVA einige Videos ins Internet, die sich allesamt mit den Themen Arzneimittelversand, Apothekenhonorar und Versorgungsstruktur beschäftigen.
Eines dieser Interviews führte der BVDVA mit Lutz Hager, Geschäftsführer der IKK Südwest. Eigenen Abgaben zufolge hat die Kasse etwa 660.000 Versicherte und versorgt die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen. Auf die Frage des Versand-Verbandes, wie die Arzneimitteldistribution vergütet werden sollte, erklärt Hager: „Das Urteil um den Rx-Versandhandel und die Diskussion zeigt mir deutlich, dass wir zu neuen Vergütungsplänen kommen müssen. Es zeigt mir auch deutlich, dass wir eine Marge haben, einen Spielraum haben, der zu Gunsten der Beitragszahler in der GKV genutzt werden sollte. Insofern schließe ich mich den Forderungen an, die sagen: ‚Lasst uns das Vergütungssystem in der nächsten Legislaturperiode neu aufstellen.“
Nutzen die Kassen das BMWi-Gutachten als Chance?
Nicht nur das EuGH-Urteil dürfte den Kassen mit Blick auf ihre Forderungen zum Apothekenhonorar derzeit gerade recht kommen. Gleichzeitig steht nämlich auch noch die Präsentation des Honorar-Gutachtens vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) aus. Dem Vernehmen nach haben sich der AOK Bundesverband und der GKV-Spitzenverband bereits darauf geeinigt, ein gemeinsames Konzept zur neuen Vergütung der Apotheker vorzustellen, sobald das Gutachten das Licht der Welt erblickt.
In welche Richtung diese neue Vergütungsstruktur aus Sicht der Kassen gehen könnte, verrät Hager im Interview mit dem BVDVA: „Ich glaube wir müssen in eine Differenzierung reinkommen zwischen den Arzneimitteln, die tatsächlich ohne großen Aufwand abgegeben werden können, und die deswegen auch keinen großen Aufwand in der Vergütung verursachen dürfen, und andererseits den Arzneimitteln, die insbesondere Rx-Produkte und innovative Medikamente sind, die mehrere 10.000 Euro kosten. Dort brauchen wir intensive Beratung und natürlich muss das organisiert und vergütet werden.“
In den vergangenen Wochen hatten einige Kassen und Kassen-Verbände ihre Forderungen zur Bundestagswahl vorgestellt. Beim GKV-Spitzenverband war das Apothekenhonorar ein Teil der politischen Wünsche für die nächste Legislaturperiode. Der Verband wünscht sich, dass mehr Transparenz in die Vergütung der Apotheker komme und will weitere Veränderungen am Honorar strikt vom BMWi-Gutachten abhängig machen.
7 Kommentare
Apotheker begeben sich in die Hand der Politik
von Andreas Grünebaum am 23.07.2017 um 10:56 Uhr
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Lutz Hager
von Philip Winter am 21.07.2017 um 22:23 Uhr
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Planlos
von Lars Hartman am 21.07.2017 um 19:25 Uhr
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Marge neu berechnen...
von Dr. Stephan Hahn am 21.07.2017 um 18:51 Uhr
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Spielräume
von Anita Peter am 21.07.2017 um 18:49 Uhr
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Vergütung nach Aufwand
von Christian Springob am 21.07.2017 um 18:29 Uhr
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Spielraum in der Marge??
von Peter Bauer0 am 21.07.2017 um 17:02 Uhr
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