Bundesagentur für Arbeit

Apotheker/-in offiziell als „Mangelberuf“ eingestuft

Berlin - 31.07.2017, 11:20 Uhr

Zu viele offene Stellen: Der Apothekerberuf wurde von der Bundesagentur für Arbeit erstmals als Mangelberuf eingestuft. (Foto: DAZ.online)

Zu viele offene Stellen: Der Apothekerberuf wurde von der Bundesagentur für Arbeit erstmals als Mangelberuf eingestuft. (Foto: DAZ.online)


Die Bundesagentur für Arbeit hat den Apothekerberuf erstmals als „Mangelberuf“ eingestuft. In der sogenannten „Fachkräfteengpassanalyse“, in der Berufe mit Nachwuchsproblemen aufgelistet werden, erschienen die Apotheker im Dezember 2016 zum ersten Mal. Nun hat sich die Tendenz bestätigt: Offene Apothekerstellen bleiben in der Regel 40 Prozent länger unbesetzt als andere Fachkräfte-Positionen. Die ABDA relativiert.

Die Nachwuchsprobleme im Apothekerberuf gehören seit Jahren zu den größten berufspolitischen Baustellen. Immer häufiger heißt es in der Lokalpresse: „Apotheke x musste schließen, weil kein Nachfolger gefunden wurde.“ Und auch Verbände und Kammern mühen sich um Nachwuchs. Die Kammer Brandenburg kämpft beispielsweise seit Jahren um einen eigenen Pharmazie-Studiengang in Brandenburg. Und eine Hoffnung des ABDA-Perspektivpapiers 2030 ist es, den Beruf für junge Menschen attraktiver zu machen.

Dass die Nachwuchsprobleme drücken und inzwischen chronischer Natur sind, bescheinigt den Apothekern nun auch die Bundesagentur für Arbeit. Die Behörde veröffentlicht zwei Mal pro Jahr die sogenannte „Fachkräfteengpassanalyse“. In der Analyse wertet die BA ihre Arbeitslosenzahlen in Fachkräfte-Berufen der vergangenen sechs Monate aus und listet anschließend auf, in welchen Berufen der Mangel am höchsten ist. Insgesamt 21 Berufsgruppen sind derzeit von einem solchen offiziellen Mangel betroffen. Im Dezember 2016 hatte die BA in dieser Auflistung erstmals den Apothekerberuf erwähnt. Und der Mangel hat sich bestätigt: Auch in der neuen Auswertung vom Juni 2017 sind die Apotheker enthalten.

Aber wie funktioniert die Analyse? Damit ein Beruf offiziell zum Mangelberuf erklärt wird, müssen folgende Kriterien vorliegen: Die Vakanzzeit – also die Zeit, in der Stellen im Durchschnitt unbesetzt blieben – muss 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe liegen. Zweitens muss die Relation von Arbeitslosen zu offenen Stellen, also die Zahl der Arbeitssuchenden, die sich auf eine offene Stelle bewerben, kleiner als vier sein. Drittens wird die berufsspezifische Arbeitslosenquote gemessen: Diese sagt aus, wie viele Arbeitssuchende es im Verhältnis zu Berufstätigen gibt. Die Quote muss kleiner als 3 Prozent sein, um den Beruf als „Mangelberuf“ zu qualifizieren.

ABDA: Angebot und Nachfrage kommen nicht zusammen

Der Apothekerberuf erfüllte zuletzt alle diese Anforderungen. In ihrer neuesten Fachkräfteengpassanalyse teilt die BA mit: „Im Bereich der Pharmazie zeigt sich ein Mangel bei Apothekerinnen und Apothekern.“ Im Betrachtungszeitraum waren gemeldete Stellen im Schnitt 141 Tage vakant, was 41 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe lag. Außerdem lag die Arbeitslosen-Stellen-Relation laut Behörde deutlich im unteren Bereich: Normalerweise kommen auf Akademiker-Berufe 400 Arbeitslose auf 100 Stellen, bei Apothekern sind es 201 Arbeitslose auf 100 Stellen. „Ebenso deutet die berufsspezifische Arbeitslosenquote (1,7 Prozent) auf einen Mangel hin“, erklärt die BA.

Aus Sicht der ABDA liegt das Problem offenbar nicht an der mangelnden Anzahl an Apothekern, sondern woanders. Auf der ABDA-Homepage teilte die Geschäftsführerin Pharmazie, Christiane Eckert-Lill, mit: „Dass der Apotheker als Engpassberuf qualifiziert wird, ist nicht mit einer absoluten Zahl an fehlenden Arbeitskräften unterlegt. Die Analyse zeigt auf, dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenkommen.“ Um ein möglichst realistisches Bild zu erhalten, empfiehlt Eckert-Lill Apothekern zudem: „Es ist gut und hilfreich, wenn die Apotheken freie Stellen zügig an die Agenturen für Arbeit melden, damit Besetzungsschwierigkeiten bei den Apothekenberufen in der Analyse der BA deutlich werden.“

Doch der Apothekerberuf ist nicht der einzige Fachberuf im Gesundheitswesen, in dem es Nachwuchssorgen gibt. In der Humanmedizin listet die BA einen Ärztemangel auf. Interessant ist aber, dass dieser wohl nicht so akut ist wie bei Apothekern: Ärztestellen bleiben demnach „nur“ 28 Prozent länger unbesetzt als der Durchschnitt. Allerdings erkennt die Agentur bei den Medizinern einen „deutlich sichtbaren“ Mangel in ländlichen Gebieten, der bei den Apothekern nicht beschrieben wird. Am schlechtesten ist es um Fachkräfte in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienste, Geburtshilfe sowie Altenpflege bestellt. Insbesondere im Bereich der Altenpflege liegt laut BA ein akuter Fachkräftemangel in allen Bundesländern vor.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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12 Kommentare

Frage

von Almedin Brkic am 29.01.2019 um 10:34 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Namen meine Frau möchte ich Sie gerne Fragen ob Apotheker Beruf ein Mangelberuf ist ?
Die Stadt Konstanz sagt das der Beruf in Deutschland kein Mangelberuf ist obwohl bei Ihnen das so steht?

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Mangelberuf

von Apothekerin am 31.07.2017 um 21:50 Uhr

Auch vor 15 Jahren, ohne Rabattverträge und Co, war die Bezahlung unterirdisch und ich wurde von Chefs, Ärzten und z.T. auch Kunden behandelt wie Dreck. Überlegt euch, wie ihr mit euren Arbeitnehmern umgeht. Ich arbeite nicht mehr in diesem Beruf... und bin jeden Tag froh darum... obwohl mich die Thematik nach wie vor brennend interessiert.

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AW: Mangelberuf

von uffff…. am 01.08.2017 um 10:52 Uhr

Genau diese Erfahrung habe auch ich bereits vor 20 Jahren gemacht. Auch ich übe meinen Beruf seit Jahren anderweitig aus und sage jeden Morgen zum Glück!!! Und auch ich kann allen Apothekeninhabern nur ans Herz legen: Geht mit Euren Angestellten respektvoll um, dann klappt es auch mit dem Nachwuchs. Die eigene Bettwäsche mit zum Nachtdienst bringen müssen und andere Mätzchen hält ein intelligenter Mensch nicht aus.

Bundesanstalt für Arbeit für Apotheker?

von Andreas Gruenebaum am 31.07.2017 um 20:07 Uhr

Wer meldet denn freie Stellen an die BA? Da bekommt man bestenfalls unvermitteltere Kollegen angeboten. Von Alkohol- bis Medikamentensucht ist so ziemlich alles dabei, was nicht über die üblichen Kanäle bereits eine Stelle bekommen hat.

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Mangelberuf

von uffff…. am 31.07.2017 um 19:23 Uhr

Bei den Arbeitsbedingungen und den niedrigen Gehältern möchte ich auch nicht als angestellte/r Apotheker/in in der öffentlichen Apotheke arbeiten .... Dafür hat man nicht Pharmazie studiert, eines der schwierigsten Fächer überhaupt.

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Zange gewollt

von Ratatosk am 31.07.2017 um 18:42 Uhr

Man sollte vom Tellerrand zurücktreten und dann einfach nochmal nachdenken, Die Problematik ist gewollt, groteske Bürokratie gepaart mit schlechter Bezahlung, damit kann man die öffentliche Apotheke unauffällig erwürgen. Siehe auch PTA Schule etc. Wir werden mit jedem Unsinn bis zum Verbot der Herstellung 70 Iso verar.....t , aber die sauberen Konsorten im Versand brauchen unrentables nicht mal anfassen, oder wenn im Ausland die Gesetze einfach ignorieren. Ließe sich durch ein paar Verordnungen schon klären, geht überall in der EU , aber hier will die Politik es eben gar nicht, man sollte dies einfach mal versuchen zu verstehen,dann bekommen viele ansonsten anscheinend sinnlose Dinge ein klares häßliches Gesicht.
Gerade der Retter der Bäcker ist ja hier hervorzuheben, aus seiner Ecke mit Ulla hat ja das meiste begonnen, die Lindnertruppe ist ja jetztt völlig abgehoben, aber es gibt tatsachlich Kollegen die die noch wählen, verstehe wer das denn kann

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Ursachenforschung

von Pierre Roer am 31.07.2017 um 18:40 Uhr

Statt der üblichen Anbiederung an die Politik wäre Ursachenforschung angebracht:
Steigende Unattraktivität des Berufs
insbesondere durch Kassenwillkür gepaart mit sinnlosem Bürokratie -Mist (QMS)
dazu politische Unsicherheit (Fremdbesitz/Ungleichbehandlung {Versand}/Preispolitik etc.).
Wundert sich da noch jemand?
Meinem Sohn rate ich dringend vom Pharmazie Studium ab..... und das als Apotheker in vierter Generation.

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AW: Ursachenforschung

von Tilman Hecht am 31.07.2017 um 19:01 Uhr

Sehr hilfreicher Kommentar...so nimmt uns die Politik bestimmt ernst, wenn wir ständig rumjammern und unsere Kinder anflehen"...studier bloß nicht Pharmazie"...
Mir stinkt auch sehr viel an der alltäglichen Gängelei durch KK und QMS-Erfüllungswahn.
Aber glauben Sie wirklich, in anderen Berufen ist es besser?? Was sollen Ihre Kinder denn dann machen?? Jura? Medizin? Glauben Sie wirklich, daß es Berufe gibt, die mit Bürokratieabbau und fröhlich steigenden Gehältern in stressfreiemm Arbeitsumfeld glänzen? Dann träumen Sie mal weiter.

AW: Ursachenforschung

von Pierre Roer am 31.07.2017 um 23:33 Uhr

Als Mediziner kommt es sehr darauf an, wo der Beruf ausgeübt wird. Und Stress gibt's wohl in vielen Berufen. Aber in kaum einem anderen Beruf ist man derart Politik und anderen gelenkten Interessen (Krankenkassen) ausgeliefert wie in unserem. Ebenso der Bürokratie, beispielhaft eben das erwähnte "Iso 70" Herstellungsverbot oder dieser QMS Schwachsinn. Ich meine, ich habe 20 Jahre lang jeden Monat mindestens einen Notdienst ohne jede Bezahlung gemacht, praktisch also 240 Nächte (und Tage) UMSONST gearbeitet und werde dafür von der Politik zum Dank noch kräftig vera****t.....? Dann werden Sie mir jetzt sicher viele andere Berufe nennen können, die vergleichbare Opfer bringen müssen, Herr Hecht?

es mangelt nicht an Gründen

von Manfred Lagger am 31.07.2017 um 18:37 Uhr

Nur wer schnell vergessen will, dass er ein Studium absolviert hat, sollte in einer öffentlichen Apotheke arbeiten. In der Realität ist man herumtippsender Laufbursche, der/die es versucht jedem recht zu machen.
Der Verdienst ist ein Witz.
Ein verbessertes Ansehen, bessere Arbeitsbedingungen und angemessene(Ausbildungsauwand!) Bezahlung lockt dann junge Leute an.
Eine Kollegin sagte mal sie würde im nächsten Leben einen großen Bogen um die Apotheke machen, dito.

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Bitte um Besinnung und Umkehr: Macht euch ehrlich!

von Wolfgang Müller am 31.07.2017 um 13:49 Uhr

.Liebe ABDA, hochgeschätzter Friedemann Schmidt!

Weiter davon ausgehend, dass Sie mehrheitlich immer noch NICHT als Hidden Agenda "Nur RICHTIG GROSSE, und weniger als 13.000 Öffentliche Apotheken sollen überleben" verfolgen:
Bitte "relativieren" Sie die Tatsache des eklatanten Arbeitskräftemangels nicht weiter. Leiten Sie bitte lieber simple, auf der Hand liegende Lösungen ein, damit wir ihn schnell aus eigener Kraft beseitigen können.

Das wäre gar nicht schwer: Zunächst müsste der Aufwand in den Apotheken verringert werden, der im Moment für Aufgaben wuchert, die vollkommen überflüssig sind. Und die im aktuellen Umfang vor Allem weder vom Markt, also von den Kunden, erwartet werden, noch für eine "Flächendeckende, sichere Arzneimittelversorgung" relevant und politisch gefordert sind. Geschweige denn einen „Schutz vor Ketten und Fremdbesitz“ darstellen.

Für derartige Aufgaben halte ich selber z. B. bei zwei Apotheken locker ein bis zwei zusätzliche Mitarbeiter/innen vor.

Um nur einen betroffenen Bereich zu nennen: Man kann z. B. davon ausgehen, dass bei profitabler Rezeptur-Honorierung (und damit weniger, weil nur noch wirklich sinnvollen Rezepturen) und Wegfall der WE-Prüfungen (entspr. internationaler Normalität außerhalb des deutschsprachigen Raums) der Arbeitskräftemangel auf einen Schlag um mindestens die Hälfte verringert wäre, sehr vorsichtig geschätzt. Die Politik würde im Zuge der anstehenden Honorar-System-Optimierung dabei SOFORT mitmachen, das ist gewiss!

Und, ehrlich, sooo viele von uns, die ausgerechnet "Labor" nach dem Studium unter schlechteren, oft auch: viel langweiligeren Bedingungen in größtmöglichem Umfang weiter machen wollen, und sonst keine Lust mehr auf den Beruf hätten, gibt es in Wirklichkeit gar nicht. Eher schreckt das die große Mehrheit in seiner Unkalkulierbarkeit und Hoch-Bürokratie ganz besonders von der Selbständigkeit ab. Zu Recht, muss ich als alter Analytik- und Technologie-Fahrensmann nach nun auch schon wieder 10 Jahren „Öffentliche“ leider sagen, weil es eben von „Unserem Beruf“ extrem schlecht und übergriffig reguliert und organisiert ist!

Bitte, vermiest GENERELL nicht weiter unserem Nachwuchs die Öffentliche Apotheke. Vor Allem auch nicht, indem Ihr "Den Jungen" erklärt, dass die aktuelle Tätigkeit dort recht pofelig und viel zu kaufmännisch sei. Und sie das ganze heilberufliche Wissen des Studiums dort nur einigermaßen anwenden können, wenn "das Medikationsmanagement kommt". Das ist großer Quatsch. Das war auch vor 30 Jahren schon nicht so, dass man "die ganze Pharmakologie" vergebens gelernt hätte. Man musste nur schon immer SELBER intelligent verstehen, sich damit gut zu "verkaufen", bei Ärzten und "Patienten".

Genau, "verkaufen". Auch das so ein Wort, zu dem Ihr euch mehr bekennen müsstet, und es dem Nachwuchs nicht als pfuibahbah vermiesen dürftet. Denn das Alles ist AUCH Einzelhandel, und das ist gut so .......

Euer "Perspektivpapier" hat jedenfalls leider genau den gegenteiligen Effekt erzielt, als uns in der Öffentlichen "Die Jungen" als Arbeitskräfte begeistert zuzuführen:
Solange "Das Perspektivpapier" nicht halbwegs umgesetzt sei, so lernen sie nun schon an der Uni und leider auch von euch, ist die Typische Öffentliche Apotheke eher ein peinlicher Ort der „Nur Logistik“ und Schachtelschubserei, unwürdig eines guten Pharmaziestudiums-Absolventen.

Nochmals, dringende Bitte: Helft den Öffentlichen Apotheken in ihrer „Typischen“ Ausprägung. Helft ihnen JETZT. Auf eine neue Generation in der Berufspolitik kann das Alles nicht warten, der „Marsch durch die Institutionen“ wäre bei allem vielleicht hier und da vorhandenen Ehrgeiz zu lang. IHR seid jetzt OBEN, also seid IHR am Zug. Macht euch ehrlich.

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ABDA

von Martin Lörzer am 31.07.2017 um 13:43 Uhr

Also ich habe hier eine absolute Zahl an fehlenden Arbeitskräften. An die ARGE gemeldet. Bringt nix weil kein zu Vermittelnder da ist. Meine Analyse zeigt auch auf, dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenkommen. Was die in ihrem ABDA-Turm wieder mal so absondert ist echt die wucht.

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