2017

Mehr als 800 Masern-Infektionen – und ein Todesfall

Stuttgart - 31.07.2017, 14:00 Uhr

In mehreren europäischen Ländern kam es 2017 zu gefährlichen Masernwellen – so auch in Deutschland. (Foto: Dan Race / Fotolia)

In mehreren europäischen Ländern kam es 2017 zu gefährlichen Masernwellen – so auch in Deutschland. (Foto: Dan Race / Fotolia)


Für das laufende Jahr wurden dem Robert-Koch-Institut bislang gut 800 Masern-Fälle gemeldet. Einen schweren Ausbruch gab es im Ruhrgebiet, eine Patientin verstarb. Offenbar wurden Infektionen aus Südeuropa eingeschleppt. Neben anderen Gründen sind auch Lieferengpässe beim Impfstoff schuld an einer schweren Masernepidemie in Rumänien.

Im laufenden Jahr wurden dem Robert-Koch-Institut bis zum 9. Juli insgesamt 801 Masernfälle gemeldet, wie die Behörde auf Nachfrage von DAZ.online mitteilte. Ein Schwerpunkt war hierbei Nordrhein-Westfalen, wo 490 Fälle gemeldet worden – mit 2,74 Infektionen pro 100.000 Einwohner lag die Zahl fast dreifach über dem Bundesdurchschnitt von 0,97. In Sachsen traten 1,69 Infektionen pro 100.000 Einwohner auf – in Brandenburg jedoch nur 0,08 und in Niedersachsen 0,05.

Im Jahr 2016 waren insgesamt 325 Maserninfektionen in Deutschland aufgetreten. In Hessen verstarb im vergangenen November ein sechsjähriges Mädchen an Masern-Spätfolgen – in diesem Jahr traf es eine dreifache Mutter, die in Essen an der Erkrankung starb. Eine Masernwelle in Duisburg ist nach Angaben der Gesundheitsämter offenbar im Griff, wie der WDR kürzlich meldete: Ein Impfmobil und eine Bürgerinitiative hatten insbesondere unter zugewanderten Rumänen und Bulgaren über Schutzmöglichkeiten informiert.

Im Ruhrgebiet war das Virus wie auch bei einem kleineren Masernausbruch Anfang des Jahres in Leipzig offenbar aus Südosteuropa eingeschleppt worden und hatte sich auch unter nicht geimpften Einheimischen ausgebreitet. Derzeit herrscht insbesondere in Rumänien eine dramatische Masernepidemie: Seit Anfang 2016 sind mehr als 8000 Menschen erkrankt, 32 starben – insbesondere Kinder. 

In Rumänien müssten 200.000 Kinder geimpft werden

Das rumänische Gesundheitsministerium will laut „Spiegel Online“ mit einem neuen Gesetz die Impfquoten erhöhen. In einigen Kreisen im Westen des Landes hätte nicht einmal jedes zweite Kind die vollständige Impfung erhalten, mehr als 200.000 Kinder müssten geimpft werden. Landesweit liegt die Quote für die zweite Impfung laut dem Online-Magazin bei 67 Prozent. Jedoch erhielten nach Auswertungen des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung vom vergangenen Jahr auch in Deutschland nur 63 Prozent der Kleinkinder ihre zweite Impfung vor ihrem zweiten Geburtstag.

Der rumänische Gesundheitsminister Florian Bodog nannte Armut, mangelnden Zugang zu Gesundheitsvorsorge sowie Anti-Impf-Kampagnen religiöser Gruppen als Gründe für die geringen Impfquoten. In Rumänien sei die Impfquote in den vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken, schreibt „Spiegel Online“. Nach Angaben des Magazins seien auch regelmäßige Impfstoff-Engpässe schuld an den Problemen. Kürzlich habe der rumänische Gesundheitsminister auf Kreisebene die Zuständigen in den Bezirken mit besonders niedriger Impfquote entlassen.

In Italien, wo bis Mitte Juli mehr als 3500 Menschen an Masern erkrankten, hat das Parlament am vergangenen Freitag ein Gesetz verabschiede, das Pflichtimpfungen vorsieht – sowie Bußgelder von 500 bis 1000 Euro, wenn Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen. Auch Frankreich hat vor wenigen Wochen die Impfpflicht deutlich ausgeweitet – dort müssen Eltern ihre Kinder ab Anfang nächsten Jahres gleichfalls gegen Masern impfen lassen. Bundesgesundheitsminister Gröhe hatte im Mai eine Beratungspflicht für Eltern eingeführt, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Till Reckert am 03.12.2017 um 22:16 Uhr

Masern scheinen so selten geworden zu sein, dass sie auch in Fachzeitschriften regelmäßig unbemerkt mit Windpockenbildern versehen werden können, weil sie niemand mehr kennt. Das ist aber für die Praxis überhaupt nicht hilfreich. Und wenn man Masernbilder googelt, so findet man dort ja auch zu 30% Windpockenbilder aus diesen Fachzeitschriften. Fake-news halt, die einer vom anderen abkopiert. Schade.

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