DAZ-Merkblatt „Blutdruck messen“
Blutdruckmessen gehört zu den Dienstleistungen fast jeder Apotheke. Und auch hier gilt: Was man macht, soll man richtig machen. Dabei hilft Ihnen ein Merkblatt der DAZ (erschienen in DAZ 2014, Nr. 19).
Die weltweit am weitesten verbreitete Methode zur Bestimmung des Blutdrucks ist die Messung mit der Oberarm-Manschette. Australische Forschern zufolge liefert diese häufig falsche Ergebnisse. Menschen mit einem Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten deshalb eventuell nicht richtig erkannt werden.
Die korrekte Blutdruckmessung gehört zu den wichtigsten Messungen in der klinischen Diagnostik. Sie ist ausschlaggebend dafür, ob Patienten vielfach über Jahre hinweg eine antihypertensive Therapie bekommen oder nicht. Fehldiagnosen können zu Unter-oder Übertherapien führen. Die gängige Methode zur Messung des Blutdrucks mit der Oberarm-Manschette ist schon mehr als einhundert Jahre alt. Sie wurde im Jahr 1896 erfunden und 1905 verfeinert, wobei der Grundprinzip unverändert blieb.
Forscher vom Menzies Institute for Medical Research an der Universität von Tasmanien, Australien, wollten wissen, ob die Methode den Blutdruck wirklich korrekt erfasst. Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler Daten aus 74 Studien mit über 2500 Teilnehmern aus fast sieben Jahrzehnten (1950 bis 2016), in denen der Blutdruck nicht nur am Oberarm, sondern auch invasiv mit einem intraarteriellen Katheter entweder am selben Arm oder in der Aorta, erhoben worden war. Der zentrale (aortale) Blutdruck gilt als klinisch relevanter, weil er ein besserer Indikator für den Blutdruck in den Organen, wie zum Beispiel am Herzen oder im Gehirn ist als der Druck im Oberarm. Um die Richtigkeit der Messdaten vom Oberarm zu beurteilen, verglichen die Forscher diese mit dem Goldstandard des zentralen Blutdrucks. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of the American College of Cardiology publiziert.
Für die niedrigen (unter 120/80 mmHg) und hohen Blutdruckbereiche (über 160/100 mmHg) fanden die australischen Forscher eine Übereinstimmung mit der invasiven Messung von bis zu 80 Prozent. Sie ziehen daraus den Schluss, dass der am Oberarm gemessene Blutdruck die tatsächlichen Verhältnisse in diesen Druckbereichen recht gut widerspiegelt.
Für
den „Mainstream-Bereich”, in den die meisten Menschen fallen, trifft dies jedoch
leider nicht zu. Bei Personen mit systolischen Blutdruckwerten zwischen 120 und 160
mmHg und diastolischen zwischen 80 und 100 mmHg ermittelten sie erheblich
größere Unsicherheiten bezüglich der Oberarmmessungen. Die Richtigkeit lag
lediglich bei 50 bis 57 Prozent. „Diese Befunde zeigen uns, dass wir die
Richtigkeit von Blutdruckmessgeräten verbessern müssen“, sagt James Sharman Professor
of Medical Research und stellvertretender Direktor des Menzies Institute for Medical
Research. „Schließlich
können etwaige größere Abweichungen zwischen den Blutdruckmessungen am Arm und
in der Aorta Auswirkungen auf klinische Entscheidungen bei der Diagnose und
Behandlung haben.“
Dies
bedeute aber nicht, dass der Blutdruck nicht mehr mit der Oberarm-Manschette gemessen
werden sollte. Die Messung sei nach wie vor sinnvoll, aber einige
möglicherweise behandlungsbedürftige Personen könnten damit durch das
diagnostische Raster fallen. Bis die Standards für die Richtigkeit von Blutdruckmessgeräten
verbessert sind, rät Sharman dazu, die Durchschnittswerte von mehreren
Messungen anzunehmen, um die individuelle Blutdruckklassifikation für das
kardiovaskuläre Risikomanagement vorzunehmen.
Blutdruckmessen gehört zu den Dienstleistungen fast jeder Apotheke. Und auch hier gilt: Was man macht, soll man richtig machen. Dabei hilft Ihnen ein Merkblatt der DAZ (erschienen in DAZ 2014, Nr. 19).
3 Kommentare
Blutdruck messen
von Heidrun Lerch am 09.08.2017 um 17:35 Uhr
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Abweichung
von Dominik Müller am 08.08.2017 um 10:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Abweichung
von Michaela am 09.08.2017 um 16:57 Uhr
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