Verschwiegene Risiken?

Linke hinterfragt Zulassungen von Antidepressiva

Berlin - 23.08.2017, 16:30 Uhr

Nutzen und Risiken von Antidepressiva sind schon länger teils umstritten. (Foto: psdesign1 / Fotolia)

Nutzen und Risiken von Antidepressiva sind schon länger teils umstritten. (Foto: psdesign1 / Fotolia)


Sind SSRI-Antidepressiva sicher und unbedenklich?

In ihrer Anfrage stellt die Linksfraktion insgesamt 30 Fragen. „Ist die Bundesregierung nach wie vor der Ansicht, dass die SSRI-Antidepressiva sicher und unbedenklich sind im Sinne des § 5 AMG“, fragen die Linken-Politiker beispielsweise – und erkundigen sich nach einer Bewertung des patientenorientierten Nutzens. „Inwiefern sollte nach Ansicht der Bundesregierung ein Arzneimittel, das keine oder eine sehr geringe therapeutische Wirkung aufweist, überhaupt zugelassen sein, wenn im Gegenzug schwerwiegende und lebensbedrohliche Nebenwirkungen bekannt sind“, heißt es in der Kleinen Anfrage weiter.

Im Fokus der Politiker ist auch BfArM-Chef Karl Broich. Die Linken erkundigen sich, welche gemeinsamen Veröffentlichungen des damaligen Gutachters im Zulassungsverfahren von Sertralin (Zoloft®) und Broich der Regierung bekannt seien – und welche „argumentative Unterstützung“ Broich in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Zulassungsverfahren von Sertralin erhalten habe.

Die Linken schreiben, dass sowohl Broich als auch ein damaliges Mitglied der Zulassungskommission in Bezug auf die SSRI-Antidepressiva ein „starkes gemeinsames Interesse“ daran hätten, dass das Zulassungsverfahren von Zoloft® nicht in Kritik kommt, „da beide maßgeblichen Anteil an der aktuellen Position der Aufsichtsbehörde haben und ein Ruhen oder eine Einschränkung der Zulassung eines SSRI-Antidepressivums ihren Ruf beschädigen könnten“.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ursache und Wirkung

von Reinhard Rodiger am 23.08.2017 um 22:40 Uhr

Überspitzt könnte man sagen, Antidepressiva sind sicher, nur Hersteller,Arzt und Patient nicht.Hersteller promoten sie als Problemlöser für den Alltag.Die Patienten sagen zu wenig über ihre Situation.Die Therapie wird nicht engmaschig kontrolliert.
Verschreibungen zu leicht usw. Wichtigste Tatsache ist ,dass aktivierende Mittel hier immer ein Risiko bedeuten.
Also weniger Industrie-Promotion bessere Kontrolle und mehr Zeit .Arzneimittel sind nur so gut wie die Qualität ihrer Anwendung und damit auch die Möglichkeit . Das ist die eigentliche Debatte.

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