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Pseudo-Customer-Konzept
Hilfe zur Selbsthilfe für Apotheken oder einfach nur ein Testkauf?
Ist ein Pseudo-Customer-Besuch eigentlich nichts anderes als ein Testkauf – durchgeführt und bewertet von der Standesorganisation statt von Herrn Glaeske? Laut ABDA ist das nicht der Fall. „Die Philosophie des Pseudo-Customer-Konzeptes steht im klaren Gegensatz zu Testkäufen“, heißt es auf der Website. Es gehe nämlich gerade nicht um Beurteilungen, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe für Apotheken, die aktiv an der Verbesserung ihrer Beratungsqualität arbeiten wollen.
Das Pseudo-Customer-Konzept gibt es bereits seit dem Jahr 2004 in zahlreichen Apothekerkammern. Zuvor wurde es von der ABDA in Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer Berlin in einem Pilot-Projekt erprobt. Entwickelt wurde es in Australien. Dabei gibt sich der Testkäufer, der sogenannte Pseudo-Customer, in der Apotheke als Kunde aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Beratungstests oder Testkäufen, über die immer wieder in Zeitung und Fernsehen berichtet wird, sind Pseudo-Customer jedoch Apotheker und zudem geschult. Sie folgen einem exakt vorgegebenen Leitfaden. Dabei wird entweder angegeben, unter bestimmen Symptomen zu leiden, oder der Wunsch nach einem konkreten Präparat geäußert. Anhand bestimmter Kriterien, die sich vor allem an den Leitlinien der Bundesapothekerkammer orientieren, bewertet der Pseudo-Customer die angebotene Beratung. Wird ihm übrigens kein Beratungsangebot gemacht, ist er angehalten nachzuhaken, ob denn bei der Einnahme des Arzneimittels nichts zu beachten sei.
Wichtigster Teil: Feedbackgespräch
Im Anschluss wird das Gespräch dokumentiert. Hierzu gibt es einen standardisierten Fragebogen. Bewertet werden sowohl fachliche als auch kommunikative Aspekte. Außerdem erhält der Beratende unmittelbar danach Feedback – erst allein, später gemeinsam mit dem Apothekenleiter oder im Falle von PTA mit dem verantwortlichen Apotheker. Das Feedback beinhaltet zudem individuelles Coaching für den Beratenden bzw. die Apotheke. In dem Feedback-Gespräch erarbeiten Pseudo-Customer und Apotheke gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung der Beratungsqualität – ein weiterer Unterschied zwischen dem Pseudo-Customer-Konzept und „normalen“ Testkäufen. Außerdem erhält die Apotheke noch ein schriftliches Feedback.
Wer erfährt das Ergebnis?
Dabei ist ganz wichtig: Die Apotheken bleiben anonym. Die Gesamtauswertung der Daten erfolgt durch den Geschäftsbereich Pharmazie der ABDA. Die jeweiligen Kammern erfahren zwar die regionalen Ergebnisse – aber anonymisiert. Sie können sie also den Apotheken nicht zuordnen. Zumal sie in der Regel gar nicht wissen, welche Apotheken besucht wurden. Es gibt nur wenige denkbare Szenarien, in denen Kammern die Anonymität aufheben. In Baden-Württemberg ist das zum Beispiel der Fall, wenn PKA im Handverkauf erwischt werden. Damit diese Anonymität gewährleistet ist, wird die Avoxa (früher WuV) von den Kammern mit der organisatorischen Umsetzung betraut.
Zählt als Maßnahme zur externen Qualitätssicherung
Was die jeweiligen Kammern und auch die ABDA dabei immer wieder betonen: Es gehe weder um Kontrolle noch um Gängelung, auch wenn einzelne Apotheker das anders sehen. Weit über 90 Prozent sind jedoch zufrieden. Woher man das weiß? Nicht nur der Pseudo-Customer bewertet die Apotheke, sondern auch die Apotheke den Besuch des Pseudo-Customers. Ziel des Konzepts soll sein, sich kritisch mit der Qualität der Beratung in öffentlichen Apotheken auseinanderzusetzen, heißt es. Die Standesvertretung betrachtet das Pseudo-Customer-Konzept als Instrument zur Qualitätssicherung und -verbesserung im Apothekenalltag. Aus den erhobenen Daten können dann nämlich gezielte Schulungsmaßnahmen entwickelt werden.
Außerdem zählt ein Pseudo-Customer-Besuch ebenso wie die Rezepturringversuche als Maßnahme zur externen Qualitätsüberprüfung, an der Apotheken laut § 2a (2) ApBetrO regelmäßig teilnehmen sollten. Darüber hinaus gibt es auf Antrag acht Fortbildungspunkte der jeweiligen Kammer. Die kann der Apothekenleiter im Team je nach Beteiligung vergeben.
7 Kommentare
Pseudo Custermer
von Alexander Zeitler am 04.09.2017 um 0:25 Uhr
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berufsständische Strategiefrage
von Holger am 31.08.2017 um 8:36 Uhr
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Heuchelei
von Reinhard Rodiger am 30.08.2017 um 23:36 Uhr
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Testkäufe ??
von Heiko Barz am 30.08.2017 um 19:13 Uhr
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AW: "PKA im Handverkauf erwischt"... Ja, macht den ehrwürdigen Beruf doch gleich noch endgültig kaputt!
von Anonymus Pharmazeuticus am 30.08.2017 um 21:40 Uhr
AW: Testkäufe
von Stefan Haydn am 31.08.2017 um 15:20 Uhr
Schul-Arbeiten
von Wolfgang Müller am 30.08.2017 um 12:50 Uhr
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