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Gesundheitspolitisches Forum in Hessen
CDU und Grüne weiter uneinig beim Rx-Versandverbot
Die grüne Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche bleibt bei ihrer ablehnenden Haltung gegenüber einem Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Das machte sie am gestrigen Donnerstag bei einer Diskussionsrunde des Hessischen Apothekerverbands klar. Genauso klar war der CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Koob: Er halte den Vorschlag für richtig.
Es war das erste „Gesundheitspolitische Forum“, zu dem der Hessische Apothekerverband (HAV) am gestrigen Donnerstag nach Offenbach geladen hatte. Gekommen waren der Bundestagsabgeordnete Markus Koob von der CDU als Ersatz für die angekündigte Katja Leikert, seine grüne Kollegin Kordula Schulz-Asche und die FDP-Kandidatin Bettina Stark-Watzinger. Keinen Vertreter hatte die SPD geschickt. Komplettiert wurde die Diskussionsrunde stattdessen durch den Frankfurter Juristen Prof. Dr. Hilko J. Meyer. Hauptthema der vom Politikredakteur der „Ärzte Zeitung“ Florian Staeck moderierten Runde war – wen wundert es – das EuGH-Urteil und die Konsequenzen, die die Politik daraus ziehen will – oder eben nicht.
Während Schulz-Asche wortreich ihren Vorschlag verteidigte, die Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel auf eine Höhe von einem Euro pro eingereichtem Rezept zu beschränken, bekräftigte der Christdemokrat Koob die Unterstützung seiner Fraktion für den Plan von Gesundheitsminister Gröhe, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu verbieten. Er halte diesen Ansatz auch persönlich für richtig, nur so könne der ungleiche Wettbewerb zwischen ausländischen Versendern und deutschen Apotheken wirksam unterbunden werden: „Ich bin gar nicht generell gegen den Versandhandel“, sagte er, auch dem Wettbewerb stehe er durchaus positiv gegenüber. Aber in diesem Fall müsse regulierend eingegriffen werden, um die Apotheken in Deutschland zu bewahren.
„Ich bin nicht generell gegen Versandhandel. Aber es kann nicht sein, dass deutscher Versandhandel andere Regeln hat als ausländischer Versandhandel.“
Die Grüne Kordula Schulz-Asche betonte, dass sie weder eine Freundin des Versandhandels, noch von Boni sei. Sie verstehe aber nicht, weshalb die Apotheker ihrem Vorschlag eines Boni-Deckels so ablehnend gegenüberstehen: „Es wundert mich schon, dass uns vorgeworfen wird, die Apotheken kaputt zu machen, während alle die Fernsehwerbung von DocMorris und der Europa Apotheke anschauen, die 30 Euro Bonus anbieten“, erwiderte sie auf einen Einwurf der hessischen Kammerpräsidentin Ursula Funke, die ihr vorwarf, die Zulassung eines Ein-Euro-Bonus gefährde ein Drittel der Apotheken akut in ihrer Existenz.
„Es wundert mich schon, dass uns vorgeworfen wird, die Apotheken kaputt zu machen, während alle die Fernsehwerbung von DocMorris und der Europa Apotheek schauen, die 30 Euro Bonus anbieten. Das verstehe ich nicht“
„Den Versandhandel nicht verteufeln“
Weniger klar in ihren Meinungen war die FDP-Bundestagskandidatin Stark-Watzinger. Natürlich stehe die FDP für Wettbewerb – die Frage, ob Wettbewerb immer gut sei für den Verbraucher würde sie bei Arzneimitteln aber nicht unterschreiben. Den Versandhandel wolle sie „nicht verteufeln“ – dass deutsche Apotheken an die Arzneimittelpreisverordnung gebunden sind, ausländische Versender aber nicht, sei aber „untragbar“. Ihr Lösungsvorschlag: Man könne doch die Krankenkassen dazu verpflichten, nur mit solchen Apotheken abzurechnen, die sich an die deutschen Preisregelungen halten. Denn Boni passten nicht in das deutsche Krankenversicherungssystem.
Einen anderen Lösungsansatz schlug der Wirtschafts- und Gesundheitsrechtler Prof. Meyer vor: Wenn ein Unternehmen deutsche Arzneimittel nur zu dem Zweck nach Holland bringe, um sie anschließend ohne Beachtung deutscher Preisregelungen an deutsche Kunden verkaufen zu können, handele es sich eindeutig um einen Umgehungstatbestand. „DocMorris macht doch keinen europäischen Handel“, so Meyer. Das einzige, was die holländischen Versender machten sei, die Arzneimittel „für eine juristische Sekunde“ ins EU-Ausland zu verbringen, um sie sozusagen „zu veredeln“, damit die deutsche Preisbindung nicht mehr gelte. Das sei „klassischer Missbrauch“ der Binnenmarktregeln. Das könne man – analog gesetzlicher Regelungen bei der Buchpreisbindung – ins Arzneimittelgesetz schreiben: „Das wäre eine Lösung, die schnell gilt“, so Meyer. Für Schulz-Asches Vorschlag der Boni-Begrenzung, den diese immer wieder mit dem Argument bewarb, dass er schnell umsetzbar sei, gelte das hingegen gerade nicht: „Da müssten die Krankenkassen mitreden – und dann kommt etwas ganz anderes heraus …“
„Ich habe interessiert den Ausführungen von Professor Meyer zugehört. Und er hat Recht: Boni passen nicht in unser System.“
3 Kommentare
Schulz Asche
von florian becker am 01.09.2017 um 16:30 Uhr
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Freundin von was?
von Anita Peter am 01.09.2017 um 13:31 Uhr
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Schulz -Asche
von Frank ebert am 01.09.2017 um 10:49 Uhr
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