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ABDA-Präsident Schmidt zum Zyto-Skandal
„Krassester Einzelfall von kriminellem Verhalten“
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat die mutmaßlichen Machenschaften des Bottroper Zyto-Apothekers scharf verurteilt. Falls sich die Vorwürfe erhärteten, sei das der „krasseste Einzelfall von kriminellem Verhalten“, der ihm bisher untergekommen sei. Schmidt zeigte sich offen für alle Maßnahmen, die solche Fälle zukünftig verhindern helfen. Man müsse prüfen, ob die heutige Vergütungssystematik falsche Anreize setze.
Auf der Auftakt-Pressekonferenz zum Deutschen Apothekertag, der am morgigen Mittwoch in Düsseldorf startet, äußerte sich ABDA-Präsident Friedemann Schmidt auch zu dem Bottroper Zyto-Skandal. Die Staatsanwaltschaft wirft einem Apotheker vor, in zehntausenden Fällen Zytostatika-Zubereitungen mit deutlich zu niedrigen Wirkstoff-Konzentrationen abgegeben zu haben. Schmidt zeigte sich offen für verstärkte Kontrollen der Zyto-Apotheken. Er halte „jede Maßnahme für gerechtfertigt, die solches Verhalten in Zukunft ausschließen hilft“. Er betonte aber, dass es sich um einen Einzelfall handle. Die übergroße Mehrheit der Zyto-Apotheker arbeite korrekt.
Schmidt sieht nun vor allem die Politik in der Pflicht. Man habe diese Themen auch im Bundesgesundheitsministerium vorgetragen. Schmidt sagte, man müsse überlegen, ob die heutige Vergütung dieser sehr teuren Arzneimittel nicht falsche Anreize setzen könnte. Seiner Meinung nach solle das Geld eher für die apothekerliche Arbeit der Zyto-Herstellung bezahlt werden, als für den Bezug der Wirkstoffe. Der Bottroper Apotheker soll aus finanziellen Gründen massenhaft zu wenig Wirkstoff in den Zubereitungen verarbeitet haben.
Heutiges System der Zyto-Apotheken „genau richtig“
Schmidt verteidigte das heutige System von „Zytostatika-Schwerpunktapotheken“: „Grundsätzlich kann Zytostatika-Herstellung nur so stattfinden“, sagte der ABDA-Präsident. Aufgrund der hohen Anforderungen an Räumlichkeiten, Ausstattung und Personal könne nicht jede Apotheke Zytostatika herstellen, wie es bei den „normalen“ Standard-Rezepturen der Fall ist. Eine Zentralisierung dieser Aufgabe sei daher fachlich, juristisch und ökonomisch richtig. Eine stärkere Konzentrierung als heute hält Schmidt aber für grundfalsch: „Wenn nur noch 100 Apotheken Zytostatika herstellen, dann wäre ein Einzelfall wie jetzt noch viel schlimmer!“
Schmidt hofft auf mehr Zyto-Apotheken
Es sei zu hoffen, dass die Zahl der Zytostatika-herstellenden Apotheken in den nächsten Jahren wieder ansteige, erklärte der ABDA-Präsident. Mit dem im AM-VSG beschlossenen Verbot der Zytostatika-Ausschreibungen durch die Krankenkassen sieht er dafür die Grundlage gelegt.
Der Bottroper Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Laut der im Juli erhobenen Anklage hat der Zyto-Apotheker, der seit Ende letzten Jahres in Untersuchungshaft sitzt, allein in den letzten fünf Jahren mehr als 60.000 Rezepturen fehlerhaft hergestellt – auch da er Hygieneanforderungen offenbar massiv verletzte.
Mehrere tausend Patienten sollen von dem Fall betroffen sein. Am vergangenen Mittwoch organisierten Betroffene eine Demonstration vor der Apotheke in Bottrop, auf der sie auch mangelnde Informationen und fehlende Nachsorge thematisierten. Der Schaden für die gesetzlichen Krankenversicherungen beträgt laut Staatsanwaltschaft mehr als 50 Millionen Euro.
1 Kommentar
. . . hofft auf mehr Apotheken?
von Martin Trunk am 13.09.2017 um 13:55 Uhr
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