Shop Apotheke kauft Europa Apotheek

Liaison mit dem Ex-Partner

München - 25.09.2017, 16:50 Uhr

Die Europa Apotheek wird von der Shop Apotheke übernommen. (Foto: Europa Apotheek)

Die Europa Apotheek wird von der Shop Apotheke übernommen. (Foto: Europa Apotheek)


E-Commerce wächst weiter

Für Sibylle Bischofberger, Analystin der Zürcher Kantonalbank, kommt der Schritt allerdings nicht unerwartet. Das Wachstum des E-Commerce ist nach ihrer Ansicht nicht aufzuhalten – auch nicht in der Arzneimittelbranche. „Der Onlinehandel gewinnt ständig an Gewicht. Größe ist für Unternehmen in diesem Markt von erheblicher Relevanz“, erläuterte sie auf Anfrage der Redaktion.

Der Deal dürfte auch im Schweizerischen Frauenfeld, dem Sitz der DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose, aufmerksam verfolgt werden. DocMorris verfolgt seit Jahren in Deutschland einen energischen Wachstumskurs und wird nach Angaben von Zur Rose möglicherweise noch in diesem Jahr eine hiesige Versandapotheke übernehmen. Aufgrund seiner starken Präsenz auf dem deutschen Markt hält es Analystin Bischofberger jedoch für sinnvoll, dass DocMorris in Zukunft auch in anderen europäischen Ländern zukauft, um dort ebenfalls Fuß zu fassen.

Mit Sorge dürften darüber hinaus zahlreiche Apotheker den jüngsten Schritt von Shop Apotheke betrachten. „Für stationäre Apotheken in Deutschland stellt sich damit die Frage: Was machen wir, damit wir nicht abgehängt werden?“, so Bischofberger. Aus ihrer Schweizer Perspektive und als Verfechterin des freien Handels sagt sie: „Aus meiner Sicht ist deren Lage schwierig, so lange das Fremdbesitz- und das Rabattverbot gelten.“

Wachstumspotenzial im Rx-Handel

Derweil stellt Shop Apotheke die Wachstumsperspektiven heraus, die sich mit der Übernahme der Europa Apotheek ergeben sollen. So sei der Rx-Markt, den Europa Apotheek adressiere, bestens für den Onlinehandel geeignet. Das kontinentaleuropäische Rx-Geschäft sei mit jährlich 129 Milliarden Euro rund viermal größer als der Umsatz mit OTC sowie Schönheits- und Pflegeprodukten (Beauty and Personal Care). Da auf der anderen Seite der Onlinehandel mit Rx-Produkten im Vergleich zum Gesamtvolumen noch sehr gering sei, gebe es hier ein großes Wachstumspotenzial.

Treiber für diese Entwicklung sieht Shop Apotheke beispielsweise in der in Europa zunehmenden Möglichkeit elektronischer Rezepte, einer steigenden Sicherheit der Onlineplattformen und einer wachsenden Liberalisierung im europäischen Rx-Onlinehandel. Allerdings, so stellt das Unternehmen in einer Kapitalmarktinformation ebenfalls klar, liegt in der Gesundheitspolitik auch eine erhebliche Gefahr für das eigene Geschäftsmodell: Sollte die deutsche Politik den Onlinehandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gesetzlich verbieten, „würde dies einen massiven negativen Einfluss auf unsere wirtschaftliche und finanzielle Situation haben.“

Die Aktionäre von Shop Apotheke scheinen derzeit allerdings nicht auf dieses Szenario zu setzen: Seit August hat das Papier um rund 20 Prozent zugelegt. Die Anteilsscheine von Zur Rose haben seit dem Börsenstart im Juli hingegen deutlich nachgegeben und reagierten auch auf den angekündigten Zukauf von Shop Apotheke mit einem kräftigen Abschlag.  



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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