Illegaler Versand

Internationaler Schlag gegen Arzneimittelfälschungen

Stuttgart - 26.09.2017, 10:50 Uhr

Auch in diesem Jahr fanden sich in den sichergestellten Paketen wieder viele gefälschte Potenzmittel. (Foto: Zoll)

Auch in diesem Jahr fanden sich in den sichergestellten Paketen wieder viele gefälschte Potenzmittel. (Foto: Zoll)


Im Rahmen einer weltweiten Polizeiaktion gegen Medikamentenfälschungen zogen Polizeibeamte aus über 100 Nationen Pakete mit Mitteln aus dubioser Quelle aus dem Verkehr. Innerhalb einer Woche beschlagnahmte der Zoll in Deutschland Briefe und Pakete mit knapp 70.000 Tabletten, Kapseln und Ampullen.

In der Woche vom 12. bis 19. September 2017 nahmen die deutschen Zoll- und Polizeibehörden erneut an der international angelegten Operation PANGEA teil, die gegen den Handel mit gefälschten und illegalen Arzneimitteln im Internet vorgeht. „Insgesamt beteiligten sich über 100 Staaten sowie die Weltzollorganisation (WZO), Europol, die Pharmaunternehmen und internationale Zahlungs- und Zustellungsdienstleister an der zum zehnten Mal von INTERPOL koordinierten Operationswoche PANGEA“, erklärt das Bundeskriminalamt (BKA) in einer Pressemitteilung.

Die Kontrolle von Paketen, Päckchen und Briefen mit Arzneimitteln war dieses Jahr Schwerpunkt der Ermittlungsarbeit – insbesondere an den Standorten der Paketzentren an den Flughäfen Frankfurt und Leipzig sowie im hessischen Niederaula. Innerhalb nur einer Woche zogen die Zollbeamten insgesamt 961 ausländische Brief- und Paketsendungen mit rund 67.900 Tabletten, Kapseln und Ampullen aus dem Verkehr, erklärt das BKA.

Auch Lifestyle-Produkte wurden sichergestellt

Wie in den Vorjahren enthielten viele Sendungen Potenzmittel, die mit über 45 Prozent den größten Teil der sichergestellten Sendungen ausmachen. „Daneben stellten die Zollbeamten im Rahmen der Sonderkontrollmaßnahme aber auch eine Vielzahl anderer Lifestyle-Produkte sicher, die versprechen, ‚schlank, jung, schön und stark‘ zu machen“, erklärt das BKA. Ferner fand es verbotene Nahrungsergänzungsmittel sowie Beruhigungs- und Schmerzmittel. „Ein Großteil der Sendungen stammt aus Indien, aber auch aus China, Polen, Russland und Thailand“, heißt es.

Mit der Aktionswoche wollen die Zoll- und Polizeibehörden zwar auch das Angebot gefälschter Arzneimittel einschränken, erklärt das BKA – vor allem solle aber die Bevölkerung für die Gesundheitsgefahren sensibilisiert werden, die mit dem Arzneimittelkauf im Internet verbunden sein können, schreibt es. Seit Ende der Operation PANGEA IX im Juni letzten Jahres ermitteln die Polizeibehörden in Deutschland in 171 Fällen gegen 145 meist international organisierte Betreiber von 34 Internetseiten, die in Deutschland nicht zugelassene Arzneimittel anbieten. 

„Nicht kalkulierbares Gesundheitsrisiko“

„Medikamente mit falschem Wirkstoffgehalt sowie Präparate mit gesundheitsgefährdenden Bestandteilen stellen ein nicht kalkulierbares Gesundheitsrisiko dar“, erklärt das Bundeskriminalamt. Außerdem bestehe für Verbraucher die Gefahr, betrogen zu werden. „Seriös erscheinende Online-Apotheken kassieren das Geld ihrer Kunden, die entsprechende Warenlieferung erfolgt jedoch nicht“, heißt es. Eine weitere Gefahr lauere in E-Mails, die sich als Werbung tarnen – aber über das Arzneimittelangebot hinaus Schadsoftware enthalten.

„Völlig unberücksichtigt bleibt beim Verbraucher offenbar auch die Tatsache, dass jeglicher Import von in Deutschland nicht zugelassenen Medikamenten durch Privatpersonen eine Ordnungswidrigkeit darstellt“, schreibt die Behörde. Unabhängig von sonstigen strafrechtlichen Konsequenzen könne dies mit einer Geldbuße geahndet werden.

BKA und Zollkriminalamt betonen daher, dass Arzneimittel nur bei zugelassenen Online-Apotheken oder bei der Apotheke im Ort eingekauft werden sollten. „Damit können Sie das Risiko einer Gesundheitsgefahr minimieren“, schreibt das BKA. „Der Einkauf bei illegalen Online-Apotheken ist ein Glückspiel, Ihre Gesundheit ist dabei der Einsatz. Der Gewinner dieses Spiels ist in jedem Fall der Täter, dem Ihre Gesundheit völlig gleichgültig ist.“

Das BKA hat Informationen zum sicheren Arzneimittelkauf im Internet in einem Informationsflyer zusammengestellt. Auch auf der Webseite des Zolls finden Verbraucher Tipps und Ratschläge.



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