Haben Sie Interesse an einer Niederlassung in Börger?
Dann melden Sie sich bitte bei:
Gemeindedirektor Johannes Müller
Gemeinde Börger
Waldstr. 4
26904 Börger
mueller@gemeinde-boerger.de
Auch in Niedersachsen bekommen immer mehr Ortschaften die Auswirkungen der sinkenden Apothekenzahl zu spüren. Neuestes Beispiel: Die 2800-Einwohner-Gemeinde Börger im Emsland, die Ende August ihre einzige Apotheke verloren hat. Händeringend versucht die Gemeinde derzeit, einen Apotheker aufs Land zu locken, greift dabei zu unkonventionellen Mitteln und fordert Lockerungen für Filialapotheken.
Die Gemeinde Börger liegt im westlichen Niedersachsen unweit der niederländischen Grenze im Landkreis Emsland. Die Bevölkerungsdichte der Gemeinde spricht für sich: Auf einen Quadratkilometer kommen 50 Menschen. Zum Vergleich: Im Schnitt wohnen in Deutschland 230 Menschen innerhalb eines Quadratkilometers. Und auch an der Infrastruktur zeigt sich, wie ländlich Börger ist: Es gibt eine Grund- und eine Realschule, eine Hausarztpraxis, eine Zahnarztpraxis, ein Altenpflegeheim – und bis Ende August gab es auch eine Apotheke.
Die Hümmling Apotheke in Börger war jahrzehntelang von einem Apotheker betrieben worden, der in diesem Sommer in Rente ging. Über die Fachpresse und die Apothekerkammer und gemeinsam mit der Gemeinde suchte der Inhaber intensiv nach einem Nachfolger. Alle Bemühungen blieben aber erfolglos – seit dem 31. August 2017 steht die Apotheke leer. Gemeindedirektor Johannes Müller ist besorgt, wenn es um das Thema Apotheken-Nachfolger geht. Aus seiner Sicht ist seine Gemeinde durchaus attraktiv für eine neue Niederlassung. Gegenüber DAZ.online erklärt er: „In Börger gibt es eine Hausarztpraxis, die von zwei Ärzten betrieben wird, sowie eine Zahnarztpraxis. Außerdem haben wir eine Altenpflegeeinrichtung, die von unserer alten Apotheke beliefert wurde. Es gibt also eine Infrastruktur für den Apotheker hier vor Ort.“
Kurz nach dem Wegfall der Hümmling Apotheke in Börger bewarben sich gleich drei Apotheken aus dem benachbarten Sögel, um in Börger eine Rezeptsammelstelle zu betreiben. Die Kammer erteilte den Zuschlag, seit ein paar Wochen hängt in der Ortschaft nun ein Rezept-Briefkasten, der im Vier-Monats-Rhythmus abwechselnd von allen drei Apotheken in Sögel betrieben wird. Aber auch damit will sich Müller nicht zufriedengeben. Er sagt: „Das ist für uns bestenfalls eine Interimslösung. Wir brauchen unsere Apotheke vor Ort, die Bürger vermissen sie.“
Und so hat der Gemeinderat in den vergangenen Wochen die Initiative ergriffen. Zunächst wurden alle Apotheken im näheren Umkreis kontaktiert und befragt, ob diese sich vorstellen könnten, in Börger eine Filiale zu betreiben. Der Gemeindedirektor erklärt dazu: „Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass einer der Apotheker eine Filiale hier gründet, da laufen aber noch die Gespräche.“
Um dem neuen Apotheker eine Niederlassung in Börger aber noch etwas schmackhafter zu machen, will die Gemeinde nun aber sogar in die eigene Tasche greifen. Müller erklärt das Vorhaben: „Wir in Börger werden beschließen, dass der Apotheker, der sich in Börger niederlässt, eine Starthilfe von 25.000 Euro erhält. Dazu müsste sich der Apotheker allerdings vertraglich für fünf Jahre verpflichten, hier zu bleiben. Das Anliegen ist uns sehr wichtig, unser Gemeindehaushalt gibt das außerdem her. Der zukünftige Apotheker könnte sofort einziehen: Die Ladenlokale der alten Apotheke stehen zur Verfügung und wurden nicht nachvermietet. Genaue Modalitäten sind dann bei konkretem Interesse eines Apothekers auszuhandeln.“
Auch zu der grundsätzlichen Diskussion über die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland hat Müller eine Meinung. Der Gemeindedirektor sieht die Möglichkeit, dass Lockerungen beim Betrieb von Filialapotheken die Landversorgung langfristig verbessern könnten. „Von der Bundespolitik würde ich mir wünschen, dass die Regeln beim Filialbetrieb gelockert werden. Warum ist es nicht möglich, eine Filiale auf dem Land auch mal in Abwesenheit eines Apothekers offen zu halten, also nur durch PTA zu versorgen? Außerdem wäre es möglich, dass Filialapotheken nicht unbedingt Labore für Rezepturen vorhalten müssen. Die Hauptapotheke könnte ihre Filialen damit beliefern.“
Aber über eine Frage ist man sich in Börger einig: Der Versandhandel kann, wird und soll die Versorgung durch die Apotheke vor Ort nicht ersetzen. Müller dazu: „Wir brauchen die Apotheke vor Ort, der Versandhandel kann diese Leistung einfach nicht ersetzen. Ich glaube auch, dass die Parallelexistenz zwischen Apotheken und Versandapotheken auf Dauer nicht funktionieren wird. Das geht immer zulasten der Apotheke vor Ort, weil die viel höhere Auflagen und bürokratische Pflichten zu erfüllen hat als der Versandhandel.“
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Gemeinde Börger
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26904 Börger
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9 Kommentare
25 TEUR Startgeld für Landapotheker
von adler_fors am 21.10.2017 um 10:10 Uhr
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Buslinie - auch eine Möglichkeit!
von Andreas Grünebaum am 16.10.2017 um 19:03 Uhr
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Gemeindehaushalt gefragt
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 16.10.2017 um 18:37 Uhr
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AW: Notapotheke - wozu?
von Andreas Grünebaum am 16.10.2017 um 18:53 Uhr
Notstand bei mindestens 3 Apotheken in 8 km Entfernung?
von Andreas Grünebaum am 16.10.2017 um 18:32 Uhr
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AW: Notstand bei mindestens 3 Apotheken in 8
von Markus am 16.10.2017 um 23:09 Uhr
Und Notapotheke?
von Dulcamara am 16.10.2017 um 18:11 Uhr
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Zweigapotheke
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 16.10.2017 um 12:46 Uhr
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AW: Zweigapotheke für alle Gemeinden?
von Andreas Grünebaum am 16.10.2017 um 18:51 Uhr
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