Brandenburg

Politik lässt Apotheker beim Pharmaziestudium im Regen stehen

Berlin - 25.10.2017, 13:00 Uhr

Kein Pharmaziestudium in Brandenburg: Bei ihrer Kernforderung nach einem Pharmaziestudium im Land wird die Apothekerkammer Brandenburg von der Politik seit Jahren vertröstet. ( Foto: Catalin / fotolia)

Kein Pharmaziestudium in Brandenburg: Bei ihrer Kernforderung nach einem Pharmaziestudium im Land wird die Apothekerkammer Brandenburg von der Politik seit Jahren vertröstet. ( Foto: Catalin / fotolia)


Studie: Internethandel hat keine Auswirkungen auf Apotheken

Die Bundesagentur für Arbeit hatte den Apothekerberuf zuletzt als Mangelberuf eingestuft, weil offene Stellen im Apothekenmarkt zu lange unbesetzt blieben. Und auch die Wirtschafts-Experten aus Brandenburg sehen das Problem: „Stark schwankenden und in der Tendenz abnehmenden Ausbildungsaktivitäten auf dem regionalen Arbeitsmarkt steht eine insgesamt steigende Fachkräftenachfrage entgegen. Schon jetzt müssen fast 90 Prozent aller Absolventen des Studienfaches Pharmazie für eine Tätigkeit als Apotheker (und nicht als Pharmareferent oder in der Forschung etc.) gewonnen werden, um dem gegebenen Fachkräftebedarf nachkommen zu können.“ Aufgrund der hohen beruflichen Konkurrenzsituation seien auch schon „kurzfristig“ Fachkräfteengpässe in Brandenburg möglich.

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die drohende Schieflage: Die Zahl der angestellten Apotheker in Brandenburg ist zwischen 2005 und 2015 zwar konstant angestiegen und lag zuletzt bei 662. Gleichzeitig hat die Zahl der Selbstständigen aber um zehn Prozent abgenommen. An einer anderen Stelle verweist die Wirtschaftsförderung im Zusammenhang mit den abnehmenden Selbstständigen-Zahlen aber auch auf die seit 2004 zugelassene Filialisierung. Und auch die Altersstruktur lässt nichts Positives erhoffen: In einigen Landkreisen und Städten ist der Anteil der Apotheker, die älter als 55 Jahre sind, bei über 35 Prozent. Im ländlich geprägten Landkreis Elbe-Elster sind 38,5 Prozent aller Apotheker älter als 55. Im Durschnitt sind 22 Prozent aller Brandenburger Apotheker älter als 55.

Immer weniger Selbstständige bei zunehmendem Durchschnittsalter

Aus berufspolitischer Sicht enthält das Papier allerdings auch Schlussfolgerungen, die den Pharmazeuten weniger schmecken dürften. An einer Stelle heißt es beispielsweise: „Ein Bedeutungsverlust der Apotheken in Brandenburg, etwa im Zuge eines sich ausweitenden Internethandels, ist bisher weder aus der Zahl der Apotheken noch aus der Entwicklung der Beschäftigungssituation abzuleiten. Vielmehr scheint der demografische Wandel den Bedarf an Apothekerleistungen vor Ort tendenziell zu erhöhen.“

Und auch bei der Nachwuchsgewinnung scheinen die Wirtschaftsexperten wenig Handlungsbedarf zu sehen. Mit Blick auf die Altersstruktur und die sinkenden Selbstständigen-Zahlen heißt es in dem Papier: „Die Nachwuchskräftegewinnung bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Apothekern scheint erfolgreich zu verlaufen.“ Allerdings müsse es gelingen, die Selbstständigkeit für junge Apotheker wieder attraktiver zu machen. Und: Weil der Anteil der Selbstständigen regional höchst unterschiedlich ist, könne es zu regionalen Versorgungsengpässen kommen.

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Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Gut so

von Philip Prech am 26.10.2017 um 15:03 Uhr

Glücklicherweise gibt es Politiker, welche die völlig abstruse Idee, dass ein Pharmazeut nur in Potsdam statt in Berlin (oder Halle oder Greifswald) studieren muss, um danach in Brandenburg aufs Land zu ziehen, als solche durchschauen. Spart dem stark schrumpfenden Land viel Geld.

In Brandenburg gibt es auch keinen Medizinstudiengang an einer stattlichen Uni, trotz jahrelangem Drängen der Ärzteschaft, von Krankenhäusern etc. Da ist es doch unrealistisch zu erwarten, dass das Land einen Pharmaziestudiengang einrichtet. Die Krankenhäuser haben dann eine Privatuni für Medizin initiiert. Hätten die Apotheker sich ja anschließen können, vielleicht hätte es Leute gegeben, die sehr viel Geld dafür bezahlen, um Apotheker zu werden.

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