Brandenburg

Politik lässt Apotheker beim Pharmaziestudium im Regen stehen

Berlin - 25.10.2017, 13:00 Uhr

Kein Pharmaziestudium in Brandenburg: Bei ihrer Kernforderung nach einem Pharmaziestudium im Land wird die Apothekerkammer Brandenburg von der Politik seit Jahren vertröstet. ( Foto: Catalin / fotolia)

Kein Pharmaziestudium in Brandenburg: Bei ihrer Kernforderung nach einem Pharmaziestudium im Land wird die Apothekerkammer Brandenburg von der Politik seit Jahren vertröstet. ( Foto: Catalin / fotolia)


Wirtschaftsförderung: Apotheker sollen in anderen Ländern suchen

Was das Pharmaziestudium betrifft, kommen die Gutachter sogar wie die Kammer zu dem Schluss, dass eine „Forcierung der Ausbildungsaktivitäten (in diesem Fall der Hochschulausbildung)“ wichtig sei. Allerdings schlägt die für Brandenburg zuständige Wirtschaftsförderung schlichtweg vor, die Pharmazeuten aus anderen Bundesländern anzuwerben. Im Papier heißt es: „Da Brandenburg über keine eigene Apothekerausbildung verfügt, bleibt nur die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern zu intensivieren.“ Auch die Annahme der Kammer, dass Brandenburger Studenten nach dem Studium in der Region bleiben, wischt das Gutachten vom Tisch. Man könne nicht allein auf die Heimatverbundenheit der Brandenburger Studenten setzen, das sei wenig plausibel. Vielmehr müssten die Apotheker ihren Beruf „bekannt machen und aktiv bewerben“.

Und auch die Politik trägt derzeit nicht viel dazu bei, dass sich in der Frage des nicht existenten Pharmaziestudienganges etwas tut. Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums teilte mit, dass die Einrichtung eines Studienganges derzeit noch geprüft werde. Auf die Frage, wie das von der SPD-Politikerin und Ärztin geleitete Ressort grundsätzlich zu der Frage stehe, antwortete der Sprecher nicht. Auch ob die entstehenden Kosten einem Pharmaziestudiengang im Weg stehen könnten, wollte das Ministerium nicht beantworten.

Wissenschafts- und Gesundheitsministerium vertrösten Apotheker erneut

Etwas ausführlicher, aber immer noch sehr unkonkret antwortete das Brandenburger Sozial- und Gesundheitsministerium. Auch dort wollte man sich nicht dazu äußern, wie das Ressort von der Linken-Politikerin Diana Golze grundsätzlich zu den Forderungen der Apotheker steht. Nur so viel: „Die Apothekenversorgung ist eine komplexe Thematik mit unterschiedlichsten Einflussfaktoren: Wie wird die Arzneimittelversorgung bundesrechtlich in Zukunft geregelt werden? Ist eine Apotheke auch in Zukunft in der Fläche rentabel? Ist das Leben an den jeweiligen Orten so attraktiv, dass junge Apothekerinnen und Apotheker dorthin ziehen beziehungsweise stimmt die Infrastruktur? Und vieles mehr“, erklärte eine Sprecherin.

Dass ein Pharmaziestudiengang die Heilung für die Zukunftssorgen der Apotheker bringt, bezweifelt das Ministerium aber offenbar: „Die Frage, ob auch in Zukunft genug Apotheken in der Fläche vorhanden sein werden, hängt nicht nur davon ab, ob man regionale Studienangebote schafft, sondern vor allem davon, ob es attraktiv ist, sich am jeweiligen Ort tatsächlich niederzulassen. Dabei sind unterschiedliche Aspekte und Anreize zu betrachten wie zum Beispiel Mentoringprogramme, Werbung an Universitäten, Angebote für Hospitationen und für das praktische Jahr, Fortbildungsprogramme zur Vorbereitung einer selbstständigen Tätigkeit, Auslotung von Möglichkeiten, mehr Frauen für die Übernahme von Apotheken zu gewinnen etc. Neben anderen Akteuren hat die Apothekerschaft in Brandenburg hier eine entscheidende Rolle bei der Fachkräftesicherung für die Zukunft.“

Nach der Einladung von Ministerpräsident Dietmar Woidke an die Apotheker hat in der Staatskanzlei danach übrigens wirklich ein Treffen stattgefunden, an dem die Kammer auf Woidke und Vertreter aus mehreren Ministerien traf. Laut Kammer wurde dabei nichts Konkretes festgelegt – nur, dass man sich im „Herbst 2017“ wieder treffen wolle. Auf Nachfrage bei der Staatskanzlei, wann dieses Treffen denn nun stattfinden werde, gab es ebenfalls keine Antwort.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Gut so

von Philip Prech am 26.10.2017 um 15:03 Uhr

Glücklicherweise gibt es Politiker, welche die völlig abstruse Idee, dass ein Pharmazeut nur in Potsdam statt in Berlin (oder Halle oder Greifswald) studieren muss, um danach in Brandenburg aufs Land zu ziehen, als solche durchschauen. Spart dem stark schrumpfenden Land viel Geld.

In Brandenburg gibt es auch keinen Medizinstudiengang an einer stattlichen Uni, trotz jahrelangem Drängen der Ärzteschaft, von Krankenhäusern etc. Da ist es doch unrealistisch zu erwarten, dass das Land einen Pharmaziestudiengang einrichtet. Die Krankenhäuser haben dann eine Privatuni für Medizin initiiert. Hätten die Apotheker sich ja anschließen können, vielleicht hätte es Leute gegeben, die sehr viel Geld dafür bezahlen, um Apotheker zu werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.