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Schweiz
Hausärzte wollen Apotheker nicht in der Primärversorgung
Keine Aufrufe zum Gang in die Apotheke
Nun hat es schon wieder „geknallt“, wie in der Basler Zeitung nachzulesen ist. Das Maß sei voll gewesen, als Hausärzte in einer Broschüre des Basler Gesundheitsdepartements, die als Entscheidungshilfe bei Krankenversicherungsmodellen erstellt wurde, lesen mussten: „Bei unkomplizierten Erkrankungen wie Augen- oder Blasenentzündungen sind die netCare-Angebote der Apotheken hilfreich." Das sowie eine staatliche Empfehlung an die erkrankte Bevölkerung, die Erstberatung in Apotheken vorzunehmen, ging MedGes erneut über die Hutschnur.
In einem deutlichen Brief an den Vorsteher des Basler Gesundheitsdepartements Lukas Engelberger soll Eymann seinem Unmut Luft gemacht haben: „Wieder einmal mehr wird die von Euch so gepriesene Förderung der Hausarztmedizin nicht wahrgenommen. Im Gegenteil wird sie von hinten durch Aufruf zum Gang in die Apotheke torpediert.“ Eine Blasenentzündung als unkomplizierte Erkrankung zu taxieren, wie es das Gesundheitsdepartement in seiner Broschüre tut, bezeichnet der MedGes-Präsident als Beleidigung gegenüber den Ärzten und als Fahrlässigkeit gegenüber den Patienten.
Kritik prallt ab
Engelberger habe die heftige Kritik jedoch an sich abprallen lassen und auf das neue Heilmittelgesetz verwiesen, das Apothekern mehr Freiraum gebe. „Es hat eine Logik, wenn einfache Krankheitsfälle in den Apotheken abgeklärt werden können“, wird Engelberger in der Basler Zeitung zitiert. „Damit entlasten wir die Hausärzte.“
Klares nein zur Selbstdispensation durch die Ärzte
Die Basler Ärzteschaft fürchtet aber offenbar nicht nur um ihre Pfründe. Sie soll bei dieser Gelegenheit beim Gesundheitsdepartement auch noch einmal wegen der Selbstdispensation von Arzneimitteln angeklopft haben. Im Kanton Basel-Stadt dürfen die Ärzte bislang keine Medikamente abgeben. Diesem Ansinnen soll Engelberger jedoch eine klare Absage erteilt haben: „Das steht nicht zur Diskussion.“
Gutes Einvernehmen mit den Apothekern
Trotz der Verärgerung wolle MedGes den „Burgfrieden“, den der Ärzteverband mit den Apothekern in Basel geschlossen habe, aber nicht unnötig stören. Man habe mit dem Apothekerverband ein gutes Einvernehmen, betont Eymann. Das Problem seien vielmehr die neuen Apotheken-Ketten, die ihre eigene Branche unter Druck setzten. Dieser Druck werde nun an die Hausärzte weitergereicht.
Apothekenschließungen in Basel
So rosig, wie die Kollegen in der Ärzteschaft vielleicht meinen, scheint die Lage in den Basler Apotheken ohnehin nicht zu sein. Vor einigen Tagen berichtete „bzbasel.ch“ über die anstehende Schließung der traditionsreichen Stadtteil-Apotheke St. Leonhard, nach 135 Jahren. Im Sommer habe bereits eine andere Apotheke in Basel aus wirtschaftlichen Gründen dichtmachen müssen. Die Vizepräsidentin des Basler Apotheker-Verbandes Lydia Isler-Christ befürchtet, dass dem noch weitere folgen könnten, vor allem wegen der ständig sinkenden Medikamentenpreise und der mangelnden Laufkundschaft in den Stadtteilen. Apotheken, die sich an wenig frequentierter Lage befinden, müssten sich erst recht anderweitig positionieren, Nischen finden und sich über Dienstleistungen definieren, meint Isler-Christ. Hoffnungen setzt die Vize-Verbandspräsidentin auch auf die künftig wichtigere Rolle der Apotheker in der Grundversorgung.
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