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Nicht besser als Placebo
Viele Schulter-OPs sind laut neuer Studie überflüssig
Operationen sind laut Experten kaum noch notwendig
Der Chirurg Felix Zeifang von der Universität Heidelberg bezeichnete die Untersuchung auf Nachfrage als „sehr gut aufgezogene Studie“. Seiner Ansicht nach werden die Schulterblatt-Operationen trotz früherer Studien noch zu häufig angewandt, während konservative Behandlungen, wie beispielsweise Physiotherapie, mindestens zwei von drei Patienten helfen würden. „Erst nach Monaten erfolgloser konservativer Therapie ist eine Operation zu diskutieren“, erklärt der Chirurg. Ärzte, die verantwortliche Schulterchirurgie machen, würden nicht so schnell zum Messer greifen, sagt er.
Während laut Zeifang Operationen bei bestimmten Patienten weiterhin erwogen werden sollten, sind sie nach Einschätzung des Sportorthopäden Andreas B. Imhoff von der Technischen Universität München nur noch angebracht, wenn etwa Verkalkungen Veränderungen am Knochen hervorgerufen haben. Während an seiner Klinik praktisch keine Schulterblatt-Erweiterungen mehr durchgeführt würden, sei dies bei niedergelassenen Kollegen viel zu oft der Fall. „Insofern hoffe ich sehr, dass diese Studie das Verhalten der praktizierenden orthopädischen Chirurgen ändern wird“, sagt Imhoff. Gleichzeitig erwähnt er wie auch Zeifang, dass die Untersuchung trotz des vielversprechenden Ansatzes Schwachstellen aufweist. So haben die Studienärzte teilweise nur sehr wenige Patienten operiert, was die Vergleichbarkeit beeinträchtigen könnte.
Bislang verführe das deutsche Gesundheitssystem Ärzte dazu, häufiger zu operieren, „um vorhandene OP-Kapazitäten, den eigenen OP-Katalog oder das eigene Konto zu füllen“, erklärt Stefan Sauerland vom Medizin-Prüfinstitut IQWiG. Vor knapp zwei Jahren sei auf Basis von ähnlichen Ergebnissen bereits die Gelenkspiegelung bei Kniegelenkarthrose aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen entfernt worden. Dies solle nun auch für die Schulter-Eingriffe diskutiert werden, sagt Sauerland. Aber auch Patienten müssten lernen, „dass mehr Medizin nicht unbedingt bessere, sondern oft sogar schlechtere Medizin ist“, erklärt er.
Heikle ethische Fragen
Doch auch wenn deutsche Patienten am Ende von den neuen Erkenntnissen profitieren dürften: Hierzulande wäre die Studie kaum durchzuführen gewesen, sagt Joerg Hasford, Vorsitzender des Arbeitskreises Medizinischer Ethikkommissionen. Dies liegt daran, dass an einem Teil der Probanden Scheineingriffe durchgeführt wurden. Über diese Möglichkeit waren sie zwar aufgeklärt – doch wurden sie operiert und erhielten hierfür eine Vollnarkose, ohne dass sie sich einen direkten Vorteil versprechen konnten.
„Ich denke, die meisten, wenn nicht gar alle Ethikkommissionen in Deutschland hätten hier die Zustimmung versagt“, sagt Hasford. Auch aufgrund von unzulässigen Medizinversuchen zur Zeit des Nationalsozialismus seien die Standards hierzulande strenger als in England oder den USA. Die Studienautoren verwiesen auf Nachfrage darauf, dass ethische Aspekte „sehr sorgfältig“ abgewogen wurden und die zuständige Ethikkommission ihre Zustimmung erteilt hat.
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