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Schätzungen des RKI für 2016
Kein Rückgang bei den HIV-Neuinfektionen
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr vermutlich konstant geblieben. Das meldet das Robert-Koch-Institut in der aktuellen Ausgabe seines Epidemiologischen Bulletins. Insgesamt haben sich demnach etwa 3100 Menschen mit dem Virus infiziert. Man geht davon aus, dass Ende 2016 etwa 88.400 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland lebten. Geschätzt rund 13.000 wissen allerdings nicht davon.
Im Jahr 2016 ist im Vergleich zu 2015 wohl kein Rückgang bei den HIV-Neuinfektionen zu verzeichnen. Das geht aus der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins hervor, die am heutigen Donnerstag erschienen ist. Bei den veröffentlichen Zahlen handelt es sich um Schätzwerte, die mit Hilfe von Modellrechnungen erstellt werden. Denn Routinesurveillance liefert nur begrenzt Daten zur HIV-Epidemie, da die HIV-Diagnose oft erst Jahre nach der HIV-Infektion erfolgt.
Von 3100 Neuinfizierten in Deutschland oder Deutschen, die im Ausland leben, geht das RKI demnach aus. Davon sind etwa 2.100 (67,7 Prozent) Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Allerdings gehen in dieser Gruppe die Zahlen seit einigen Jahren zurück – im Jahr 2013 waren noch 2100 Neuinfektionen zu verzeichnen. Die Deutsche Aidshilfe macht hierfür verbesserte Testangebote (vor allem die Checkpoints der Aidshilfe-Organisationen) und einen früheren Beginn der HIV-Therapie verantwortlich. Letzteres verhindert auch die Übertragung von HIV.
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Infektionen auf heterosexuellem Wege seit 2010 verdoppelt
Die Zahl der Menschen, die sich auf heterosexuellem Wege infiziert haben, hat sich von 2010 bis 2015 etwa verdoppelt. Von 2015 auf 2016 ist sie dann aber konstant geblieben. So entfielen im vergangen Jahr etwa 490 Neuninfektionen auf Frauen (15,8 Prozent) und 260 auf Männer (8,4 Prozent). Darüber hinaus haben sich etwa 240 (7,7 Prozent) Personen beim intravenösen Drogenkonsum infiziert. Hier ist seit 2010 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Zahl der HIV-Erstdiagnosen bei Menschen ausländischer Herkunft ging laut RKI zurück.
„Nicht hinnehmbar, dass immer noch Menschen erkranken“
Das RKI schätzt, dass Ende 2016 etwa 88.400 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland lebten. Bedenklich ist, dass die Zahl derer, die infiziert ist, aber nichts von ihrer Infektion weiß, im letzten Jahrzehnt stetig angestiegen ist. Sie hat sich von etwa 10.900 im Jahr 2006 auf geschätzte 12.700 im Jahr 2016 erhöht. Oft wird die Diagnose dann erst in einen späten Stadium gestellt. Fast ein Drittel der HIV-Diagnosen in Deutschland sind so genannte Spätdiagnosen.
Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe hält es für nicht hinnehmbar, dass jedes Jahr mehr als 1.000 Menschen schwer erkranken, obwohl es längst vermeidbar ist. „Alle gemeinsam können und müssen wir diese Menschen besser unterstützen, bevor sie krank werden. Besonders wichtig ist dabei, die HIV-Infektion und Sexualität weiter zu enttabuisieren und Stigmatisierung entgegen zu wirken. Tabus, Scham und Angst vor Ausgrenzung halten Menschen vom HIV-Test ab – und damit von einer Therapie.“ so Warminsky in einer Pressemitteilung.
HIV-Infektionszahlen könnten laut AIDS-Hilfe sinken
86 Prozent der Menschen, bei denen HIV diagnostiziert wurde, erhielten 2016 eine Therapie. Seit 2015 empfehlen die Leitlinien unmittelbar nach der Diagnosestellung eine antiretrovirale Therapie zu beginnen. Etwa 93 Prozent dieser Therapien verliefen im Jahr 2016 erfolgreich.
Sven Warminsky weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die HIV-Infektionszahlen sinken könnten, wenn Deutschland alle verfügbaren Schutzmethoden zum Einsatz bringen würde. Dass Bund, Länder und Gesundheitssystem auf gut erprobte Strategien zur Vermeidung von HIV-Infektionen verzichten, sei nicht nachvollziehbar. Seiner Meinung nach ist es an der Zeit, einen Gang höher zu schalten!
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