Schätzungen des RKI für 2016

Kein Rückgang bei den HIV-Neuinfektionen

Stuttgart - 23.11.2017, 14:30 Uhr

Die Rote Schleife ist weltweit ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.(Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten)

Die Rote Schleife ist weltweit ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.(Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten)


„Nicht hinnehmbar, dass immer noch Menschen erkranken“

Das RKI schätzt, dass Ende 2016 etwa 88.400 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland lebten. Bedenklich ist, dass die Zahl derer, die infiziert ist, aber nichts von ihrer Infektion weiß, im letzten Jahrzehnt stetig angestiegen ist. Sie hat sich von etwa 10.900 im Jahr 2006 auf geschätzte 12.700 im Jahr 2016 erhöht. Oft wird die Diagnose dann erst in einen späten Stadium gestellt. Fast ein Drittel der HIV-Diagnosen in Deutschland sind so genannte Spätdiagnosen.

Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe hält es für nicht hinnehmbar, dass jedes Jahr mehr als 1.000 Menschen schwer erkranken, obwohl es längst vermeidbar ist. „Alle gemeinsam können und müssen wir diese Menschen besser unterstützen, bevor sie krank werden. Besonders wichtig ist dabei, die HIV-Infektion und Sexualität weiter zu enttabuisieren und Stigmatisierung entgegen zu wirken. Tabus, Scham und Angst vor Ausgrenzung halten Menschen vom HIV-Test ab – und damit von einer Therapie.“ so Warminsky in einer Pressemitteilung. 

HIV-Infektionszahlen könnten laut AIDS-Hilfe sinken

86 Prozent der Menschen, bei denen HIV diagnostiziert wurde, erhielten 2016 eine Therapie. Seit 2015 empfehlen die Leitlinien unmittelbar nach der Diagnosestellung eine antiretrovirale Therapie zu beginnen. Etwa 93 Prozent dieser Therapien verliefen im Jahr 2016 erfolgreich.

Sven Warminsky weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass  die HIV-Infektionszahlen sinken könnten, wenn Deutschland alle verfügbaren Schutzmethoden zum Einsatz bringen würde. Dass Bund, Länder und Gesundheitssystem auf gut erprobte Strategien zur Vermeidung von HIV-Infektionen verzichten, sei nicht nachvollziehbar. Seiner Meinung nach ist es an der Zeit, einen Gang höher zu schalten! 



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