App „Chronic Match“

Selbsthilfe nach dem Tinder-Prinzip

Stuttgart - 24.11.2017, 07:00 Uhr

Die App ist seit knapp einer Woche im App-Store verfügbar. (Foto: Screenshot iTunes.apple.com)

Die App ist seit knapp einer Woche im App-Store verfügbar. (Foto: Screenshot iTunes.apple.com)


Der Nutzer bezahlt mit Daten

Was DocMorris mit dieser App aber definitiv erhält, sind wertvolle Daten. Zwar versucht das Unternehmen  Datenschutzbedenken vorzubeugen – immerhin geben Patienten hier unter Umständen ihre Diagnose preis und tauschen mit anderen Usern vertrauliche Informationen aus. So heißt es in der Pressemitteilung anlässlich des Launches „Bei der Übermittlung persönlicher Daten verwendet DocMorris ein SHA256 SSL-Zertifikat sowie den Standard TLS 1.2 mit 256-Bit-AES und die RSA-Verschlüsselung. Außerdem werden höchste Sicherheitsstandards angewendet. Somit sind die eingegebenen Daten vor dem unberechtigten Zugriff durch Dritte geschützt.“  Zudem erklärt DocMorris, dass die Chats nicht mitgelesen würden. Personenbezogene Daten würden auf Servern in Deutschland und den Niederlanden gespeichert, sie dienten nur der Nutzung der App.  

Tokens und Webtrekk

Allerdings werden sogenannte Token benutzt, das sind – ähnlich wie Cookies – kleine Dateien, die auf dem mobilen Endgerät  abgelegt werden. Durch die Token erhält DocMorris Informationen zum Klickverhalten, wann und wie lange die betroffene Person die App benutzt hat und mit welcher Indikation sie dort unterwegs ist. Aus diesen Daten werden ein pseudonomisierte Nutzungsprofile erstellt. Diese werden laut den Datenschutzhinweisen zu Marketing- und Optimierungszwecken genutzt. Zudem nutzt die App die Technologie von Webtrekk, eines auf Datenanalyse spezialisierten Dienstleisters. Damit werden auf Basis der von den Token gelieferten Informationen anonyme Nutzungsprofile erstellt, die die Grundlage für Statistiken bilden. Das kann man übrigens ablehnen, muss es aber aktiv tun. Rückschlüsse auf den User werden nicht ohne dessen Einwilligung gezogen.

Das alles passiert mit dem Einverständnis des Users. Denn er stimmt der Nutzung seiner Daten in der beschriebenen Weise zu, indem er sein Häkchen bei den AGBs, Datenschutzbestimmungen und Nutzung der personenbezogenen Daten macht. Dabei ist vermutlich den wenigsten bewusst, was für wertvolles Material sie liefern. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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