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Haben sie schon einmal wartend an einer Kasse gestanden und sich dabei die flimmernde Werbung auf einem Bildschirm angeschaut, der dort postiert war? Es könnte sein, dass diese Werbung gezielt auf Sie zugeschnitten war. Wie das geht? Mit einem Gesichtsscanner, der Ihren Kundentypus erfasst. Zwei Apotheken in Österreich probieren jetzt aus, ob das auch in der Offizin etwas bringt und wie das ankommt.
Zwei österreichische Apotheken haben Gesichtsscanner installiert, um die erfassten Kunden dann über Bildschirme mit passender Werbung zu „bespielen“. Dies berichtet das österreichische Internetportal für Nachrichten aus dem Bereich Computer, Informationstechnik, Telekommunikation und Netzpolitik „futurezone.at“. Die Technologie sei von der Firma Bayer entwickelt worden.
Bilder werden sofort gelöscht
Daniela Winnicki von Bayer bestätigte gegenüber „futurezone“, dass das System derzeit in zwei österreichischen Apotheken getestet werde und erklärt, wie das Ganze funktioniert. Mittels eines Gesichtsscans würden ausschließlich das (ungefähre) Alter und das Geschlecht erhoben, um hierüber zielgruppengerechte Werbung heraus zu filtern. Diese werde dann auf einem Display eingeblendet. Die Erkennungs-Algorithmen liefen lokal und arbeiteten in Echtzeit. Datenschutzrechtliche Bedenken kann die Bayer-Vertreterin offenbar zerstreuen. Die Technologie soll auf datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit geprüft und mit dem ePrivacy-Siegel zertifiziert sein. „Die Bilder bleiben nicht gespeichert und werden keinesfalls weitergegeben“, wird Winnicki zitiert. „Außerdem erfolgt keine Verknüpfung mit weiteren Daten, auch dann nicht, wenn der Kunde in der Folge Produkte kauft.“
Aus den erfassten Daten werde in Sekundenbruchteilen ein sogenannter „Hash-Wert“ generiert, bei dem keinerlei Personenbezug mehr vorliege. „Die Bilder werden sofort nach dieser Verarbeitung gelöscht und es besteht keine Möglichkeit, die Person zu identifizieren", sichert Winnicki zu.
Bislang hat sich noch keiner beschwert
Eine der beiden Test-Apotheken soll die Linzer Schutzengel-Apotheke sein. Eine Mitarbeiterin der Apotheke soll auf Anfrage von „futurezone“ erklärt haben, dass eine Kamera Geschlecht und Altersspanne der Kunden erfasse und dann auf einem großen Display passende Werbung anzeige. Ein älterer Kunde bekomme dann vielleicht Werbung für Supradyn 50+ zu sehen. Man habe den Gesichtsscanner erst am Mittwochnachmittag erhalten. Bislang soll sich noch kein Kunde über die Installation beschwert haben.
Gesichtsscanner bei der Post und bei Real
In Deutschland werden Gesichtsscanner noch eher selten eingesetzt. Vielleicht wissen die Kunden aber auch einfach nichts davon. Im Sommer dieses Jahres berichtete der WDR darüber, dass die neue Technik derzeit bundesweit in rund 100 Partnerfilialen der Post und in 40 Real-Märkten getestet werde. Gesichter von Kunden würden analysiert, um ihnen auf Bildschirmen sofort auf sie zugeschnittene Spots zu präsentieren. Laut Real-Sprecher Markus Jablonski seien die Bildschirme an der Kasse mit Kameras ausgestattet, die alle Blickkontakte mit ihnen erfassen und Geschlecht und Alter der Kunden analysieren. Außerdem werde die Dauer der Betrachtung gespeichert. Das System wisse jedoch zu keinem Zeitpunkt, wer die Person ist. Zudem seien die aufgenommenen Bilder nur für etwa 150 Millisekunden im Speicher. Sie würden rein automatisch ausgewertet und dann sofort wieder verworfen.
Big brother is watching you?
Bei der Post werde das umstrittene Verfahren in Partnerfilialen, wie zum Beispiel Schreibwarengeschäften, in Köln, München, Hamburg und Berlin erprobt, berichtet der WDR weiter. Real mache zu seinen Testmärkten keine Ortsangaben. Neben der Post und Real sollen noch mehr als 500 weitere Standorte in Deutschland mit der Technik bestückt werden, hat der WDR ermittelt. Welche das sind, war jedoch nicht heraus zu kriegen. Die NRW-Landesbeauftragte für Datenschutz Helga Block sehe die Gesichtserfassung in Supermärkten durch Kameras zum Zweck der personalisierten Werbung „grundsätzlich kritisch". Die Erfassung des Gesichts sei eine Erhebung personenbezogener Daten, egal, ob der Name bekannt sei und wie lange die Daten gespeichert würden. Außerdem werfe Block die Frage auf, ob die Kunden überhaupt ausreichend auf die Pilotversuche aufmerksam gemacht werden. Eine Verarbeitung personenbezogener Daten sei unter anderem nur dann zulässig, wenn eine wirksame Einwilligung der Betroffenen vorliege. Post und Real sähen darin kein Problem. Sie verwiesen auf Schilder mit dem Hinweis, das Geschäft sei „videoüberwacht“.
Kein Grund zur Sorge also? Oder einfach rundum sorglos? Die Technik der Gesichtserkennung gehöre heute schon zu unserem Alltag, betont der WDR. So verfügten die meisten modernen Smartphones über eine automatische Gesichtserkennung.
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