BKK-Gesundheitsreport

46 Prozent wollen digitales Rezept und Versandhandel

Berlin - 28.11.2017, 12:50 Uhr

Der BKK-Dachverband hat in seinem neuesten Gesundheitsreport einme Umfrage zum Thema Digitalisierung durchgeführt, nach der etwa die Hälfte der Befragten die Digitalisierung der Arzneimittelversorgung fordert. (Foto: DAZ.online)

Der BKK-Dachverband hat in seinem neuesten Gesundheitsreport einme Umfrage zum Thema Digitalisierung durchgeführt, nach der etwa die Hälfte der Befragten die Digitalisierung der Arzneimittelversorgung fordert. (Foto: DAZ.online)


Medikamente per digitalem Rezept direkt bei einer Versandapotheke bestellen? Für viele Apotheker ist das keine schöne Vorstellung und in Deutschland auch noch keine gelebte Realität. Einer Umfrage des BKK Dachverbandes zufolge will jedoch knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer genau das. Für den klassischen Bezugsweg – aus der Apotheke vor Ort – waren in der Umfrage „nur“ 54,2 Prozent.

Der BKK-Dachverband hat am heutigen Dienstag seinen jährlichen Gesundheitsreport vorgestellt. Darin veröffentlicht der Verband einmal pro Jahr Daten und Statistiken zum Gesundheitszustand der BKK-Versicherten, wie etwa Analysen zur Arbeitsunfähigkeit oder zur ambulanten Versorgung. In diesem Jahr hat der Verband zusätzlich einen thematischen Schwerpunkt gelegt: Es geht um die Digitalisierung des Gesundheitswesens, zu der der BKK-Verband eine Umfrage durchgeführt hat. Dafür hat der Kassenverband das Marktforschungsinstitut Statista beauftragt, das wiederum im Juni 2017 insgesamt 3000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu diesem Thema befragte.

Eine der Digitalisierungs-Fragen beschäftigte sich mit dem Apothekenmarkt. Der BKK-Verband wollte wissen, ob die Befragten ihre Medikamente aus der Apotheke „selbst abholen“ oder „per digitaler Rezeptübermittlung anfordern und geliefert bekommen“ wollen. Das Ergebnis zeigt: Die Meinung der befragten Arbeitnehmer ist offensichtlich gespalten in dieser Frage. Denn insgesamt 45,8 Prozent der Befragten sind für die digitale Versand-Lösung, während 54,2 Prozent die Apotheke bevorzugen. Auch wenn man sich die Altersklassen und Geschlechterunterschiede anschaut, wird klar: Die arbeitende Bevölkerung ist offenbar gespalten. Lediglich in der Gruppe „Männer, 50 Jahre und älter“ überwiegt der Anteil der Apotheken-Kunden etwas mehr (knapp 57 Prozent).

Hausärzte, Fachärzte und Apotheker am vertrauenswürdigsten

Ganz anders sieht es bei den Arztkontakten aus: Hier wollen mehr als 76 Prozent der Befragten, dass der Kontakt weiterhin persönlich stattfindet – und nicht über Telefon, Videosprechstunde oder Chat. Die Übermittlung von Krankenscheinen hingegen wünschen sich zwei Drittel aller Befragten nur noch elektronisch (Mail/App) und nicht per Post.

Die Umfrageteilnehmer wurden außerdem dazu befragt, zu welchen Akteuren im Gesundheitswesen sie das meiste Vertrauen haben. Der BKK-Dachverband schlug dazu neun Personengruppen vor, darunter auch die Apotheker. Nach den Ergebnissen sehen knapp 75 Prozent immer noch die Hausärzte als am meisten vertrauenswürdig an, es folgen die Fachärzte mit knapp 73 Prozent. Und an dritter Stelle folgen dann die Apotheker (54,3 Prozent). Rund 48 Prozent bezeichneten auch die Krankenkassen als vertrauenswürdige Institution.

Interessant ist aber auch, dass viele Arbeitnehmer wohl gleichzeitig eine Vernichtung von Arbeitsplätzen durch die Digitalisierung fürchten. Der Anteil derer, die einen Wegfall von Arbeitsplätzen befürchten, ist mit 38 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der der Beschäftigten, die Digitalisierung eher als Jobmotor sehen. Der größte Anteil der Befragten (45 Prozent) geht allerdings davon aus, dass sich der Wegfall und der Zuwachs von Arbeitsplätzen bei der Digitalisierung die Waage halten werden.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Digitale Rezepte und Versandhandel

von Dr. Gert Schorn am 29.11.2017 um 11:15 Uhr

Die Vorortapotheke ist notwendig. Warum bietet die Vorortapotheke nicht auch eine solche Möglichkeit des digitalen Rezepts und der Zustellung bzw. Versandes an? Der Versandhandel ist auch besonders bei der arbeitenden Bevölkerung aus Zeitgründen und Internet beliebt. Die Vorortapotheke würde auch diese Kunden binden, zumal dies bei Beratungsbedarf in IHRE Apotheken gehen bzw. die Apotheke zu einem Beratungsgespräch bitten können. Eine mir bekannt Vorortapotheke handelt bereit so. Zumal dann auch nicht vorrätige Arzneimittel bestellt werden können und der Kunde nicht erneut in die Apotheke gehen muss, um dieses Produkt abzuholen. In die Zukunft in und in das Umfeld schauen!!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Cui bono

von Thomas Kerlag am 28.11.2017 um 19:49 Uhr

Zunächst geht es mal um den Befragtenpool. Geht es hier um die Gesamtheit der Versicherten, sprich das Gemeinwohl?
Oder ist hier nur die Rede von den" Arbitnehmern", sprich: fitter, jünger?
Was ist mit den nicht mehr Arbeitenden, Retnern, Multimorbiden?Die Apotheker täten gut daran diese auch gesondert zu befragen. Die Politik ist über die Manipulation aufzuklären, auch in postfaktischen Zeiten.
Soviel für die Zukunft auch zum Thema Mangelberuf. Bei den Versendern ist die Beschäftigung einer Mindestquote an Apothekern und PTA zum Aufbau einer tatsächlichen qualitativen Versorgung zu fordern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Da wünsche ich den krankenKassen aber sehr viel Spass

von Rita Längert am 28.11.2017 um 19:05 Uhr

und hohe Rücklagen. Der Arzneimittelmüll wird dann nicht mehr von den überbezahlten ortsansässigen Apothekern bezahlt (Rabattvertragsänderungen, nicht mehr abgabefähig aber Lager voll) sondern von den KK bzw. der Solidargemeinschaft. Nur einige Beispiele der letzten 2 Tage: Beclometason 0,05 Autohaler für 18monate altes Kind zur Inhalation mit einem Spacer; Nystatin FTA zur unterstützenden Behandlung einer Hautdermatose; falsche Stärke (dafür aber gleich größte Packung) eines Lantarel-Pens usw.. Glaubt wirklich jemand, das die Versandmessias (hauptsache digital) diese Falschverordnungen erkennen und dann nicht ausliefern und zudem noch stundenlang mit dem verschreibenden Arzt telefonieren, um den Fehler zu korrigieren?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Und jetzt

von Christiane Patzelt am 28.11.2017 um 13:25 Uhr

Von uns Apothekern wird die eierlegene Wollmilchsau erwartet. Dann lasst uns mal die Ärmel hochkrempeln und an die Arbeit gehen! Sind wir digital, oder was?
Ein Träumchen wäre die Intranet-Lösung Arzt-Apotheker!! ABDA? Wann kommt die? Nix gegen den Newsromm, wir brauchen Docroom!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.