Großbritannien

Viagra ohne Rezept in Apotheken

Berlin - 29.11.2017, 07:00 Uhr

In Apotheken des Vereinigten Königreichs gibt es Viagra 50 mg ab sofort als OTC-Version. (Foto: dpa)

In Apotheken des Vereinigten Königreichs gibt es Viagra 50 mg ab sofort als OTC-Version. (Foto: dpa)


In England, Schottland, Nordirland und Wales gibt es Viagra-Tabletten künftig auch ohne Rezept. Die britische Arzneimittelbehörde (MHRA) hat die Rezeptpflicht für das Präparat aufgehoben. Konkret geht es um das Fertigarzneimittel „Viagra Connect 50 mg“ von Pfizer. Die Käufer müssen allerdings mindestens 18 Jahre alt sein und vom Apotheker beraten werden.

Ende März hatte der US-Pharmakonzern Pfizer bereits eine Pressemitteilung veröffentlicht, nach der der Konzern bei der Arzneimittelbehörde einen offiziellen Antrag auf einen OTC-Switch gestellt habe. Betroffen sind ausschließlich Sildenafil-Tabletten mit der Wirkstoffstärke 50 Milligramm. Es ging darum, den Status des Arzneimittels von „POM“ (Prescription-only-medicine) zu einer „P-medicine“ (Pharmacy-medicine) zu wechseln.

In Neuseeland gibt es Viagra bereits als OTC-Medikament, in Australien läuft ein Antrag darauf. In der EU vermarktet Pfizer Sildenafil seit 1998. Einen ersten Anlauf, das Präparat in ganz Europa als OTC-Präparat zu vermarkten, unternahm der US-Konzern im November 2008. Damals stellte die Firma bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) einen Antrag auf OTC-Switch. Die EMA hatte jedoch Bedenken, Pfizer zog den Antrag zurück. Im vergangenen Jahr war Polen das erste Land, in dem ein Sildenafil-Generikum den OTC-Switch erfolgreich bewältigte.

Nun folgt diesem Trend auch das Vereinigte Königreich. Die MHRA teilte am gestrigen Dienstag mit, dass erwachsene Männer mit einer erektilen Dysfunktion das Präparat ohne Rezept in der Apotheke erhalten können. Diese Entscheidung sei gefallen, nachdem man das Sicherheitsprofil von Viagra Connect überprüft, die Kommission für Humanarzneimittel konsultiert und eine öffentliche Anhörung zu dem Thema durchgeführt habe.

Abgabe nur nach Absprache mit Apotheker

Die Behörde knüpft den Verkauf an einige Bedingungen: Dem Verkauf muss eine „Besprechung“ mit dem Apotheker vorausgegangen sein. Dazu legt die Behörde fest: „Apotheker werden in der Lage sein, zu bestimmen, ob die Behandlung für den Patienten angemessen ist. Außerdem können die Apotheker zu erektiler Dysfunktion, der Anwendung des Medikamentes und eventuellen Nebenwirkungen beraten und darauf hinweisen, wenn ein Hausarzt konsultiert werden muss.“

Ausgeschlossen ist die Abgabe an Patienten mit kardiovaskulären Problemen, gesteigerten kardiovaskulären Risiken, Leberschaden, Nierenschaden sowie an Patienten, die Arzneimittel einnehmen, mit denen Wechselwirkungen bestehen könnten. Die Behörde sieht durch ihre Entscheidung die Versorgung verbessert: Dadurch, dass das Arzneimitteln nun leichter erhältlich sei, könnten auch Männer davon profitieren, die sonst nicht zum Arzt gegangen wären. Außerdem erhofft sich die MHRA, dem illegalen Internethandel in diesem Bereich somit den Garaus zu machen.

Die Apothekerkammer Großbritanniens (Royal Pharmaceutical Society) hatte Pfizer im März bei seinem Vorhaben unterstützt. In Medienberichten erklärte RPS-Präsident Martin Astbury: „Sildenafil ist eines der am häufigsten gefälschten Arzneimittel. Viele Männer wandern ins Internet ab, um sich das Präparat dort zu bestellen. Es ist eine ureigene Aufgabe des Apothekers, Probleme mit Kunden zu besprechen sowie auf Nutzen und Risiken von Behandlungen hinzuweisen. Der OTC-Switch erleichtert den Zugang zu einem Arzneimittel, das sich als sicher herausgestellt hat, wenn es richtig angewendet wird.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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