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Krebstherapie
Kinaseinhibitoren mit bislang unbekanntem Potenzial
Deutlich näher an der Tumorbiologie
Das Team wagte in seiner Untersuchung einen bislang einmaligen Ansatz: In mehr als 6000 Stunden Massenspektrometrie analysierten die Forscher die Interaktionen von 243 klinisch erprobten Inhibitoren mit Hunderten von Kinasen, und zwar unter möglichst natürlichen Bedingungen. Deswegen nutzten sie für ihre Versuche den gesamten Zellinhalt von Leukämie-, Hirntumor und Darmkrebszellen nach Zugabe der Inhibitoren. Damit sei man deutlich näher an der Tumorbiologie und könne das Spektrum molekularer Bindepartner systematisch kartieren, so ihre Begründung.
Neuer Nutzen für Cabozantinib entdeckt
In der hieraus entwickelten „Landkarte" der Gesamtheit menschlicher Kinasen und ihrer Inhibitoren entdeckten die Wissenschaftler neue Zielstrukturen, die bislang noch gar nicht mit den Wirkstoffen in Verbindung gebracht worden waren. Einen neuen Nutzen fanden sie zum Beispiel für den Kinaseinhibitor Cabozantinib, der derzeit zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs eingesetzt wird. Nach den Ergebnissen ist Cabozantinib auch gegen eine Kinase wirksam, die bei der Entstehung der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) eine Rolle spielt. In Mäusen soll der Hemmstoff das Wachstum von Leukämiezellen drastisch verlangsamt haben. Bernhard Küster hebt hervor, was das Gute dabei ist: „Der Wirkstoff ist bereits zugelassen, und so könnte man damit direkt in eine neue klinische Studie gehen.“
Umfangreiche Datensätze wertvoll für die Praxis
Der Proteomanalytiker Küster koordiniert die Entwicklung der Datenbank ProteomicsDB sowie die standortübergreifende Plattform „Krebsproteom-Analyse" des DKTK, über die Forscher jetzt Zugang zu den umfangreichen Inhibitor-Datensätzen erhalten sollen. Von Kollegen aus der Klinik soll es bereits begeisterte Reaktionen auf die neue Datenbank gegeben haben: „Besonders für Patienten mit ungewöhnlichen genetischen Profilen sind diese umfänglichen Datensätze sehr wertvoll", wird Florian Bassermann, Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der TU München, in der Pressemitteilung zu der Forschungsarbeit zitiert. „In den molekularen Tumorboards haben wir damit ganz neue Möglichkeiten, für jeden einzelnen Patienten die passende Therapie zu empfehlen."
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