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Nach Paketbombenzustellung
Potsdamer Apotheke im Ausnahmezustand
Die letzten Wochen des Jahres sind für Apotheken besonders geschäftig. Grippe- und Erkältungswellen sorgen für viel Kundschaft. Viele, die reinkommen, suchen ein Geschenk für Oma oder Opa. Doch am vorigen Freitag ist alles anders. Zumindest in der Königin Luisa Apotheke in Potsdam.
Kein Kunde betritt am ersten Nachmittag im Dezember die Königin Luisa Apotheke in der Potsdamer Innenstadt. Antibiotika bleiben in den Regalen liegen, statt über den HV-Tisch zu hustenden Patienten zu wandern. Indes steht die Belegschaft in etwa 100 Meter Entfernung zusammen mit Anwohnern und Besuchern des angrenzenden Weihnachtsmarktes auf der Straße. Alle warten gespannt darauf, dass sich die Lage sprichwörtlich „entschärft“.
Vor etwa einer Stunde, gegen halb drei, hat ein Apothekenbediensteter ein DHL-Paket entgegengenommen und geöffnet. „Als er ein seltsames Zischen bemerkte, wurde der Mitarbeiter misstrauisch“, berichtet Mario Heinemann, Sprecher der Brandenburger Polizei. Vorsichtig trägt ein Kollege die verdächtige Sendung nach draußen und stellt sie auf den Boden. Dort liegt sie unbewegt bis wenige Minuten später die Polizei mit Blaulicht eintrifft. „Der verdächtige Gegenstand entpuppte sich schnell als gefährlicher Gegenstand“, so der Polizeisprecher. „USBV“ lautet der Befund der Beamten: Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung.
Spurensuche bis spät in die Nacht
Die Einsatzkräfte richten daraufhin einen 100 Meter großen Sperrkreis ein. Anwohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Der Weihnachtsmarkt wird geräumt. Auch die Königin Luisa Apotheke wird geschlossen. Kurz nach halb sechs gelingt es einer Spezialeinheit die Sprengvorrichtung mithilfe eines Hochdruck-Wasserstrahls kontrolliert zu sprengen. Ein lauter Knall. Dann Durchatmen bei allen Betroffenen. Die Spurensuche des Landeskriminalamtes dauert noch bis spät in die Nacht. Inzwischen hat Nieselregen eingesetzt. Die Stadt stellt Wärmebusse bereit für die wartenden Anwohner. Erst kurz vor Mitternacht dürfen sie wieder in ihre Wohnungen zurück.
Ministerpräsident dankt den Mitarbeitern für ihre Umsicht
Nach den Ereignissen sprach Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke den Mitarbeitern der Apotheke seinen Dank „für ihre Umsicht“ aus, berichtet der Berliner Tagesspiegel. „Inzwischen ist sicher, dass der Anschlag nicht der Apotheke oder dem Weihnachtsmarkt galt“, betont der Sprecher der Polizei. Stattdessen handelte es sich um einen Erpressungsversuch gegenüber dem Paketzustelldienst DHL.
Dennoch, der Ausnahmezustand vom vergangenen Freitag wirkt nach. Die Apothekenbelegschaft muss den Gedanken verarbeiten: Das hätte auch anders enden können. Etwas weniger Umsicht oder weniger Glück und die Königin Luisa Apotheke wäre länger geschlossen geblieben als nur einen Nachmittag.
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Mitarbeiter bemühen sich um Normalität
Anfang der Woche sind Apotheker und PTAs bemüht, Normalität einkehren zu lassen. Nach dem Erlebten ist das schwierig. „Sie können sich vorstellen, was hier los ist“, so eine Angestellte am Telefon. Noch immer rufen Presseleute an und wollen Details wissen. „Einen Bildzeitungsreporter haben wir schon zweimal aus dem Laden geworfen“, erzählt Inhaber Jens Wiesenhütter am Dienstag genervt von den unzähligen Anfragen. Näher will er sich nicht äußern. Auch der Angestellte, der das Paket entgegennahm, bleibt einsilbig und möchte keine weitere Auskunft geben. Stattdessen konzentrieren sich alle auf das Tagesgeschäft. Für Apotheken sind die Wintermonate die umsatzstärksten im Jahr. Es ist reger Vorweihnachtsbetrieb. Die Kunden wollen trotz Ausnahmezustand beraten und bedient werden.
Die Polizei sucht unterdessen nach dem Täter. Mit diesem Plakat bittet sie die Bevölkerung um Mithilfe.
Im Zuge der Fahndung nach dem Erpresser
warnt die Polizei zudem eindringlich vor dem Öffnen verdächtiger Pakete. Da
Paketbomben in der Regel erst beim Öffnen explodierten, sollten
Empfänger bei einem Verdacht das Paket oder den Brief keinesfalls
berühren und sich in Sicherheit bringen, hieß es in einer vom
Polizeipräsidium des Landes Brandenburg veröffentlichten
Handlungsanweisung. Mit einer Grafik wird erläutert,
welche Merkmale eine verdächtige Postsendung haben könnte.
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