Stiftung Warentest

Empfiehlt Warentest wirklich die besten Hustenmittel?

Stuttgart - 18.12.2017, 11:15 Uhr

Keine Kombis bei Erkältungen, aber pflanzliche Präparate mit Wirksamkeitsnachweis fehlen ebenfalls bei den Husten-Empfehlungen von Stiftung Warentest. (Foto: nastia1983 / stock.adobe.com)

Keine Kombis bei Erkältungen, aber pflanzliche Präparate mit Wirksamkeitsnachweis fehlen ebenfalls bei den Husten-Empfehlungen von Stiftung Warentest. (Foto: nastia1983 / stock.adobe.com)


Pünktlich zu Weihnachten wartet Stiftung Warentest zwar nicht mit Nikolaus-Geschichten und Weihnachtsmärchen, dafür mit segensreichen Tipps für Verbraucher bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Wobei nach Ansicht der Verbraucherschützer sich wenig eignet, um den Patienten wahrlich zu helfen. Aber wie könnte es auch anders sein, öffnet man die Büchse der Pandora, nämlich das Evidenz-Fass. Bei Arzneimitteln mit belegter Evidenz fehlt dann allerdings die Empfehlung von Warentest. Bronchipret® und Umckaloabo® – alles Ammenmärchen?

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – und Stiftung Warentest mit einer Verbraucher-optimierten Therapie von Erkältungskrankheiten um die Ecke. Allerdings scheint sich der Weihnachtsstress auch bei den Verbraucherschützern breit zumachen: Es wollen schließlich auch prickelnde Wasser zum Jahreswechsel analysiert sein, sodass die Erkältung erst einmal hinten anstehen musste. Die Tester haben für die diesjährige Bescherung mit Erkältungstipps hauptsächlich im Archiv gekramt.

Ihre 2016 bereits durchgeführten Medikations-Analysen bei Erkältungspräparaten updaten die Warentester laufend. Aus ihrer Medikationsliste haben sie sich vor dem dritten Advent 2017 nun unter anderem Umckaloabo® gewidmet. Auch eine erneute Bewertung der Erkältungskombis kommt nie außer Mode. Was hat sich geändert? Sind Erkältungskombis plötzlich „ok“?

Rotes Kreuz bei Erkältungskombis bleibt

Bei den Erkältungskombis können Sie aufatmen oder durchatmen – nur bitte nicht mit Pseudopehedrin. Stiftung Warentest bleibt seiner Meinung treu. Nach wie vor erachten die Verbraucherschützer Monopräparate bei Schnupfen oder Husten geeigneter als Aspirin® complex, Wick® Medinait oder Grippostad® C. Vor allem Ephedrin-Derivate begünstigten Nebenwirkungen wie „Herzrasen, Blutdruckanstieg oder Unruhe“ – im Gegensatz zu abschwellenden Nasentropfen oder -sprays.

Wie findet Stiftung Warentest Umckaloabao?

Und Umckaloabo®? Laut den Experten der Verbraucherschützer „sollte die Wirksamkeit … noch besser belegt werden“. Der Grundton zu Umckaloabo® scheint eher skeptisch – es werde häufig bei Erkältungen eingesetzt, wobei eine Zulassung jedoch lediglich bei akuter Bronchitis existiere. Stiftung Warentest warnt außerdem vor der leberschädigenden Wirkung des Pelargonium-Extrakts.

Umckaloabo® hat in der Tat nur eine Zulassung zur Behandlung der akuten Bronchitis. Es gibt allerdings auch sehr gute Daten zur Behandlung mit Umckaloabo® bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Sogar die Leitlinie Rhinosinusitis berücksichtigt diese. Bei Patienten, die dreimal täglich 60 Tropfen einnehmen, bessert sich Symptomatik stärker als bei lediglich Placebo-behandelten Patienten mit akuter Nasennebenhöhlenentzündung. Die Wirksamkeit des Pelargonium-Extrakts war so überzeugend, dass die Untersuchung, die den Nutzen von Pelargonium sidoides zutage fördern sollte, sogar wegen Überlegenheit der Pelargonium-Behandlung vorzeitig beendet wurde.

Nun ist es zugegebenermaßen schwierig, in der Apotheke Arzneimittel außerhalb ihrer zugelassenen Therapiegebiete aktiv zu empfehlen. Häufig treten jedoch Bronchitis und Sinusitis nicht völlig unabhängig voneinander auf – sodass bei lebergesunden Patienten ein Pelargonium-Extrakt eher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. 

Keine Empfehlung evidenzbasierter Phytopharmaka bei Husten

So sehr Stiftung Warentest die Indikation „akute Bronchitis“ betont, in ihren Empfehlungen zu Hustenpräparaten findet sich Umckaloabo® nicht. Bei trockenem Husten empfiehlt Stiftung Warentest Dextrometorphan, Spitzwegerich sei verträglicher, allerdings „sollte die therapeutische Wirksamkeit noch besser belegt werden“. ACC, Ambroxol und auch pflanzliche Präparate, unter anderem Sinuc®, Melrosum®, Hedelix®, erachten die Verbraucherschützer als „mit Einschränkung geeignet“.

Fehlen den Verbraucherschützern einerseits Daten zur Wirksamkeit, mag es Apotheker überraschen, dass genau die Präparate, bei denen die Wirksamkeit belegt ist, nicht in den Empfehlungs-Pool von Stiftung Warentest aufgenommen wurden: Bronchipret®. Dabei ist es Bionorica gelungen, in Studien die Effektivität und Verträglichkeit von Bronchipret® zu belegen, das als einziges unter allen pflanzlichen und chemisch-synthetischen Therapieoptionen in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie gegen akuten Husten empfohlen wird – und zwar mit dem Empfehlungsgrad „stark“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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