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Untersuchung
Geschlechterdiskriminierung bei Inkontinenzeinlagen
Bei Dienstleistungen wie Friseur und Textilreinigung müssen Frauen für die gleiche Leistung deutlich mehr zahlen als Männer. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie „Preisdifferenzierungen nach Geschlecht in Deutschland“ der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervor. Beim Verkauf von Produkten sind solche Preisunterschiede seltener der Fall, doch es gibt sie – und zwar auch im Gesundheitsbereich.
„Wenn eine Person allein wegen ihres Geschlechts mehr zahlen muss, dann verstößt das im Grundsatz gegen das Diskriminierungsverbot“, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders anlässlich der Vorstellung der Studie, „Erfreulicherweise ist das im Produktbereich nur sehr selten der Fall.“ Für die Studie des IF! Instituts für sozioökonomische Forschung der 2HM & Associates GmbH wurden auf Grundlage des statistischen Warenkorbs deutschlandweit nur die Dienstleistungen und Produktvarianten in den Blick genommen, die gezielt Männer beziehungsweise Frauen ansprechen, und weitgehend identische Eigenschaften aufweisen; zum Beispiel typengleiche Rasierklingen mit rosafarbener oder blauer Verpackung. Von 1682 ermittelten Produktvarianten wiesen lediglich 62 (3,7 Prozent) einen Preisunterschied zwischen Männern und Frauen auf, bei Dienstleistungen sind Preisunterschiede deutlich häufiger. Insgesamt zahlten Frauen bei 2,3 Prozent der untersuchten Produkte mehr, bei 1,4 Prozent zahlten männliche Kunden mehr. Einige der Differenzen fanden sich im Bereich Gesundheitspflege, insbesondere bei Produkten für ältere oder kranke Menschen.
Müssen Frauen für die Gesundheit tiefer in die Tasche greifen?
So führt die Studie exemplarisch zwei preisungleiche Artikel der Gesundheitspflege an, bei denen die Autoren den Unterschied nicht nachvollziehen können: nämlich Bandagen und Urinale, einmal in der Männer und einmal in der Frauenvariante desselben Herstellers, beim selben Anbieter. Das Frauen-Produkt ist jeweils etwa vier Euro teurer. Allerdings verweisen die Autoren darauf, dass es zumindest bei den Bandagen auch preisgleiche Varianten gibt: Bei vier von 13 untersuchten Bandagenmodellen ist das der Fall. Zudem fanden sich drei, bei denen das Männer-Produkt teurer war. Sechsmal mussten Frauen tiefer in die Tasche greifen.
Und es sind tatsächlich nicht immer die Frauenprodukte, die mehr kosten. Bei den Inkontinenzhilfen kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass hier Männer im Schnitt mehr berappen müssen. Der relative Preisunterschied soll 33 Prozent betragen. Dass ein höherer Materialeinsatz (laut Aussage eines Herstellers von Männer-Inkontinenzeinlagen) diese Differenz rechtfertigt, bezweifeln die Studienautoren. Bei 15 untersuchten Inkontinenzhilfen wurden vier mit preisgleichen Varianten ausgemacht, dreimal war die Lady-Version teurer, achtmal die für Männer. Keine Unterschiede fand man bei Kompressionsstrümpfen, Gehilfen sowie anderen Produkten für die Gesundheitspflege.
Erhebung war schwierig
Allerdings habe sich in der Erhebung dieser Bereich als besonders schwierig erwiesen, schreiben die Autoren. Zum einen seien die Sanitätshäuser an allen sechs Standorten im Vergleich zu anderen Händlern sehr unkooperativ gewesen, heißt es. Ihr Sortiment hätten sie mit pauschaler Negierung der Preisdifferenzierung nach Geschlecht in ihrem Bereich nicht zeigen wollen. Das Sortiment befinde sich jedoch nur zum Teil offen sichtbar in den Verkaufsräumen, erklären die Autoren. Daher sei Analyse ergänzend über eine umfangreiche Analyse der relevanten Produktgruppen auf Amazon.de und bei den dort anbietenden Marketplace-Anbietern erfolgt.
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, empfiehlt den Branchenverbänden Selbstverpflichtungen. Vorbild könne Österreich sein: „Dort hat die Friseurinnung gemeinsam mit der Gleichbehandlungsanwaltschaft ein Muster zu geschlechtsneutralen Preislisten erarbeitet - ein gutes Beispiel“, erklärte sie.
1 Kommentar
deutsche Rechtschreibung
von Biewald,Marco am 21.12.2017 um 13:24 Uhr
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