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Das lange erwartete Honorar-Gutachten wurde den Apothekern kurz vor Weihnachten noch als große Herausforderung fürs neue Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt. Die Berechnungen erschrecken die Apotheker, aber die Antwort auf das Gutachten muss politisch erfolgen, erläutert Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.
Ganz kurz vor Weihnachten hat das Bundeswirtschaftsministerium das lang erwartete Honorargutachten veröffentlicht. Die dort angewendete Honorarberechnung missachtet die Prinzipien des Apothekensystems. Ein gesetzlicher Versorgungsauftrag kann nicht erfüllt werden, wenn die Kosten des dazu nötigen Systems nur zu 40 Prozent von der Solidargemeinschaft getragen werden. Eine Einbuße von durchschnittlich 40.000 Euro pro Apotheke und Jahr könnten die meisten Apotheken nicht verkraften. Denn schon heute geht es vielen Apotheken wirtschaftlich schlecht, was die Gutachter ausdrücklich hervorheben. Doch auch die verbleibenden Apotheken könnten für so wenig Geld nicht die gewohnte Leistung bieten.
Das Gutachten wird auch nicht weniger schlimm, weil in der Vor-Version eine durchschnittliche Einbuße von 45.000 Euro pro Apotheke vorgesehen war. Bei einer Schließung kommt es darauf nicht mehr an. Doch die Vor-Version hatte den Vorteil, dass die Apotheker gewarnt waren. So entsetzlich der Inhalt des Gutachtens auch für die Apotheker ist, kam der Schreck eigentlich schon vor Wochen. Nur die ABDA dürfte jetzt noch erschrocken sein, weil sie bis zuletzt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Vor-Version abgelehnt hatte.
Umsetzung des Gutachtens = System-Zerstörung
Entscheidend ist allerdings, wie ein künftiger Wirtschaftsminister mit dem Gutachten umgehen wird. Es wird auf eine politische Entscheidung ankommen. Wer das bewährte Apothekensystem zumindest in seinen Grundzügen erhalten will, kann die Honorarempfehlungen aus dem Gutachten nicht umsetzen. Die Gutachter selbst schätzen die Lage für 47 Prozent aller Apotheken-Unternehmen als schlecht ein. Einem solchen System noch Geld zu entziehen, bedeutet, es zu zerstören. Wenn die von den Gutachtern postulierten Kompensationsmechanismen über OTC-Preise und Rabatte funktionieren würden, würden die Apotheken sie längst nutzen. Dann ginge es den Apotheken nicht so schlecht. Die Einbußen wären also nicht auszugleichen und die empfohlenen Honorarkürzungen würden zu einer ganz anderen Versorgung führen.
Darum ist eine politische Entscheidung nötig, welches Apothekensystem die Gesellschaft haben will. Das bisherige System ist für weniger Geld nicht zu haben, langfristig wird es sogar mehr Geld benötigen. Die Apotheker sind jetzt gefordert, für ihr System und für zusätzliche honorierte Angebote zu werben. Sie haben beste Argumente. Darum brauchen sie die unausweichliche Debatte über das System nicht zu scheuen. Die Apotheker sollten sie sogar forcieren. Denn Patienten und Apotheker brauchen ein klares politisches Bekenntnis zur bewährten Versorgung und dem muss dann die Honorierung folgen. Hoffentlich bereitet eine neue handlungsfähige Regierung den Patienten und Apothekern dann irgendwann doch noch eine schöne Bescherung. Darum sollten wir jetzt Weihnachten feiern und auf Ostern hoffen.
6 Kommentare
Honorargutachten
von Harlan Köhler am 23.12.2017 um 16:21 Uhr
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zu wenig
von Karl Friedrich Müller am 22.12.2017 um 14:20 Uhr
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AW: zu wenig
von Heiko Barz am 23.12.2017 um 13:40 Uhr
ABDA
von Dr Schweikert-Wehner am 22.12.2017 um 14:08 Uhr
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AW: ABDA
von Heiko Barz am 23.12.2017 um 13:15 Uhr
Es reicht!
von Michael Hahn am 22.12.2017 um 13:45 Uhr
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