Wirkstoffforschung

Was können Supercomputer in der Arzneimittel-Entwicklung leisten?

Remagen - 28.12.2017, 07:00 Uhr

Supercomputer sollen künftig mithilfe der künstlichen Intelligenz neue Wirkstoffe entwickeln.  (Foto: vladimircaribb /stock.adobe.com)                                      

Supercomputer sollen künftig mithilfe der künstlichen Intelligenz neue Wirkstoffe entwickeln.  (Foto: vladimircaribb /stock.adobe.com)                                      


Eine Billion Mal schneller als ein Consumer-Laptop

Die „Exascale“-Supercomputer, auf denen die von ExCape entwickelten Systeme laufen sollen, gibt es noch nicht. Weltweit ist ein Wettrennen um den Bau des ersten Exascale-Supercomputers in Gang. Die leistungsfähigsten Geräte von heute sind Petaflop-Computer, die 1.000.000.000.000.000 (eine Million Milliarden) Berechnungen pro Sekunde ausführen können. Ein Exascale-Computer wird eintausend Mal mehr können. Zum Vergleich: Die meisten Consumer-Laptops arbeiten mit Gigascale-Geschwindigkeiten (1 Milliarde Berechnungen pro Sekunde). Ein Exascale-Computer wird eine Billion Mal schneller sein. 

Internationales Kopf an Kopf-Rennen

Um die ehrgeizigen Pläne in die Realität umzusetzen, haben sieben europäische Minister aus Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien im März 2017 eine Erklärung zur Unterstützung der nächsten Generation von Computer- und Dateninfrastrukturen unterzeichnet. Zwischen Juni und Oktober 2017 haben sich Belgien, Bulgarien, Slowenien und die Schweiz dem Vorhaben angeschlossen. Der Kooperationsrahmen, bekannt als EuroHPC (High Performance Computing) plant ab 2022 den Einsatz von zwei Exascale-Supercomputern. Mit EuroHPC will die Europäischen Union vor allem zu den anderen globalen Supercomputer-Mächten aufschließen. Das sind die USA, China und Japan.

Hoffnung auf neue und schnellere Durchbrüche

Die Anwendung von Exascale-Supercomputern und "large-scale machine learning“ auf die Produktion neuer Medikamente, auf die ExCape ausgerichtet ist, könnte der Pharmaindustrie zu neuen Durchbrüchen verhelfen, so die Hoffnung, und die Kosten und den Zeitaufwand für die Entwicklung neuer Medikamente erheblich reduzieren. Gegenwärtig belaufen sich die durchschnittlichen Kosten für die Entwicklung eines neuen Medikaments auf 930 Millionen Euro und es dauert ein Jahrzehnt oder länger, bis der Patient erreicht ist.
Das Projekt ExCape läuft noch bis September 2018 und umfasst neun Partner aus Belgien, Bulgarien, Finnland, Großbritannien, Österreich, der Tschechischen Republik, Schweden und Spanien. Es wird vom Interuniversitair Micro-electronica Centrum aus Belgien koordiniert. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Anspannung an der Computerbedienung erkennen

Stresstest per Mausklick

Die EM-Kandidaten und ihre Nachbarn im Vergleich

Wer ist Europameister der Gesundheit?

Wahlpflichtfach an der TU Braunschweig überprüft Apothekentauglichkeit

Ausgangsstoffprüfung per Mini-NIR-Spektrometer

Algorithmus spürt musikalische Hits auf

Die Dieter-Bohlen-Maschine

Erstes Bild eines schwarzen Lochs

Lichtschluckender Gigant in Szene gesetzt

DAZ.online-Themenwoche Digitalisierung

Fortbildung 2.0 – pharmazeutische Kompetenz aus dem Netz?

Ist ein Ende des Streits über die „Corona-Apps“ in Sicht?

Der Weg aus der Sackgasse

1 Kommentar

Gefährliches Spiel ...

von Patentanwalt am 28.12.2017 um 19:29 Uhr

Wenn es gelingt, einen Superwirkstoff durch einen Supercomputer zu errechnen, dann ist das superkontraproduktiv.
Der Wirkstoff wäre dann nicht mehr patentierbar, da der Fachmann (oder sein Hilfsmittel Supercomputer) das vorausgesehen haben und es nicht überraschend ist. Ohne diese Eigenschaft ist der Stoff mangels Erfindungshöhe nicht patentierbar. Und ohne Patentschutz keine extrem teure Arzneimittelentwicklung.
Das wäre das Ende der heutigen Pharmaindustrie und des medizinischen Fortschritts.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.