Pflanzenporträt

Hopfen in der Phytotherapie

Hamburg - 31.03.2018, 13:00 Uhr

Wahrscheinlich sind flüchtige Substanzen aus Hopfen-Bitterstoffen an der sedierenden Wirkung beteiligt. (Foto: Peter Heckmeier / stock.adobe.com)

Wahrscheinlich sind flüchtige Substanzen aus Hopfen-Bitterstoffen an der sedierenden Wirkung beteiligt. (Foto: Peter Heckmeier / stock.adobe.com)


Bei Hopfen dürften die meisten reflexhaft an Bier denken. Aber auch in diversen Fertigarzneimitteln ist er in Kombination mit weiteren sedativ wirkenden Pflanzenextrakten enthalten. Mehr zu dieser Heilpflanze lesen Sie in folgendem Pflanzenporträt.

Der Hopfen (Humulus lupulus) ist eine rechtswindende Kletterpflanze, die drei bis sechs Meter in die Höhe wächst. Ursprünglich stammt der zu den Hanfgewächsen (Cannabaceae) gehörende Hopfen aus Osteuropa, ist aber zwischenzeitlich in ganz Europa beheimatet und findet sich wildwachsend vornehmlich in Auwäldern und an Ufern. Mit seinen hakigen Kletterhaaren windet er sich an Bäumen und Gebüschen hoch. 

Weibliche und männliche Pflanzen

Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze, die männlichen und weiblichen Blüten befinden sich also auf verschiedenen Pflanzen. Während die männlichen Blüten in lockeren, rispenartigen Blütenständen stehen, bilden mehrere kleine weibliche Blüten einen zwei bis vier Zentimeter langen grünlich-gelben Zapfen. Außen befinden sich dachziegelartig übereinanderliegende Deckblätter. Im Anbau werden ausschließlich weibliche Pflanzen kultiviert, da der Hopfenzapfen (Lupuli flos oder Lupuli strobulus) den relevanten Pflanzenteil darstellt. In Kultur kann der Hopfen sogar bis zu zwölf Meter lang werden. Ein bekanntes und großes Anbaugebiet befindet sich in der bayerischen Hallertau. Geerntet wird in der Regel zwischen Ende August und Mitte September.

Sedative Wirkung

Hopfen enthält unter anderem die Bitterstoffe Humulon und Lupulon, außerdem ätherische Öle und Flavonoide. Eine sedierende Wirkung der Inhaltsstoffe wurde nachgewiesen, allerdings konnte keine konkrete wirksamkeitsbestimmende Substanz verantwortlich gemacht werden. Wahrscheinlich sind flüchtige Substanzen, die sich aus den instabilen Hopfen-Bitterstoffen Humulon und Lupulon bilden, an der Wirkung beteiligt. Möglicherweise hat die Droge noch weitere Wirkungen: Diskutiert wird z.B. über estrogenähnliche, appetitanregende und krebshemmende Effekte.

Hopfenzapfen in Kombipräparaten

Die Anwendungsgebiete von Hopfenzapfen sind Unruhe, Angstzustände und Schlafstörungen. Als Pflanzenextrakt ist er in diversen Kombinationspräparaten enthalten, und zwar mit Baldrianwurzel (z.B. Allunapret®), Baldrianwurzel und Melissenblätter (z.B. Sedacur® forte) oder mit Baldrianwurzel und Passionsblumenkraut (z.B. Kytta® Sedativum). Die Präparate richten sich i.d.R. an Patienten mit Unruhezuständen und nervös bedingten Einschlafstörungen (siehe Tabelle). Hopfenzapfen gibt es auch einzeln als Teedroge (z.B. von Bombastus®) und in einigen Teemischungen (z.B. H&S® Schlaf- und Nerventee, Bombastus® Beruhigungstee).

Tab.: Kombinationspräparate mit Hopfen (Beispiele)

Präparat Wirkstoffe Dosierung (Erwachsene) Indikation
Baldrian + Hopfen
Allunapret® Filmtabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 187 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 41,88 mg

bis zu 3x1 Tablette

abends 1x 1 Tablette*

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Ardeysedon® überzogene Tabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 100 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 24 mg

bis zu 3x2 Tabletten bei Unruhe-zuständen
Ardeysedon® Nacht überzogene Tabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 200 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 68 mg

abends 1x1 Tablette* bei nervös bedingten Einschlaf-störungen
Luvased® Nacht überzogene Tabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 160 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 40 mg

bis zu 3x2 Tabletten

abends 1x2 Tabletten*

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Vivinox® Night Einschlafdragees

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 187,5 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 45 mg

1x1 Tablette

abends 1x1 Tablette**

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Baldrian + Hopfen + Melisse
Sedacur® forte Beruhigungs-dragees

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 75 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 23 mg

Melissenblätter-Trockenextrakt 45 mg

2-3x2 Tabletten

abends 1x2 Tabletten**

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Baldriparan® Zur Beruhigung überzogene Tabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 95 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 15 mg

Melissenblätter-Trockenextrakt 85 mg

bis zu 3x2 Tabletten

abends 1x2 Tabletten*

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Baldrian + Hopfen + Passionsblume
Biosedon® überzogene Tabletten

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 56,25 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 13,5 mg

Passions-blumenkraut-Pulver 200 mg

bis zu 3x3 Tabletten

abends 1x3 Tabletten**

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

Kytta® Sedativum Dragees

Baldrianwurzel-Trockenextrakt 150 mg

Hopfenzapfen-Trockenextrakt 30 mg

Passions-blumenkraut-Trockenextrakt 80 mg

bis zu 3x1 Tablette

abends 1x1 Tablette*

bei Unruhe-zuständen

bei nervös bedingten Einschlaf-störungen

* Einnahme 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen, falls notwendig eine zusätzliche Dosis am früheren Abend
** Einnahme 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen

Annette Lüdecke (lue), Apothekerin, Autorin DAZ.online
teamschulung@deutscher-apotheker-verlag.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Phytopharmaka bei Schlafstörungen

Pflanzen nutzen statt Schäfchen zählen

Möglichkeiten der Selbstmedikation bei behandlungsbedürftigen Schlafstörungen

„Ich kann nicht schlafen!“

Schlafmittel bei Stiftung Warentest

Von Gute-Nacht-Tee bis Melatonin – was hilft?

Zum Umgang mit depressiven Patienten in der Apotheke

Wenn der Blues im Kopf spielt

Pflanzliche Arzneimittel für Kinder (Teil 3)

Schlafstörungen bei Kindern – gibt es da auch was Pflanzliches?

Pflanzliche Helfer bei nervöser Unruhe und Erschöpfung

Nur kein Stress!