Digital-Strategie

Grüne protestieren gegen Rx-Versandverbot und „Lex DrEd“

Berlin - 22.01.2018, 12:35 Uhr

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink  fordert eine Abkehr vom Rx-Versandverbot und will das Fernverschreibungs-Verbot streichen lassen. (Foto: Grüne)

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink fordert eine Abkehr vom Rx-Versandverbot und will das Fernverschreibungs-Verbot streichen lassen. (Foto: Grüne)


Die Digitalisierung im Gesundheitswesen könnte eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Themen in dieser Legislaturperiode werden. Ginge es nach den Grünen, müsste ähnlich wie beim Pharma-Dialog sogar ein „Digitalisierungs-Dialog“ eingerichtet werden. Maria Klein-Schmeink stellt in Sachen Arzneimittelversorgung jetzt schon klar: Mit den Grünen würde es ein Rx-Versandverbot nicht geben und das Verbot von Online-Rezepten würde aufgehoben werden.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Maria Klein-Schmeink, bleibt in Sachen Digitalisierung am Ball. Schon im Sommer 2017 hatten die Grünen im Bundestag ein Autorinnenpapier herausgegeben, in dem sie das Vorgehen der Bundesregierung in dieser Angelegenheit heftig kritisierten. Aus Sicht der Oppositionsfraktion müsse die Politik eine klare Strategie zur Digitalisierung vorlegen. Schon damals kritisierten die Politiker das Fernverschreibungs-Verbot, nach dem Apotheker keine Rezepte mehr annehmen dürfen, die aus einem nicht-direkten Arztkontakt resultieren. Außerdem forderten die Grünen, die Pharmazeuten enger in den Medikationsplan einzubinden.

Am heutigen Montag hat Klein-Schmeink diese und weitere Forderungen in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erneuert. In dem Schreiben heißt es, dass der Minister „Jahre der Stagnation“ mit dem E-Health-Gesetz zwar beendet habe, man könne mit dem Status Quo gleichwohl nicht zufrieden sein. Die Rede ist von „Unzulänglichkeiten“ in der Telematikinfrastruktur, einer benötigten „zusammenhängenden“, politischen Strategie sowie einem notwendigen Rechtsrahmen. Die Grünen sorgen sich auch darum, dass ein „politischer Stillstand“ drohe, weil die Regierungsbildung stockt.

Wörtlich schreibt Klein-Schmeink an Gröhe: „Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass wir uns dies eigentlich nicht leisten können.“ Die Grünen-Politikerin schlägt daher einen „Dialog zur Digitalisierung im Gesundheitswesen“ vor. Dabei sollen bestehende Probleme, „Blockaden und Regelungsdefizite“ aufgearbeitet werden. Wer an dem Dialog teilnehmen soll, nennen die Grünen nicht explizit. Sie listen einige Fragestellungen auf, die dieser Dialog behandeln sollte. Unter anderem müsse es um die elektronische Gesundheitskarte (eGK), technische Infrastrukturen, die wissenschaftliche Nutzung von Gesundheitsdaten, die Datensouveränität der Patienten und die digitale Gesundheitskompetenz der Patienten gehen.

Grüne: Rx-Versandverbot zeigt „digitalen Schlitterkurs"

DAZ.online liegt zudem ein Papier vor, in dem die politischen Ziele der Grünen in Sachen Digitalisierung festgehalten sind. Was die Arzneimittelversorgung betrifft, gehen die Grünen mit dem Vorgehen der Bundesregierung hart ins Gericht. Zunächst kritisieren sie, dass die Etablierung des E-Rezeptes nicht stringent genug verfolgt werde. Wörtlich heißt es: „Bedenklich ist, dass das Gesetz wichtige digitale Anwendungen wie das elektronische Rezept oder den elektronischen Entlassbrief nicht vorangebracht hat. Damit werden Chancen der Digitalisierung für eine bessere Information und Vernetzung in unserem Gesundheitswesen unnötig vergeben.“

Und auch in Sachen Apothekenmarkt bleiben die Grünen nach der Bundestagswahl bei ihrer Prämisse, dass es kein Rx-Versandverbot geben darf. Ebenso wünschen sie sich, dass das Ende 2016 in Kraft getretene Fernverschreibungsverbot aufgehoben wird. Wörtlich steht in dem Grünen-Papier: „Ausdruck des digitalen Schlitterkurses sind das Fernverschreibungsverbot und das von Teilen der Union geforderte Verbot der Versandapotheken. Ein klares Leitbild für ein digital aufgestelltes Gesundheitswesen sieht anders aus.“

eGK über das Smartphone nutzen

Ein zentraler Punkt für die Oppositionsfraktion ist auch die elektronische Patientenakte. Im Gesetz gebe es zu viele „unzureichende und einander widersprechende Regelungen“, die keine klare Perspektive zuließen. Und weiter: „Stattdessen wurde die konkrete Ausgestaltung der elektronischen Patientenakte der Selbstverwaltung überlassen und damit, mangels gesetzlicher Konkretisierung, bei der konzeptionellen Weiterentwicklung die politischen Zügel vollkommen aus der Hand gegeben.“

Die Grünen fordern auch, das sogenannte Zweischlüssel-Prinzip zu reformieren, nach dem die digitalen Gesundheitsdaten nur eingesehen werden dürfen, wenn ein Heilberufler seinen Heilberufeausweis und der Patient seine eGK in das Lesegerät eingeschoben haben. Die Grünen dazu: „Was klingt wie eine kleine technische Finesse, entmündigt jedoch praktisch die Patientinnen und Patienten. Denn ohne Zustimmung der Ärztinnen und Ärzte dürfen sie nicht auf ihre eigenen Gesundheitsdaten zugreifen.“ Vielmehr wünscht sich die Fraktion eine intensivere Nutzung der eGK über das Smartphone.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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8 Kommentare

Hüh und hot der Grünen Gesundheitsdesorientierung!

von Heiko Barz am 23.01.2018 um 12:04 Uhr

Gern würde ich mir einen Kommentar unserer aller Freundin "Biggi" Bender zu diesem Thema wünschen.

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Ne is klar,

von Stefan Haydn am 23.01.2018 um 9:26 Uhr

Päckchen schicken ist digital.

Der Lacher des Tages war der Zugriff auf die Akte per Smartphone.
Gehen wir mal von der laut IT-Experten weit verbreiteten mangelnden Pflege der heimischen PC`s und Smartphones aus, kann das für alle interessierten Kreise interessant werden. Da verdienen sich Hacker eine goldene Nase. Online Banking App läßt grüßen.

Liebe Grüne, setzen sechs!

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Farbenlehre

von Christiane Patzelt am 22.01.2018 um 20:45 Uhr

Als junge Frau wählte ich die Grünen, sie standen für vernünftige Frauenpolitik, für vernünftige Umweltpolitik und für Antikapitalismus. Heute erlebe ich, dass die Grünen mit diesen oben angeführten Statements die Frauenarbeitsplätze hochgradig gefährden, jedes Päckchen aus dem Versand hat eine beschissene CO2-Bilanz und die Grünen sind dem Versender jenseits der deutschen Grenzen so verbunden, dass der sich auch die selbe Farbe gab, oder was...?

Und welche Farbe kommt raus, wenn sich die Grünen mit gelben Inhalten schmücken? Scheißbraun! Prima, passt die Farbe zum Inhalt!

Ich habe nebenbei 4 Neuwähler zu Hause, die gehen mit den „neuen Grünen“ ebenso nicht mit - die wählen etwas anderes als ihre Mutter in jungen Jahren. Tja, so kanns gehen....

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Grüne, von Verbraucherschützern zur Verbrauchergefährdern !

von Ratatosk am 22.01.2018 um 18:53 Uhr

Ne is klar, meine Benzos lass ich mir dann online von Dr.internet nach gründlicher Bildschirmbetrachtung verschreiben und von Apo.internet eine Etage drunter gleich verschicken.
Wird dann toll für alle Tierhalter, chinesischer Tierarzt o.ä der dann von Tochterapo gleich verschicken kann. Man braucht dann nur noch ein Land in dem Anabolika nicht so streng geregelt sind und alles wird gut. Grün wird immer mehr zur echten Gefahr fürs Land

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GAML: Grün-Asozial-Monopolkapitalistische Liste

von Wolfgang Müller am 22.01.2018 um 18:14 Uhr

Schön an solchen Hochwichtigkeits-Digitalisierungs-Statements unserer Grünen Freundinnen ist doch, sich mal das Zukunftsmodell dieser Partei für unsere Gesellschaft vorzustellen. Wenn jetzt sogar der Arzt seinen Patienten am Besten immer seltener in der Praxis haben soll:

Die Kieze in Großstädten und Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnern verlieren ihre Infrastruktur fast komplett. Ärzte, Apotheken, Supermärkte, und kleinere Geschäfte sowieso. Erledigungen des bisher normalen Lebens außerhalb der Wohnungen innerhalb der Wohnorte entfallen weitestgehend, Erwerbsarbeit im Wohnort ebenso.

Wege von Privatpersonen - mit welchem Verkehrsmittel auch immer - fallen fast nur noch im Rahmen von Freizeitaktivitäten und als Wege zur Arbeit an. Wo Letztere nicht auch "digitalisiert" werden kann. Also vielleicht im wesentlichen bei so etwas wie Polizei und Handwerk im weitesten Sinne. Ein paar Anlagen- und Roboter-Steuerer in der Industrie werden sicher auch noch benötigt, ein paar Labortätigkeiten werden auch nicht zu Hause zu machen sein .....

Der ideale Grünen-Wähler sitzt dann auf´m Sofa und sprachsteuert mit seinem Smart-TV alles andere, was ihn betrifft. Wobei: Da die meisten dann sowieso keine (ernstzunehmende) Erwerbstätigkeit mehr haben, könnte man auch sagen: "sprachsteuert ALLES was ihn betrifft mit seinem Smart-TV".

Geliefert wird irgendwann vielleicht auch nicht mehr von McJob-Fahrer-Schwärmen, sondern von Drohnen.

Davon ganz abgesehen, dass es bekannt ist, dass gerade grüne Wohlstands-Politiker in IHRER realen, ganz persönlichen Welt immer noch besonders gerne das Leben in der Toskana genießen "mit all den kleinen Geschäften da, stellt euch vor, ein 10-Quadratmeter-Geschäft nur für ein paar soooo delikate lokale Käsesorten, also nein, was für eine Kultur man da noch finden kann!" (Kreisch! bzw. Aufschrei!, möchte man da noch hinzufügen):

Haben wir nicht mal beseelt die Grünen bzw. Alternativen gewählt, um u. a. solche Szenarien wie oben geschildert "weg von der Kleinteiligkeit und persönlichen Kontakten hin zur Mega-Network-Big-Brother-Corporation-Atomic-Horror-Show" zu VERHINDERN? Oder wenigstens ihr Eintreten zumindest massiv zu verzögern und abzumildern?

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Digital

von Landapotheker am 22.01.2018 um 16:41 Uhr

Liebe Grüne,

was hat Päckchen packen mit digital zu tun ?
Es will auch keiner die Versandapotheken verbieten. Wer schreibt so einen Schwachsinn ?

Warum fordern die Grünen denn nicht gleich eine völlige Freigabe aller Medikamente ? Denn wenn es bei Dr. Ed und Co reicht einen Fragebogen richtig auszufüllen und dann ohne Nachfrage aus dem Ausland die Medikamente zu bekommen. Wozu dann überhaupt noch eine Verschreibungspflicht ?
Dann aber bloß nicht jammern wenn sich alle ihre Antibiotika im Netz selber bestellen und auch Kinder da alles bekommen was sie "brauchen".

P.S. Warum ist es denn bei Tierarzneimitteln der Versand generell verboten ? Ah, weil die Tiere da ja selbst bestellen ...kopfschüttel

Was hat eine Arzt im Ausland der nur auf dem Papier besteht mit digital zu tun ?

Ein Ex-Wähler

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Digitalisierung

von Frank Zacharias am 22.01.2018 um 16:08 Uhr

„Ausdruck des digitalen Schlitterkurses sind das Fernverschreibungsverbot und das von Teilen der Union geforderte Verbot der Versandapotheken.“

Niemand fordert das Verbot von Versandapotheken. Lediglich der Rx-Versand soll wie in 3/4 der EU verboten werden.
Wenn sich die Damen und Herren EU-Versender sich an die Rx-Festpreise gehalten hätten, wie anfangs vereinbart, gäbe es diese ganze Diskussion nicht.

Ausserdem, liebe Grüne, hat Versand überhaupt gar nichts mit Digitalisierung zu tun. Da werden analoge Päckchen ganz analog von A nach B verschickt. Und was die Versender an digitalen Abläufen haben, finden sie auch in den so "verkrusteten" Vor-Ort-Apotheken. Nur dass wir analog mit dem Menschen von Angesicht zu Angesicht reden.

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grüne

von frank ebert am 22.01.2018 um 13:29 Uhr

Hallo Grüne, ihr habt gottseidank überhaupt nichts mehr zu melden !

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