USA

Walmart verteilt Entsorgungssystem für Altarzneimittel

Stuttgart - 22.01.2018, 09:05 Uhr

Walmart bietet ein System an, mit dem sich Altarzneimittel sicher entsorgen lassen. (Screenshot: DisposeRx.com)

Walmart bietet ein System an, mit dem sich Altarzneimittel sicher entsorgen lassen. (Screenshot: DisposeRx.com)


Man nehme ein nicht mehr benötigtes Arzneimittel, ein bisschen Wasser und ein gelbildendes Polymer. Zusammen ergibt das Ganze ein Gel, das man einfach in den Hausmüll werfen kann. Klingt gut? Walmart verteilt in den USA genau so ein System. Die Kette will so dem Missbrauch von Opioid-Arzneimitteln entgegenwirken. Anscheinend geraten immer wieder nicht mehr benötigte Reste in falsche Hände. 

Die USA haben ein Opioid-Problem – und zwar nicht nur was die Anwendung illegaler Substanzen angeht, sondern auch hinsichtlich der missbräuchlichen Anwendung von Opioid-Arzneimitteln. 2016 starben laut der US-Gesundheitsbehörde „Center for Disease Control and Prevention (CDC)“ jeden Tag 46 Menschen an einer Überdosis – verursacht durch Opioid-haltige Arzneimittel. Wo stammen die Arzneimittel her? Zum Teil wurden sie demjenigen selbst irgendwann einmal verschrieben. 65 Prozent der Menschen jedoch, die missbräuchlich Opioid-Arzneimittel einnehmen, bekommen sie von Familienmitgliedern oder Freunden. 

Walmart möchte nun einen Beitrag dazu leisten, dass nicht mehr benötigte Arzneimittel, insbesondere Opioide, sachgeregt entsorgt werden – und zwar mit „DiposeRx“. Dahinter steckt ein kleines Päckchen, das eine Mischung vernetzter Polymere enthält. Die genaue Zusammensetzung wird von den Entwicklern geheim gehalten, da sie Patentschutz beantragt haben. Es handele sich aber um von der FDA zugelassene Hilfsstoffe, heißt es. Der Inhalt des Päckchens wird mit warmem Wasser in das Arzneimittelbehältnis gegeben – in den USA kommen Tabletten und Kapseln üblicherweise in einem kleinen Döschen auf den Markt und nicht verblistert. Daraus bildet sich dann irreversibel ein biologisch abbaubares Gel, das in den Hausmüll entsorgt werden kann. Laut Walmart funktioniert das mit Pulvern, Tabletten, Kapseln, Flüssigkeiten und Pflastern. 

Foto: Screenshot DisposeRx.com

Wie kommt man an DiposeRx?

Künftig soll jeder Patient, der erstmalig in einer Walmart-Apotheke eine Verschreibung über ein sogenanntes Klasse-II-Opioid einlöst, ein kostenloses Päckchen DisposeRx erhalten sowie eine Broschüre zur Opioid-Sicherheit. Klasse-II-Opioide sind beispielweise Codein, Oxycodon oder Morphin. Patienten, die diese Wirkstoffe dauerhaft verschrieben bekommen, können sich alle sechs Monate ein Päckchen DipsoseRx holen – kostenlos. Zudem erhalten Walmart-Apotheken-Kunden es jederzeit auf Nachfrage. Auch Kunden von „Sam’s Club“ können DisposeRx in ihrer Apotheke erhalten.

Nur eine von vielen Maßnahmen

DisposeRx sei nur eine der Maßnahmen von Walmart und Sam’s Club, um etwas gegen Problem des Missbrauchs verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu tun, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. So spreche man sich beispielsweise dafür aus, Erstverschreibungen bei akuten Schmerzen auf den Bedarf für maximal sieben Tage zu beschränken. Außerdem fordert Walmart, das Opioidverordnungen nur noch elektronisch erfolgen dürfen. Man setze sich in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden für eine entsprechende Gesetzesänderung ein, erklärt die Kette. Zudem hält man in allen Apotheken Naloxon-Nasenspray vor – zum Verkauf oder in den Staaten, wo das gesetzlich erlaubt ist, auch zur Verabreichung durch den Apotheker.

Walmart, nach eigener Aussage der größte Händler der Welt, betreibt in den USA knapp 4.700 Apotheken in seinen Märkten. Walmart konnte im Jahr 2016 einen Rx-Umsatz von 18.5 Milliarden US-Dollar (Quelle: Statista) verbuchen, das entspricht einem Markanteil von 5 Prozent. Das Unternehmen rangiert damit auf Platz vier der US-Apotheken. CVS und Walgreens Boots führen die Liste an. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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