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Großbritannien
Die erste Klinik für Opfer von illegalen Internet-Arzneimitteln
In der Diskussion um die Zukunft des Online-Handels mit Arzneimitteln wird hierzulande auch immer wieder die Arzneimittelsicherheit ins Spiel gebracht. Fällt es allen Internetnutzern gleichermaßen leicht, seriöse von unseriösen Versendern zu unterscheiden? In Großbritannien hat sich nun eine ganze Gruppe von Heilberuflern zusammengetan, um solche Patienten zu behandeln, die aufgrund von Arzneimitteln aus dem Internet Probleme bekommen haben.
Patienten im Stadtzentrum und Westen Londons haben fortan die Möglichkeit, die sogenannte „Club Drug Clinic“ zu besuchen. Die vom englischen Gesundheitsdienst finanzierte Mini-Klinik bietet seit kurzem einen neuen Service an, der sich „Addiction to Online Medicine Service“ nennt. Die Dienstleistung richtet sich insbesondere an junge Menschen, die sich auf illegalem Wege über das Internet mit Arzneimitteln eindecken, die sie entweder süchtig gemacht haben oder ihnen gesundheitliche Beschwerden bereiten.
Auf der Internetseite der Klinik heißt es zu dem Service: „Der ‚Addiction to Online Medicine Service‘ ist eine kostenlose und vertrauliche Dienstleistung, die sich spezifisch auf den Schaden konzentriert, der durch Arzneimittel oder illegale Drogen entsteht, die im Internet bestellt wurden.“ Auf der Seite können Interessenten einen Termin machen und sich zunächst darüber informieren, ob die dort arbeitenden Heilberufler auf das jeweilige Arzneimittel spezialisiert sind. Zum Team der Mini-Klinik gehören eigenen Angaben zufolge auf Sucht-Medizin spezialisierte Mediziner und Psychologen, Krankenschwestern sowie Sozialarbeiter.
Keine Apotheker beschäftigt
Was den Ablauf für die Patienten betrifft, heißt es auf der Internetseite, dass mit dem Fachpersonal zunächst eine Anamnese durchgeführt werden müsse. Gemeinsam werde dann ein Therapie-Plan aufgestellt, bei dem Heilberufler und Patient Ziele definieren. Die Klinik hilft eigenen Angaben zufolge nicht nur bei Sucht, sondern auch bei Ängsten, Depressionen oder anderen gesundheitlichen Nebenwirkungen, die aus der falschen Einnahme von Arzneimitteln entstehen. Zu den Leistungen gehören aber auch gezielte Entzüge und Entgiftungstherapien.
Die Eröffnung der Arzneimittel-Klinik in London löste Ende Januar eine größere, mediale Diskussion über die Gefahren des Versandhandels aus. Einer der Mitgründer der Club Drug Clinic, der Psychologe Owen Bowden-Jones, erklärte gegenüber der britischen Tageszeitung „The Guardian“: „Das Internet hat die Muster der Arzneimittelanwendung von Menschen verändert. (…) Es gibt sehr viele zusätzliche Komplikationen beim Internetkauf.“
Dem Guardian zufolge geht es bei den meisten ersten Anfragen an die Klinik um den Missbrauch von Benzodiazepinen. Auf einigen Internetseiten gebe es Xanax-Pillen für 89 Penny, berichtet der Guardian. Bowden-Jones weist aber darauf hin, dass es auch um Stimmungsaufheller, Schmerzmittel und andere angstlösende Arzneimittel gehe. Aus Sicht des Psychologen richten sich die konventionellen Suchthilfen insbesondere an Alkoholiker und Abhängige von Kokain oder Heroin. Die Einnahme ganz „gewöhnlicher“ Rx-Medikamente müsse aber in neuen Therapieschemata besonders betrachtet werden.
1 Kommentar
schon sinnvoll, aber warum gratis ?
von Alfons Neumann am 07.02.2018 um 5:31 Uhr
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