Großbritannien

Gibt es E-Zigaretten in England bald auf Rezept?

Remagen - 09.02.2018, 14:15 Uhr

In England spricht sich eine Behörde dafür aus, E-Zigaretten auf Rezept zu verordnen. (Foto: Imago)

In England spricht sich eine Behörde dafür aus, E-Zigaretten auf Rezept zu verordnen. (Foto: Imago)


Wenn es nach der britischen Gesundheitsschutzhörde Public Health England (PHE) geht, sollten e-Zigaretten in Zukunft zur Raucherentwöhnung zu Lasten des National Health Service (NHS) verschrieben werden können. Die Agentur hält die Risiken für vernachlässigbar und das Potential zur Suchtbekämpfung für immens.

Nach einer unabhängigen Überprüfung der neuesten Evidenz im Auftrag der Behörde für Öffentliche Gesundheit „Public Health England“ (PHE) sollen mit Hilfe von E-Zigaretten mindestens 20.000 Menschen pro Jahr mit dem Rauchen aufhören können. PHE will deshalb, dass auch Krankenhäuser E-Zigaretten verkaufen dürfen und Räume einrichten, in denen die Patienten rauchen können. Auch Arbeitgeber sollten nach Meinung der Behörde solche Räumlichkeiten anbieten.

Risiko vernachlässigbar

Von der Unbedenklichkeit von E-Zigaretten ist PHE fest überzeugt. Nach der Aufarbeitung der Evidenz, die in einem umfangreichen Bericht niedergelegt ist, sollen sie mindestens 95 Prozent weniger schädlich sein als normale Zigaretten. Auch für die Umstehenden soll das Risiko durch das „Vaping“ vernachlässigbar sein. „Fast die Hälfte der Raucher hat vielleicht nie eine E-Zigarette probiert, weil sie diese eventuell für gefährlich halten, aber das entbehrt jeglicher Grundlage“, erklärt der Direktor für Gesundheitsverbesserung bei PHE John Newton auf BBC online.

Ann McNeil, Professorin für Tabakabhängigkeit am Kings College London und Hauptautorin des Reports hält es für bedeutsam, dass Raucher immer noch viel zu wenig darüber wissen, was die Schäden durch das Rauchen eigentlich verursacht. „Wenn Leute Tabak-Zigaretten rauchen, inhalieren sie eine tödliche Mischung aus 7.000 Rauchbestandteilen“, betont McNeil. „70 davon verursachen bekanntermaßen Krebs. In E-Zigaretten kommen solche Inhaltsstoffe entweder gar nicht oder in viel geringeren Mengen vor. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass sie erheblich weniger schädlich sind."

Verbotsvorhaben in Wales gescheitert

Die Untersuchung der Datenlage lieferte außerdem wenig Hinweise darauf, dass E-Zigaretten Jugendliche zum Rauchen verführen könnten. In Wales habe die walisischen Regierung versucht, die Verwendung in Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Plätzen, an denen Essen verkauft wird, zu verbieten, berichtet BBC online, aus Angst, das Vaping könnten das „Rauchen wieder normalisieren“. Die Gesetzgebung sei jedoch gescheitert.  

Meldeverfahren notwendig

Nun sucht PHE auch Schützenhilfe für sein Anliegen bei der Arzneimittelzulassungsbehörde (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency, MHRA), die für die Registrierung entsprechender Produkte zuständig ist. Grundlage hierfür ist die Richtlinie der EU über Tabakerzeugnisse, mit der im Mai 2016 neue Regeln für nikotinhaltige E-Zigaretten und Nachfüllbehälter eingeführt wurden. Die Richtlinie enthält Vorgaben zu minimalen Standards für die Produkte  sowie zu den Informationen für die Verbraucher. Außerdem wurde ein Meldeverfahren vor dem Inverkehrbringen vorgeschrieben. Laut BBC online sind in Großbritannien derzeit keine E-Zigaretten als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung registriert.  Public Health England fordert deshalb, den Herstellern den Weg dorthin zu erleichtern. „Alles, was die MHRA tun könnte, damit es für die Hersteller einfacher wird, wäre hilfreich“, meint der Direktor für die Gesundheitsverbesserung bei PHE John Newton.

BfR ist skeptisch und warnt

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) steht E-Zigaretten kritisch gegenüber. Dies läßt sich jedenfalls aus einem Frage und Antwort-Dokument aus dem Jahr 2012 herauslesen. Neben dem Nikotin könnten auch die enthaltenen Vernebelungsmittel, Zusatzstoffe und mögliche Verunreinigungen zu gesundheitlichen Gefährdungen für E-Raucher führen, heißt es dort. Der Dampf von e-Zigaretten enthalte gesundheitlich bedenkliche Substanzen, die auch Passivraucher über die Atemluft aufnehmen könnten. Außerdem sei es wissenschaftlich nicht belegt, dass sich E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung eignen. Nach Ansicht des BfR können sie vielmehr eine Nikotinsucht auslösen und dadurch den späteren Einstieg in das Tabakrauchen fördern. Außerdem sei über die langfristigen gesundheitlichen Folgen sehr wenig bekannt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät deshalb derzeit, generell auf den Konsum von E-Zigaretten zu verzichten und empfiehlt, sie im Sinne des Nichtraucherschutzes wie herkömmliche Zigaretten zu behandeln.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

BfR veraltete Daten

von Stevan am 13.09.2018 um 0:30 Uhr

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) steht E-Zigaretten kritisch gegenüber.
Alle Punkte wurden von Prof. Bernd Mayer längst wiederlegt. Und wenn wunderts, ignoriert!
Bis auf die Langzeitfolgen... Wo nichts ist, kann man auch nichts beweisen.
Selbst Nicorette wirbt mit der Unbedenklichkeit ihrer Nikotin Produkte, ohne Folgen.
Es ist hierzulande verboten zu behaupten, dass die E-Zigaretten gesünder sind als der Tabak-Konsum.
Gegner des Dampfen sind witzigerweise die, die finanzielle Einbußen erleiden, oder durch fragwürdige Studien finanziert werden.
Beispiel:
Tabakindustrie; Pharmakologi, Nikotin Ersatz, Entzugsjämmer; Rauchentwöhnungszentren und ihre begleitenden Ärzte...
Übrigens leben Nichtraucher durchschnittlich ca. 8-10 Jahre länger (Rente)
FDA spricht von einer Epidemie...

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