Berufsmöglichkeiten

Flottenapotheker der Reserve bei der Bundeswehr

Seelze / Niedersachsen - 13.02.2018, 07:00 Uhr

Thomas Meyer nach seiner Beförderung 2017 mit seinem Cousin Ferdinand Meyer, der damals als Wehrdienstleistender auf der Fregatte Augsburg war. (Foto: privat)

Thomas Meyer nach seiner Beförderung 2017 mit seinem Cousin Ferdinand Meyer, der damals als Wehrdienstleistender auf der Fregatte Augsburg war. (Foto: privat)


Zwei Wochen im Jahr tauscht Apotheker Dr. Thomas Meyer den weißen Kittel gegen eine Uniform. Dann ist der Inhaber der Kreuz-Apotheke in Seelze in Niedersachsen als Reservist bei der Bundeswehr im Einsatz: als Flottenapotheker. Das entspricht der Position eines Kapitäns zur See beziehungsweise eines Oberst und somit dem höchsten Rang, den ein Reservist erreichen kann.

Meyers Werdegang ist der von jemandem, der schon früh im Leben weiß, was er will. Als Vierjähriger erlebt er die Kieler Woche. Beeindruckt von den mächtigen Segelschiffen regt sich der Wunsch, später selbst zur See fahren zu wollen: „Kommandant auf der Gorch Fock war mein Kindheitstraum“, sagt Meyer. Als Jugendlicher ist er fest entschlossen zu einer Marinelaufbahn. Doch eine Spiegelreflexkamera verändert alles. „Beziehungsweise der Wunsch nach einer eigenen Kamera,“ erläutert Meyer – zusammen mit dem Vorschlag des Vaters, dass der Sohn sich das dafür nötige Kleingeld in der familieneigenen Apotheke verdienen könne. „Ich erlebte dadurch erstmals, wie vielseitig die Abläufe in der väterlichen Apotheke waren“, erinnert sich Meyer. Das Besondere an der Kreuz-Apotheke: Sie besitzt eine Herstellungserlaubnis gemäß § 13 AMG und hat damit Herstellungsmöglichkeiten analog der pharmazeutischen Industrie. Nach dem Ferienjob hatte der 14-jährige nicht nur eine neue Kamera, sondern auch einen neuen Berufswunsch: „Ich wollte unsere Apotheke in die nächste Generation führen

Parallele Karriere beim Militär

Um den Bezug zur See nicht ganz zu verlieren, absolviert Meyer seinen Wehrdienst bei der Marine. Der Grundausbildung als Schreibfunker folgt der Einsatz an Bord eines Schnellbootes in Kiel und die Bereitschaft zu Reserveübungen. Nach dem Pharmaziestudium in Freiburg und der Promotion in pharmazeutischer Chemie steigt er 2001 im väterlichen Betrieb ein. Im gleichen Jahr wird Meyer nach seiner ersten Reserveübung im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg zum Stabsapotheker der Reserve befördert. Bis 2008 folgen die Beförderungen zunächst zum Oberstabsapotheker und schließlich zum Flottillenapotheker. In jener Zeit absolviert der gebürtige Hannoveraner seine jährlichen Reserveübungen bereits in Wilhelmshaven bei der Einsatzflottille 2 auf dem Dienstposten eines Flottillenapothekers. „Zu meinen Aufgaben gehörten u.a. die Inspizierung des Sanitätsmaterials auf den dort stationierten Schiffen“, erzählt der 45-Jährige. Höhepunkt bildete der Transit an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“, der 2003 im Rahmen der „Operation Enduring Freedom“ nach Djibouti unterwegs ist. Bis Kreta ist Meyer an Bord und in diesen drei Wochen mitverantwortlich für die Aktivierung der Apotheke des Marineeinsatzrettungszentrums (MERZ) – ein containergestütztes Rettungszentrum, das u.a. die erste notfallmäßige, auch notfallchirurgische Behandlung im Einsatz sicherstellt.

Beförderung zum Flottenapotheker

Länger als zwei Wochen kann Meyer dem Betrieb in Seelze kaum fernbleiben. „Somit muss ich mich zügig in alles einarbeiten“, sagt er und meint damit auch militärische Strukturen, wie Einhaltung von Meldewegen und Zuständigkeiten. Zu Gute komme ihm, dass er durch seine Herstellungs- und Analytiktätigkeiten im eigenen Betrieb mit vielschichtigen Abläufen vertraut sei.

Foto: privat
Meyer (hier 2003) ist durch sein Herstellungs- und Analytiktätigkeiten der Apotheke, die eine Herstellungserlaubnis gemäß § 13 AMG, besitzt mit vielschichtigen Abläufen vertraut 

2012 entschließt sich Meyer, noch den nächsthöheren Dienstgrad anzustreben: Flottenapotheker. „Die Schwierigkeit war, überhaupt einen Dienstposten zu finden, auf dem ich üben kann“, erzählt er. Doch durch Glück gelangt er an Flottenapotheker Wilfried Fellmann, den Leiter des Versorgungs- und Instandsetzungszentrums für Sanitätsmaterial in Quakenbrück, auf dessen Dienstposten er seit 2014 seine Reserveübungen absolviert. 2017 schließlich erreicht Meyer mit der Beförderung zum Flottenapotheker den höchsten Rang, den ein Apotheker als Reservist bei der Bundeswehr bekleiden kann. Einmal im Jahr ist er jetzt als Urlaubsvertretung in Quakenbrück. Neben der Beschaffung von Medikamenten gehört auch die Überprüfung des Einsatzmaterials der Schiffe und die Herstellung von Brillen zu den Aufgaben.

Nach Dienstschluss für die Mitarbeiter erreichbar

„Während der Übungen bin ich nach Dienstschluss natürlich trotzdem für meine Mitarbeiter erreichbar“, betont der Apotheker, der 2013 den väterlichen Betrieb übernommen hat und zwei Filialen betreibt. Er weiß es zu schätzen, dass er sich in seiner Abwesenheit auf sein Team verlassen kann und auch dass „meine Vorgesetzten bei der Bundeswehr in der Abstimmung der Zeiten immer flexibel und entgegenkommend waren.“



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