EMA-Warnung

Unter Retinoiden sicher verhüten und auf Depressionen achten

Stuttgart - 15.02.2018, 11:30 Uhr

EMA will Schwangerschaftsverhütungsprogramme unter Retinoiden innerhalb der EU harmonisieren. (Foto: pixelfreund / stock.adobe.com)

EMA will Schwangerschaftsverhütungsprogramme unter Retinoiden innerhalb der EU harmonisieren. (Foto: pixelfreund / stock.adobe.com)


Schwangerschaftsverhütungsprogramm nicht für alle Retinoide

Die neuen Schwangerschaftsverhütungsmaßnahmen betreffen nicht alle oralen Retinoide. Bexaroten in Targetin® setzen Ärzte bei Patienten mit kutanem T-Zell-Lymphom ein (CTCL); Tretinoin ist der Wirkstoff in Vesanoid®, einem Arzneimittel zur Behandlung der akuten Promyelozyten Leukämie (APL). Beide Arzneimittel haben rein onkologische Indikationen. Krebspatientinnen stehen ohnehin unter enger medizinische Überwachung, sodass zusätzliche Schwangerschaftsverhütungsprogramme nach Ansicht des PRAC nicht erforderlich sind

Topische Retinoide – Schwangerschaft vermeiden, ja oder nein?

Der PRAC stuft die systemische Exposition topisch applizierter Retinoide als „extrem gering“ ein. Nichtsdestotrotz empfiehlt der Pharmakovigilanz-Ausschuss auch hier, Retinoide bei schwangeren Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nicht einzusetzen. Der PRAC begründet seine Entscheidung damit, dass ein unsachgemäßer Gebrauch der Anwenderin nicht ausgeschlossen werden könne, auch eine gestörte Hautbarriere könne die resorbierte Menge an Retinoid erhöhen.

Warnung zu Depression unter Retinoiden

Der PRAC empfiehlt auch, die Produktinformation oraler Retinoide um das Risiko neuropsychiatrischer Störungen zu ergänzen. So liegen dem Pharmakovigilanz-Ausschuss Hinweise vor, dass die Einnahme von Retinoiden Stimmungsschwankungen und Depressionen begünstigt. Allerdings gibt der PRAC zu bedenken, dass unter Umständen auch die Schwere der Grunderkrankung (Hauterkrankung, Lymphom, Leukämie) bei den Retinoid-Patienten Depressionen begünstigen könnte. Für die topischen Retinoide wird es keine zusätzlichen Warnhinweise in den Produktinformationen geben. Es existieren aktuell keine Hinweise, die Depressionen und topische Retinoide in Zusammenhang bringen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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