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Apotheke bewahrt Säugling vor Überdosierung

Berlin - 21.02.2018, 14:00 Uhr

Für Apotheker Wolfgang Wittig bleibt das direkte Kundengespräch unverzichtbar. (Foto: Wiedemeier Kommunikation GmbH)

Für Apotheker Wolfgang Wittig bleibt das direkte Kundengespräch unverzichtbar. (Foto: Wiedemeier Kommunikation GmbH)


Vergangene Woche erkannte das Team der Ratinger Bären-Apotheke rechtzeitig, dass auf dem Arztbrief für einen 12 Tage alten Säugling versehentlich die doppelte Antibiotika-Dosierung vermerkt war. Die Apotheke teilte ihre Erfahrung auf Facebook und erntete dort über 7.000 Likes und hunderte positive Kommentare. Nach Einschätzung des Apothekers Wolfgang Wittig lassen sich derartige Dosier-Irrtümer nur im direkten Kundengespräch und nicht von einer Versandapotheke aufklären.

Für die Bären-Apotheke in Ratingen war der Fall am vergangenen Freitag wie aus dem Lehrbuch. Die Mutter eines 12-Tage alten Säuglings kam mit einem Antibiotika-Rezept und einem zugehörigen Arztbrief in die Offizin. Der aufmerksamen PTA erschien die Antibiotika-Menge, die im Arztbrief angegeben war, zu hoch und sie hielt Rücksprache mit dem Apotheker Wolfgang Wittig. Gemeinsam erkannten sie, dass in der Dosierungsanleitung versehentlich die doppelt so hohe Menge des Antibiotikums stand. Nach einem 20-minütigen Telefonmarathon auf der Suche nach einem zuständigen Kinderarzt erhielten sie die ärztliche Erlaubnis, die korrekte Antibiotikamenge in der Dosierungsanleitung zu vermerken.

Facebook-Nutzer loben Engagement der Apotheke

Wolfgang Wittig teilte noch am selben Abend seine Erfahrungen auf Facebook und nahm in seinem Beitrag auch Bezug auf die aktuelle Debatte um den Versandhandel: „. … mit dem Wissen, dass man grade etwas Schlimmes verhindert hat, der Krankenkasse diese Arbeit 6,52€ wert war und man abends nach Hause geht, um in der Presse zu lesen, dass es doch viel besser und günstiger für die Allgemeinheit wäre, wenn Patienten ihre Rezepte in einer Versandapotheke in Holland einlösen würden...“  schilderte Wittig seinen Eindruck über die mangelnde politische Wertschätzung für die tagtäglichen Leistungen der öffentlichen Apotheke.

Doch Wittig wurde auf Facebook für seinen Beitrag mit über 7.000 direkten Likes belohnt. Nach seinen Informationen erzielte der Post bis zum heutigen Mittwoch eine Reichweite von 628. 000 Personen. Die rund 600 Nutzerkommentare waren überwiegend positiv  „Man sollte auch niemals ein Rezept in einer online Apotheke einlösen. Warum, zeigt der geschilderte Vorfall eindeutig. Die Apotheke vor Ort ist mein Ansprechpartner, dem ich voll und ganz vertraue. Prima, dass die PTA so aufmerksam gewesen ist, und Schlimmeres verhindert hat.", kommentierte eine Userin.

 „Ich will beraten werden dazu brauche ich ein Gegenüber und Rezepte will ich sofort einlösen.“, bekräftigte eine weitere Nutzerin. Auch eine Ärztin meldete sich lobend zu Wort: „Kompliment. Menschen, die wissen, was sie tun und wovon sie reden, sind unbezahlbar. Ich bin selbst Ärztin und total dankbar für die aufmerksamen Mitarbeiter unserer Hausapotheke. Fehler können nämlich immer mal passieren."

Das direkte Kundengespräch bleibt unverzichtbar

Für Wolfgang Wittig steht fest, dass derartige pharmazeutische Fragestellungen nur durch persönliche Beratung zu lösen sind.  „Solche pharmazeutischen Probleme lassen sich nur im direkten Kundengespräch klären. In diesem Fall hätte eine Versandapotheke den Dosis-Irrtum gar nicht bemerken können, da sich der Fehler im Arztbrief und nicht auf dem Rezept eingeschlichen hatte“, erklärte Wittig gegenüber DAZ.online. Und die überwältigende Resonanz auf seinen Facebook-Beitrag zeigt, dass viele Patienten den Wert der persönlichen pharmazeutischen Beratung für ihre Gesundheit durchaus anerkennen.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

BILD

von Holger am 23.02.2018 um 8:15 Uhr

Jaaaaaaa, endlich mal ein schönes, greifbares Positivbeispiel für die segensreichen Leistungen unseres Berufsstands. Wie kriegen wir das jetzt auf die Titelseite der BILD?!!

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Als Hauptargument aufgreifen

von Bernd Jas am 21.02.2018 um 15:10 Uhr

Genau so ist es.
"...lassen sich derartige Dosier-Irrtümer nur im direkten Kundengespräch und nicht von einer Versandapotheke aufklären."
Die ganze monetische Diskussion um Rosinenpickerei, Grenz- und Groskonzernvorteile (die natürlich richtig und Wichtig ist) wird durch diese Argumentation, da der Betroffene im Zentrum steht, in den ethischen Schatten gestellt.
Wenn man sich unsere täglichen Diskussionen und Problemlösungen vorstellt, mag man sich gar nicht ausdenken wie viele Menschen wegen nicht erkannten Prolemen zu Schaden kommen.

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